Kirchheim:Willkommen in der Gegenwart

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Die Gemeinde Kirchheim hat mit Zuschüssen des Freistaats das Breitbandnetz ausgebaut

Von Christina Hertel, Kirchheim

Steinzeitliche Zustände habe es zum Teil in Kirchheim gegeben, sagt Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) und meint die Internetverbindung in seiner Gemeinde. Homeoffice, Download von Daten, Streamen von Videos - in manchen Ortsteilen von Kirchheim war das bislang nur bedingt möglich. Böltl erzählt von einer Anwältin, die auf die Terrasse ging und das Mobilfunknetz nutzte, wenn sie große Daten verschicken wollte. Das ist jetzt anders. Das Breitbandnetz wurde ausgebaut. Bis zu 50 Megabit pro Sekunde beträgt die Übertragungsgeschwindigkeit nun laut Böltl.

Insgesamt geht es um 1500 Haushalte in Kirchheim-Nord, Kirchheim-Mitte, Vogelsiedlung, Heimstetten-West und Heimstetten-Ost. Sie alle waren bis jetzt nicht gut an das Internet angebunden. Um das zu ändern, beantragte Kirchheim eine Förderung vom Freistaat. Das Förderfahren war langwierig und bürokratisch, doch am Ende hat es sich gelohnt: Etwa 125 000 Euro der Kosten für den Anschluss trägt der Freistaat. Den Rest von 217 000 Euro muss die Gemeinde selbst bezahlen.

Viele Firmen hätten sich bereits bei Böltl über das schlechte Internet beklagt sagt er. "Eigentlich ist das gar keine Errungenschaft mehr, wir haben schlichtweg einen Missstand beseitigt." Doch solche Missstände gibt es offenbar auch in anderen Teilen Bayerns. Der Freistaat stellt deshalb im Rahmen eines Förderprogrammes bis zu 1,5 Milliarden Euro bereit, um ein schnelleres Netz zu schaffen. Momentan befinden sich fast 2000 Kommunen in diesem Förderfahren. Im Landkreis sind es 19 von insgesamt 29 Gemeinden, zum Beispiel Garching, Aschheim, Grünwald, Ottobrunn und Oberschleißheim.

Warum ist in Bayern das Internet so schlecht? Josef Ledermann, der Ingenieur, der Kirchheim beraten hatte, hat dafür folgende Erklärung: "Das, was vor ein paar Jahren noch gut war, ist es mittlerweile nicht mehr." Etwa alle zwei Jahre verdopple sich der Bedarf. Jens Dübe von der Telekom glaubt, dass es an noch etwas anderem liegt. Private Firmen stellen die Netze bereit - und es gebe einfach gewisse Gebiete, die sich für diese Unternehmen wirtschaftlich nicht lohnen. "Und dann investieren sie auch nichts." Also muss der Staat aushelfen - wie in Kirchheim. Von alleine ändert sich bei den meisten Bürgern aber nichts. "Sie müssen schon auch neue Verträge abschließen", sagt der Ingenieur Ledermann.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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