Kreis und quer:Ein Bärendienst für die Demokratie

Lesezeit: 2 min

Der Farbanschlag auf die Büroräume der AfD in Unterhaching war eine törichte Aktion und schenkt der Partei eine Form der Aufmerksamkeit, die sie wahrlich nicht verdient

Von Sabine Wejsada

Sie hetzen gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel und deren Asylpolitik. Sie meutern gegen Flüchtlingsheime und deren Bewohner. Sie sprechen den demokratischen Parteien ihre Kompetenz ab und sehen sich als Option für all jene, die sich vom Establishment abgehängt fühlen oder sich selber abgehängt haben, weil sie die Chancen, die Deutschland ihnen bietet, nicht wahrnehmen wollen - oder auch können.

Die Rede ist von der sogenannten Alternative für Deutschland (AfD), die alles ist, aber bestimmt keine Alternative für die Wähler. Der offen zur Schau getragene Rechtspopulismus und die Rückwärtsgewandtheit ihrer Politik sprechen Bände. Im Landkreis München ist die AfD bisher nicht mehr als eine Fußnote. Dass sie seit zwei Jahren ihre Landesgeschäftsstelle in Unterhaching unterhält, ist den meisten Menschen bislang verborgen geblieben. Und das war gut so. Genau wie der Umstand, dass sich ihre Anhänger - wenn überhaupt - in unscheinbaren Nebenzimmern von Gasthäusern versammeln müssen - vorausgesetzt, ihre Reservierung wird vom Wirt überhaupt angenommen.

Seit dieser Woche allerdings haben die AfD-Leute im Landkreis leider die Aufmerksamkeit, die sie sich wünschen. Und sie tun das, was sie am besten können: sich als Opfer darstellen. Unbekannte haben Buttersäure, Farbe und Pflastersteine auf die Geschäftsstelle in Unterhaching geworfen und die Büros verwüstet. Mal abgesehen davon, dass eine solche Sachbeschädigung selbstredend strafrechtlich verfolgt werden muss, haben die wohl politisch motivierten Täter allen aufrechten Demokraten einen Bärendienst erwiesen. Die AfD gibt öffentlichkeitswirksam den verfolgten Märtyrer und denkt angesichts der wiederholten Farbanschläge über einen Umzug nach. Wohin? Das will man gar nicht wissen. Bleibt zu hoffen, dass die AfD-Leute ganz weit wegziehen, weil sie im Landkreis München keiner braucht.

Die gewalttätigen Gegner der Rechtspopulisten aus Unterhaching aber müssen sich eines sagen lassen: Gewalt - auch gegen Sachen - ist kein Mittel der Wahl. Und schon gleich gar kein Mittel der politischen Auseinandersetzung. Mag sein, dass eine solche inhaltliche Auseinandersetzung mit den Rechtspopulisten angesichts derer Dumpfheit ins Leere läuft. Besser als das Werfen von Steinen ist der Versuch jedoch in jedem Fall, auch wenn sich eigentlich jedes Wort zu den unsäglichen Alternativ-Politikern erübrigt.

Freiheitlich denkende Menschen dürfen nicht müde werden zu sagen, was wichtig ist und wofür es sich stets zu kämpfen lohnt: Weltoffenheit, Achtsamkeit und Verantwortungsbewusstsein. Platte Parolen von den selbst ernannten Rettern des Abendlandes haben da nichts verloren. Pflastersteine allerdings ebenso wenig.

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: