Kommentar:Opposition im Wahlkampfmodus

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Taufkirchens Bürgermeister liefert seinen Gegnern eine Steilvorlage. Vor allem die SPD nutzt dies nur allzu gerne

Von Patrik Stäbler

Zwei Veranstaltungen hat es in Taufkirchen gegeben, die Bürgermeister Ullrich Sander im Nachgang als "Jungbürgerversammlung" titulierte: Zur ersten im Jugendkulturzentrum wurden alle Erstwähler aus dem Ort eingeladen - etwa 300, von denen aber bloß drei erschienen; die zweite fand vormittags in der Mittelschule statt, vor etwa 70 Neunt- und Zehntklässlern, die anstelle des Unterrichts dem Bürgermeister ihre Wünsche vortrugen. Weder das eine noch das andere verdient aber den Namen Jungbürgerversammlung, da das Gros der Jugendlichen aus Taufkirchen jeweils außen vor blieb. Oder hätte ein 17-Jähriger, der das Gymnasium in Unterhaching besucht, etwa schwänzen sollen, um in die Mittelschule zu gehen?

Schlechter Stil von Sander war es überdies, dass er Teile des Gemeinderats, die so oft und vehement eine Jungbürgerversammlung gefordert hatten, nicht mit einbezog. So erfuhren etliche Gemeinderäte erst im Nachhinein, dass es ein Treffen mit Erstwählern gegeben hatte; und den Vormittagstermin in der Mittelschule konnten viele berufstätige Gemeinderäte nicht wahrnehmen. Mit alledem hat Sander eine Flanke geöffnet, in die SPD und Grüne nun bereitwillig stoßen - mit einer eigenen Jungbürgerversammlung, ohne Einbeziehung des Rathauschefs.

Gerade den Sozialdemokraten kommt das zupass, befinden sie sich doch seit der Nominierung von Matteo Dolce als Bürgermeisterkandidat im Wahlkampfmodus. So vergeht kaum eine Woche ohne Veranstaltung, Pressemitteilung oder Gemeinderatsantrag der SPD - stets verbunden mit versteckter oder offener Kritik am amtierenden Rathauschef. Diese Taktik könnte jedoch auch nach hinten losgehen. Denn gerade in der Lokalpolitik reagieren viele Wähler empfindlich, wenn eine Partei Fundamentalopposition betreibt. Überdies - das scheinen Dolce und Co. zu vergessen - ist es noch ein ganzes Jahr hin bis zur Kommunalwahl. Und wer zu früh die Wahlkampftrommel rührt, dem droht auf lange Sicht, die Puste auszugehen.

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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