Kommentar:Platt gemacht

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Von "Social Commitment" keine Spur: BMW versetzt dem Rennsport im Landkreis einen herben Schlag. Aber auch die Gemeinde Garching macht keine gute Figur

Von Kevin Rodgers

Es stimmt: Die wirtschaftliche Stärke und der Reichtum von München und Oberbayern beruhen zu großen Teilen auf erfolgreichen Firmen wie BMW. Wahr ist aber auch, dass die Region deswegen auf der Überholspur unterwegs ist, weil sie besonders lebenswert und vielseitig ist. Für die Stadt und ihr Umland ist ein großes Freizeitangebot enorm wichtig. Diese Vielfalt erleidet mit dem Ende der Kartbahn in Garching einen empfindlichen Dämpfer.

Aus einer Sportstätte mit Historie wird ein knapp zweieinhalb Hektar großer Parkplatz - eine tote Fläche, anonym und ohne gesellschaftlichen Mehrwert. Der Mieterwechsel ist aus juristischer Sicht wasserdicht und nicht zu beanstanden. Wohl aber muss man konstatieren, dass eine Institution ohne Rücksicht auf Verluste platt gemacht wird. Den Beteiligten, der Vermieterfamilie und BMW, geht es dabei nur um den eigenen Profit. Leidtragende sind der Sport und die Nachwuchsfahrer.

Vor allem von der Stadt hätte man sich mehr politischen Gestaltungswillen erhoffen können. Mit seinem halbherzigen Verweis auf gebundene Hände hat sich Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann selbst zum obersten Parkplatzwächter degradiert. Auch BMW macht es sich zu einfach. Indem der Konzern betont, man habe das Grundstück angeboten bekommen, tut er so, als träfe ihn keine Schuld. Von einer Marke, die eng mit dem Motorsport verwoben ist, hätte man mehr Gespür erwartet. Zumal BMW-Chef Harald Krüger erst unlängst das "Social Commitment" seines Unternehmens eigens hervorgehoben hat.

Sicher: Das Grundstück mag für BMW eine günstige Gelegenheit sein. Angebote können jedoch auch ausgeschlagen werden. Doch am Petuelring denkt man offenbar in anderen, globalen Dimensionen. Da bleibt für Traditionen und Engagement in der Heimatregion kein Platz. Statt nach Alternativen zu suchen, die sicher zu finden gewesen wären, wie "Strietzel" Stuck zu recht sagt, stellt BMW sein Desinteresse an der Region und dem hiesigen Motorsport zur Schau. Künftige Rennfahrerlegenden werden künftig woanders herkommen.

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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