Kreistag:Neue Route, alte Probleme

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Landrat Göbel kämpft für eine Straße in seiner Heimat Gräfelfing

Von Stefan Galler, Gräfelfing

Ein Grund, warum er sich um das Amt des Landrats beworben habe, sagt Christoph Göbel (CSU) immer wieder mit einem Augenzwinkern, sei die nervtötende Debatte über eine Anbindung der A 96 und des Gewerbegebietes in Gräfelfing gewesen, mit der er sich bereits als Bürgermeister der Würmtalgemeinde bis zu seinem Wechsel ins Amt am Mariahilfplatz hatte herumschlagen müssen. Er hätte das Problem gerne damals gelöst, doch alle Anläufe scheiterten, inklusive eines Bürgerentscheids für eine neue Staatsstraße 2013. Nun ist das Thema wieder in Göbels Zuständigkeit gelandet - und weiterhin kein Selbstläufer.

Zumindest hat sich eine große Mehrheit der Mitglieder des Kreisausschusses am Montag "dem Grunde nach" für den Bau einer Entlastungsstraße östlich des Gewerbegebiets Lochham ausgesprochen.

Allerdings weist der Beschluss eine Reihe von Einschränkungen auf. So "könnte" der Landkreis als Straßenbaulastträger auftreten, aber nur unter der Voraussetzung, "dass die Finanzierung des Bauprojekts durch die Gemeinde Gräfelfing sichergestellt ist". Zudem verpflichteten sich die Kreispolitiker mit ihrem Beschluss dazu, vor einer Umsetzung den gesamten Umgriff einer solchen Maßnahme zu untersuchen und Gespräche mit der Landeshauptstadt München sowie den Gemeinden Planegg und Neuried zu führen.

Das ist notwendig, weil die Folgen einer Umsetzung weitreichende Konsequenzen haben dürften: Sollte die Entlastungsstraße zwischen der Autobahn und der Staatsstraße 2343 (Würmtalstraße) als Kreisstraße realisiert werden, würde diese nämlich mittels eines Kreisverkehrs an die Gemeindestraße Neurieder Weg angebunden werden. In der Folge würde die Würmtalstraße zwischen der Pasinger/Planegger Straße in Gräfelfing und der Stadtgrenze München von einer Staats- zu einer Kreisstraße zurückgestuft und von insgesamt vier auf zwei Spuren reduziert werden, schließlich sollte der Verkehr auf diesem Teilstück durch die neue Entlastungsstraße deutlich gedrosselt werden.

Im Kreisausschuss unterstrich der Grüne Markus Büchler noch einmal die Ablehnung der Pläne durch seine Fraktion: "Die Methode, durch Straßenbau Verkehrsprobleme zu lösen, ist aus der Zeit gefallen", sagte der Landtagsabgeordnete aus Oberschleißheim. Der Landrat reagierte: "Deshalb geht es hier ja auch nicht darum, eine Straße zu bauen, sondern Autobahn und Industriegebiet zu erschließen", sagte Göbel und erwähnte den geplanten Rückbau der Würmtalstraße: Dadurch werde ein Teil der Versiegelung rückgängig gemacht. Auch bei den Gräfelfinger Kreisräten ist das Bauprojekt umstritten. Während im Kreisausschuss FDP-Politiker Jörg Scholler vehement gegen die Entlastungsstraße wetterte ("unverantwortlich"), sagte Florian Ernstberger (Freie Wähler): "Genau weil ich dort wohne, bin ich für die Straße."

© SZ vom 20.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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