Die Mission Realschule steht in Haar unter einem schlechten Stern. Das Grundübel ist, dass es zu Beginn ein parteipolitisch getriebenes Projekt war. Die örtliche CSU wollte sich profilieren und brachte die Forderung vor Jahren auf die Tagesordnung. Das war in gewisser Weise visionär. Manche nahmen das Vorhaben zunächst nicht ernst, vor allem die SPD wurde auf dem falschen Fuß erwischt und merkte erst spät, dass sich das Thema nicht ignorieren lässt. Heute muss man Gemeinden im Landkreis suchen, die keine Realschule und kein Gymnasium für sich fordern. Schulbau ist das Gebot der Stunde.
Doch die Vision der CSU beschränkte sich darauf, eine Realschule zu wollen. Wie die Gemeinde die Millionenkosten tragen soll und nicht zuletzt die Frage, wo die Schule Platz finden könnte - das war für die CSU zweitrangig, während diese Unwägbarkeiten die SPD lange zögern ließen. Im Mai haben Landrat Christoph Göbel und Bürgermeisterin Gabriele Müller in einer Erklärung deutlich gemacht, wie sie den Schulcampus verwirklichen wollen. Sie zeigten einen Kompromiss bei der Finanzierung auf und bekannten sich zum Standort Gronsdorf.
Letzterer ist wegen der schwierigen Verkehrserschließung des Areals nicht mehr als ein Wunsch. Eine Fach- und Berufsoberschule kann laut Gutachter entstehen. Doch für weitere Schulbauten wäre eine neue Straße nötig. Und deren Bau hängt fatalerweise von der Bereitschaft eines Grundstückseigentümers ab, eine Fläche abzugeben. Was der Bau der Nordtangente - so sie kommt - noch nach sich zieht, ist abzusehen: Massive weitere Bebauung ist zu erwarten. Das Pferd wurde von hinten aufgezäumt. Haar wäre zu wünschen, es gäbe einen anderen Campus-Standort.