Kommunalwahlen 2020:Sachlich und ohne Berührungsängste

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CSU-Kreischef Florian Hahn (rechts) gratuliert Jürgen Ascherl zur Nominierung als Bürgermeisterkandidat. (Foto: Florian Peljak)

Die Garchinger CSU schickt ihren Fraktionschef Jürgen Ascherl als Bürgermeisterkandidaten in die Wahl

Von Gudrun Passarge, Garching

Eine echte Überraschung ist es nicht: Jürgen Ascherl, 56, tritt jetzt offiziell als CSU-Kandidat gegen Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) an. "Es reizt mich. Ich möchte Garching gestalten und nicht nur verwalten", sagt Ascherl, der seit fünf Jahren die CSU in Garching leitet und seit 2014 auch im Stadtrat als Fraktionschef sitzt. Ascherl wurde bei der Nominierungsversammlung am Freitagabend mit 100 Prozent der Stimmen in den Wahlkampf geschickt.

Ascherl ist kein original Garchinger Gewächs, aber er kennt die Stadt sehr gut, weil er schon seit 1985 dort wohnt. Seine drei Kinder sind hier aufgewachsen, und er selbst findet Garching schön. So schön, dass sich der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in München vor etwa zehn Jahren entschloss, in der CSU mitzuarbeiten, um für Garching etwas zu erreichen. Der Verwaltungsfachwirt ist ein Mann der eher leisen Töne. Im Stadtrat setzt er die Akzente seiner Partei durch Anträge und sachliche Beiträge, und er hat auch keine Berührungsängste mit politischen Gegnern. So kann es durchaus einmal vorkommen, dass er den Bürgermeister öffentlich lobt, wenn er findet, dass er etwas gut gemacht hat.

Auch jetzt schränkt er wieder ein und sagt, "ich will dem Bürgermeister keine Untätigkeit vorwerfen", dennoch ist er der Ansicht, "es ist nicht viel passiert in den vergangenen fünf Jahren". Beispiel Kommunikationszone, das Baugebiet, in dem einmal gut 3000 Menschen leben sollen. "Da waren wir zu Hannelore Gabors Zeiten so weit wie jetzt. Da ist eine ganze Amtsperiode verloren gegangen", sagt Ascherl. Wobei er verschweigt, dass mittlerweile alle Unterschriften der sieben Grundstückseigentümer zum städtebaulichen Vertrag eingeholt wurden und auch der Bebauungsplan wurde in vielen Sitzungen durchaus kontrovers diskutiert.

Grundsätzlich will Ascherl einige neue Akzente setzen, wenn er als Bürgermeister zum Zug kommt. Da ist zum Beispiel die Realschule, die seine Partei gerne in Garching bauen würde. Er sieht sowohl die Schülerzahlen als ausreichend an, um Bedarf anzumelden, als auch ein mögliches Grundstück. Es liege hinter der Grundschule Ost. Verhandlungen habe es da schon einmal gegeben, "aber die sind im Sande verlaufen". Ascherl findet, die Stadt müsse hier dem Eigentümer etwas anbieten, damit ein Kompromiss zustande kommt. Überhaupt findet er, Grundstücksverhandlungen müssten frei von einer Neiddebatte geführt werden, wie er sie manchmal im Stadtrat beobachtet. Es gebe eben die alteingesessenen Grundstückseigentümer, und es sei legitim, dass sie mit ihrem Grund Geld verdienten, "aber die Stadt und die Bürger müssen auch etwas davon haben", sagt Ascherl.

Welche Themen seinen Wahlkampf bestimmen werden, macht Ascherl stark von der Fragebogenaktion seiner Partei abhängig. 5000 solcher Fragebögen hat die CSU in Garching verteilt, mehr als 800 Antworten sind eingegangen. Ein besonders wichtiges Thema ist natürlich der Verkehr, zu dem die CSU schon vor längerer Zeit ein Gesamtkonzept im Stadtrat gefordert hat. Aber der Bürgermeister habe gesagt, man solle warten, bis der Landkreis Ende des Jahres etwas Ähnliches für den ganzen Landkreis erhoben habe, sagt Ascherl. Er habe den Landrat darauf angesprochen, "aber der weiß davon nichts". Der CSU-Vorsitzende kritisiert die bisherige Garchinger Herangehensweise als "Düpferlscheißerei". Mal ein Halteverbot hier, mal eine Ampelschaltung da. "Das ist mir zu wenig." Da müsse die Gesamtsituation überprüft werden. Die Bürger hätten in den Fragebögen auch über die Verkehrssituation insgesamt geklagt, ebenso wie über schlecht ausgebaute Radwege und häufigen Stau. Ascherl spekuliert darauf, die Staatsstraße 2350 herunterzustufen, damit Garching selbst bestimmen kann, wer die Straße nutzt und wie schnell er fahren darf, "um den Verkehr zu vermindern".

Weitere Ergebnisse der Befragung: Die Bürger wünschen sich ein Schwimmbad und ein Kino im Ort, sie hätten gerne einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt und einen Orthopäden in der Stadt, und sie sprechen sich gegen Nachverdichtung aus. "Es gibt eine deutliche Mehrheit für Neubaugebiete", möglichst mit Reihen- und Doppelhäusern, höchstens noch mit Mehrfamilienhäusern, aber nicht mit Hochhäusern.

Für den Wahlkampf verspricht Ascherl, "es wird nicht mit Dreck geschmissen", denn man müsse sich auch noch nach dem Wahlkampf in die Augen schauen und auf ein Bier miteinander gehen können. In Bezug auf den Bürgermeister sagt er, "ich will seine Erfolge gar nicht schmälern". Er sagt aber eben auch: "Man könnte mehr tun für Garching."

Ascherl ist der erste offizielle Gegenkandidat für Bürgermeister Dietmar Gruchmann, der wieder antreten will, aber dessen Nominierung noch aussteht. Bekannt ist auch, dass Hans Peter Adolf von den Grünen gegen Gruchmann kandidieren will, die Versammlung hat noch nicht stattgefunden. Bei den Unabhängigen Garchingern läuft alles auf Fraktionschef Florian Baierl oder Vorsitzende Michaela Theis hinaus, und bei den Bürgern für Garching ist die Aufstellungsversammlung für den Herbst geplant.

© SZ vom 20.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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