Kirchheim:Wo Senioren an Grenzen stoßen

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Die Gemeinde Kirchheim lässt sich bei einem Forum von Betroffenen beraten

Von Christina Hertel, Kirchheim

Was macht die Seniorin, die mit ihrem Rollator nicht in den Bus kommt? Wie soll der Rollstuhlfahrer die S-Bahn erwischen, wenn es keinen Lift gibt? Sollen sie den ganzen Tag daheim bleiben? Die Gemeinde Kirchheim möchte das nicht und hat das erste Forum für Menschen mit Behinderung veranstaltet. Eingeladen waren alle Bürger mit einem Schwerbehindertenausweis. Sie sollten ihre Wünsche äußern und erzählen, an welchen Stellen sie im Ort an Grenzen stoßen.

Im vergangenen Oktober brachte das Landratsamt München einen Aktionsplan für die Belange von Menschen mit einer Behinderung heraus. Darin stehen Maßnahmen, die der Landkreis in den nächsten fünf Jahren erreichen möchte. Barrierefreie Haltestellen, ein Mobilitätsservice auf Abruf, Familienzentren für Eltern von Kindern, die einen besonderen Förderbedarf haben, und spezielle Kursangebote in den Volkshochschulen sind nur ein paar Beispiele dafür. Kirchheim möchte die Ziele dieses Aktionsplans erfüllen, aber nicht an den Menschen vorbei organisieren. Deshalb initiierte Christian Freund, Chef im Amt für Soziales in Kirchheim, das Forum.

"1969 landeten Menschen zum ersten Mal auf dem Mond, aber noch immer kann nicht jeder Behinderte ohne Probleme Zug fahren", sagte Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU). Und sprach damit aus, was viele Menschen stört: nicht mobil zu sein und wenn, dann nur beschwerlich. In Kirchheim gibt es noch keinen Lift zum Bahnsteig, doch bis 2018 soll der S-Bahnhof laut Böltl barrierefrei werden.

Doch die S-Bahn ist nicht das einzige Verkehrsmittel, das den Kirchheimern Schwierigkeiten bereitet. "Wenn ich mit meinem Rollator in den Bus einsteigen will, habe ich ein Problem", sagte eine ältere Frau. Denn auch hier ist der Abstand zwischen Bordstein und Bus oft zu groß. Besonders Veranstaltungen am Abend wie zum Beispiel Bürgerversammlungen sind für viele oft nur schwer zu erreichen. Deshalb wünschte sich eine Seniorin einen Fahrdienst, der sie Zuhause abholt und wieder zurückbringt. So einen Fahrdienst hat der Gemeinderat zwar schon beschlossen, allerdings wird er relativ teuer. Für vier Personen kostet eine Fahrt hin und zurück wohl um die 100 Euro.

Knapp die Hälfte der schwerbehinderten Menschen in Bayern ist zwischen 55 und 75 Jahre alt. Mehr als ein Viertel ist älter. Auch in Kirchheim kamen die meisten Wünsche von Älteren. Doch trotzdem will die Gemeinde auch für Kinder mit Behinderung etwas tun. Von September an soll es zum Beispiel im Hort St. Andreas eine integrative Gruppe geben. Der Kindergarten St. Franziskus wird barrierefrei und auch das neue Haus für Kinder soll für alle zugänglich sein. Eine Krippe mit Integrationsplatz wird es aber so schnell nicht geben.

© SZ vom 07.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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