Kreis und quer:Ein Vorbild für alle

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Aus Garching kommt der Vorschlag, Max Mannheimer zu ehren. Aus Haar hört man nichts. Dabei hätte die Heimatgemeinde des Holocaust-Überlebenden besonderen Grund, das Gedenken an ihn wach zu halten.

Von Lars Brunckhorst

Max Mannheimer, der große Versöhner und Menschenfreund, wäre diese Woche 97 Jahre alt geworden. Ein guter Zeitpunkt, darüber nachzudenken, wie man diesem beeindruckenden Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts, der wie kaum ein anderer die Erinnerung an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte wachgehalten und nachfolgenden Generationen vermittelt hat, würdig gedenken könnte. Die SPD in Garching tut dies. Bei ihrer Mitgliederversammlung an diesem Montag, die zufällig auf Mannheimers Geburtstag fiel, schlug der ehemalige Ortsvereinsvorsitzende Christian Rotter vor, eine Schule am Ort nach dem Holocaust-Überlebenden zu benennen. Mit ihren Überlegungen stehen Rotter und die Garchinger SPD nicht allein. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, ebenfalls ein Sozialdemokrat, brachte diese Woche den Vorschlag ein, den Platz vor dem NS-Dokumentationszentrum nach dem einstigen Präsidenten der Lagergemeinschaft Dachau zu benennen.

Zwei Vorschläge, die genau zur rechten Zeit kommen. Werden doch die Stimmen der Geschichtsklitterer, die an die Gräueljahre der NS-Diktatur nicht mehr erinnert werden wollen, immer lauter und unverfrorener. Damit zeigen die Gaulands und Höckes dieser Welt, wie sehr ein Max Mannheimer heute fehlt, der es mit seiner sehr persönlichen, menschlichen und immer auch humorvollen Art geschafft hat, ganze Generationen junger Menschen zu erreichen und zur Wachsamkeit zu mahnen. Deshalb sollten sich auch andere Orte ein Beispiel an den Initiativen aus München und Garching nehmen. Insbesondere die Gemeinde Haar, in der Mannheimer viele Jahre lebte und die durch die einstige Heil- und Nervenanstalt Eglfing selbst so unheilvoll mit der NS-Geschichte verwoben ist.

Doch aus der Gemeinde hat man seit Mannheimers Tod im vergangenen Herbst nichts in der Richtung vernommen. Dabei gäbe es auch hier Einrichtungen, Plätze und Straßen, die eine Benennung nach dem großen Gemeindebürger verdient hätten. Stattdessen ist in Haar weiterhin eine Straße nach dem umstrittenen Psychiater Anton von Braunmühl benannt, der während der Euthanasieverbrechen Assistenzarzt in Eglfing war.

Auch andernorts im Landkreis gibt es immer noch historisch belastete Straßennamen, etwa in Putzbrunn, wo Bürgermeister Edwin Klostermeier und der Gemeinderat immerhin gerade dabei sind, sich kritisch mit der Vergangenheit von Wernher von Braun und Michael Hasl-beck auseinanderzusetzen. Nach dem Raketenbauingenieur, der Zwangsarbeiter für seine Forschung schuften ließ, sowie dem Bürgermeister von 1935 bis 1945 wurden nach dem Krieg zwei Straßen benannt. Die politisch Verantwortlichen könnten ein Zeichen setzen und über eine posthume Ehrung von Max Mannheimer nachdenken.

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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