Kommentar:Das System wankt

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Taufkirchen zeigt sich beim Bau neuer Schulen zutiefst unsolidarisch - hat aber die Chance, einen Irrtum zu korrigieren

Von Martin Mühlfenzl

Solidarität ist ein großes Wort. Es steht für Partnerschaft, Zusammenarbeit, gleiche Augenhöhe, die Abkehr von Egoismen - und Gerechtigkeit. Die Taufkirchner Gemeinderäte haben in der vergangenen Woche sehr ausdrucksstark, weil einstimmig der Solidarität unter dem Landkreis und seinen Städten und Gemeinden eine Absage erteilt, die dem so klug austarierten und wirkungsvollen System beim Bau weiterführender Schulen nachhaltigen Schaden zufügen könnte - es sogar ins Wanken bringen könnte.

Es ging eigentlich um eine Formalie; die Bestätigung einer Entscheidung, die lange vorher ausgehandelt worden war. Der Zweckverband des Gymnasiums Oberhaching soll den Neubau einer Fachoberschule und einer Realschule in Oberhaching sowie in der Folge eines neuen Gymnasiums in Sauerlach verantworten. Dieses Verfahren ist Standard, wenn es um den Neubau von Schulen geht. Der Landkreis und die betroffenen Kommunen einer ausgewählten Region tun sich zusammen, planen und - was ebenso selbstverständlich ist - finanzieren das Projekt gemeinsam. Taufkirchen aber will nicht mehr zahlen - weder für die Realschule in Oberhaching noch das Gymnasium in Sauerlach. Ein veritabler Profiteur des bestehenden Systems, der sich noch vor drei Jahren den sündhaft teuren Neubau einer Realschule auf eigenem Grund mitfinanzieren ließ, schert aus dem so erfolgreichen Weg der Solidarität aus und igelt sich in einer egoistischen Blockadehaltung ein.

Entweder haben die Taufkirchner Gemeinderäte nicht begriffen, was sie da anrichten. Oder sie haben bewusst entschieden, künftig nur noch das eigene Wohlergehen bei politischen Entscheidungen im Blick zu behalten. Letzteres würde das Ende der Solidargemeinschaft zwischen Landkreis und Kommunen bedeuten, die in den vergangenen Jahren so viel bewirkt und den Landkreis in den modernsten Schulstandort des Freistaats verwandelt hat. War es indes nur Unkenntnis, haben die Taufkirchner die Chance, diesen Fehler zu korrigieren und zur konstruktiven, partnerschaftlichen Zusammenarbeit zurückzukehren.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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