Kommentar:Nicht gehen, sondern bleiben

Lesezeit: 1 min

Garching droht der finanzielle Kollaps, wenn Ismaning und Unterföhring den Zweckverband für das Werner-Heisenberg-Gymnasium verlassen. Das darf nicht geschehen

Von Martin Mühlfenzl

Das System der Schulzweckverbände, das es in dieser Form nur im Landkreis München gibt, ist ungefähr so bekannt und beliebt wie das derzeit heiß diskutierte Thema der Straßenausbaubeitragssatzung. Mit dem feinen Unterschied allerdings, dass der Landkreis und die Kommunen in den Zweckverbänden wissen, was sie für Schulneubauten und -sanierungen zu zahlen haben. Im Fall der Stadt Garching wird aus dem Wissen aber auch schnell ein Fürchten, denn daraus könnte der finanzielle Kollaps resultieren.

Denn in Schulzweckverbänden ist es auch wie in einer Ehe: Kommt es zur Scheidung, muss meist einer richtig blechen. Die Gemeinden Ismaning und Unterföhring freilich wollen der geplanten Trennung von Garching etwas die Schärfe nehmen. Sie wollten aus dem gemeinsamen Zweckverband für das Garchinger Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG) nicht "austreten". Nein, sie werden, wenn ihre eigenen Gymnasien einst fertig sind, vielmehr "ausscheiden". Klingt friedlicher und soll den Eindruck vermitteln, die Scheidung werde ohne größeren Knatsch vonstatten gehen. Damit aber ist nicht zu rechnen. Denn die reichen Gemeinden Ismaning und Unterföhring werden den verhältnismäßig armen Nachbarn richtig schröpfen. Sie werden sich in ihre eigenen Zweckverbände zurückziehen - und von Garching zurückfordern, was sie einst in das WHG investiert hatten. In ein Gymnasium, von dem die Kinder und Jugendlichen der beiden Orte seit Anfang der Siebzigerjahre profitiert haben.

Statt einer für Garching sündhaft teuren Scheidung aber wäre vielmehr die Vereinigung in einem großen Zweckverband der bald drei Gymnasien die optimale Lösung. Ähnlich wie im Zweckverband Süd-Ost, in dem neun Kommunen die Zukunft von ebenfalls drei Gymnasien gemeinsam gestalten. Oft im Streit - aber letztlich immer mit sinnvollen Kompromissen. Und finanziell auf Augenhöhe, ohne dass ein Partner erheblichen Schaden nimmt.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: