Kreis und quer:Von Schwer- und Leichtgewichten

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Wer als große Nummer nach Keferloh kommt, muss aufpassen, dass er nicht als kleines Licht endet

Von Lars Brunckhorst

Wenn sich in den Bergen der Alm-Abtrieb nähert, ist im Münchner Umland großer Auftrieb. Jedes Jahr Anfang September kommen im kleinen Keferloh die großen Tiere zusammen: die Bullen und Mastochsen, die Zuchtstiere und Leittiere. Beim Keferloher Montag sind traditionell die größten und prachtvollsten Exemplare zu bestaunen, des Bauern ganzer Stolz im Stall. Laien dürfen dann ihr Gewicht schätzen und staunen nicht schlecht, wenn sie erfahren, dass so ein Kerl mühelos die Tonnenzahl eines Kleinwagens auf die Waage bringt. Diese Woche war es wieder so weit, und wer erst an diesem Wochenende aus dem Sommerurlaub zurückkehrt, hat das Landwirtschaftsfest, das immerhin mal das größte Bierfest im Raum München war und als Vorläufer des Oktoberfests gilt, mit seinen eigentümlichen Bräuchen, seinen eigenartigen Strohhüten und seinen eigenen Bierkrügen, dem tönernen Keferloher, verpasst.

Verpasst hat der Heimkehrer auch einen anderen Auftrieb ebendort, der mittlerweile ebenfalls zur Tradition gehört, vor allem in Wahljahren. Denn auch eine Reihe anderer Schwergewichte marschierte heuer wieder in Keferloh auf: Olaf Scholz etwa, der Hamburger Bürgermeister, der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff - von der Statur her allerdings eher ein Fliegengewicht - und nicht zu vergessen natürlich Horst Seehofer in Begleitung des nicht minder gewichtigen Dreigestirns der Landkreis-CSU: Christoph Göbel, Ernst Weidenbusch und Florian Hahn. Man liegt nicht groß daneben, wenn man deren Gewicht in der Kreis-, Landes- und Bundespolitik als durchaus größer einschätzt als etwa das von Bela Bach. Die SPD-Bundestagskandidatin aus Planegg versuchte sich dennoch wacker im Bierzelt und bewies, dass sie mitnichten ein politisches Leichtgewicht ist.

Ob ihr das für die Wahl in zwei Wochen hilft, sei jedoch zumindest infrage gestellt. Vor vier Jahren nutzte ein anderer Sozialdemokrat im Wahlkampf die Keferloher Bühne, um für sich und seine Kampagne zu werben: der damalige Münchner OB Christian Ude. Was aus ihm geworden ist, ist bekannt. Insofern stellt sich die Frage, ob die junge SPD-Kandidatin gut beraten war mit ihrem Auftritt auf einem Parkett, das seit Politikergenerationen den Schwarzen gehört. Andererseits waren in Keferloh auch schon eine Reihe Unionspolitiker, von denen man anschließend relativ schnell nichts mehr gehört hat. Roland Koch zum Beispiel und Günter Beckstein und - nicht zu vergessen - Karl-Theodor zu Guttenberg. Der hat heuer womöglich aus diesem Grund wohlweislich Keferloh gemieden und sich mit dessen Pendant Gillamoos begnügt. Was es für die politische Zukunft Seehofers bedeutet, dass er in Keferloh war, wird man spätestens bei der Landtagswahl in einem Jahr sehen. Kurz vor dieser ist übrigens wieder Keferloher Montag.

© SZ vom 09.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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