Kirchheim:Schüler erinnern an Menschenrechte

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Brigitte Marx von der Kirchheimer Ortsgruppe von Amnesty International (in der Mitte mit Bürgermeister Maximilian Böltl) hat das Projekt der Neuntklässler angeregt, Geschichtslehrer Holger Heidemann (hinten links) hat es betreut. (Foto: Gemeinde Kirchheim)

Kunstwerk von Neuntklässlern steht künftig im Büro des Kirchheimer Bürgermeisters

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

"Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren." 70 Jahre ist es nun her, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen diesen Satz verkündet und damit die Allgemeinen Menschenrechte erklärt hat. Doch wie ist es heute um die Rechte bestellt? "In einigen Ländern gibt es immer noch die Todesstrafe, obwohl sie das Recht auf Leben verletzt. Wir hören immer wieder von Folter, entgegen dem Recht auf körperliche Unversehrtheit", sagt Brigitte Marx von der Kirchheimer Ortsgruppe von Amnesty International.

Aus diesem Anlass entstand die Aktion "Menschenrechte in die Rathäuser". Amnesty International rief im Jubiläumsjahr der Menschenrechtserklärung dazu auf, Titelseiten der Deklaration neu zu gestalten, um sie dann in Form eines großen Aufstellers oder eines Plakats an einen Bürgermeister zu übergeben. "Die Rechte sollen in der Öffentlichkeit immer sichtbar sein", erläutert Brigitte Marx das Ziel der Aktion. Mit dieser Idee wandte sie sich an die Fachschaft Kunst des Gymnasiums in Kirchheim, die sich sofort begeistert zeigte.

Beinahe seit Anfang des Schuljahres haben die Schüler der Klasse 9d im Unterricht an dem Projekt gearbeitet. Um ihnen das Thema näher zu bringen, hielt zunächst Marx eine Stunde über Menschenrechte, im weiteren Verlauf unterhielten sich die Jugendlichen Stück für Stück darüber. "Einige Aspekte haben die Schüler sehr betroffen gemacht", erzählt Geschichtslehrer Holger Heidemann, der die 9d bei dem Projekt unterstützte. Auch über die Gestaltung des Aufstellers diskutierte die Klasse im Kunstunterricht. "Wir haben uns für eine Collagearbeit entschieden, um die verschiedenen Auffassungen zu diesem Thema zu zeigen", sagt Heidemann. Einige der kleinen Werke seien zwar rätselhaft, "aber sie sollen ja auch zum Nachdenken anregen", meint der Lehrer. Zu sehen sind auf dem Plakat der Kirchheimer Schüler unter anderem ein Gedicht über Meinungsfreiheit, ein Bild, das die Bedeutung der Bildung symbolisieren soll, sowie die Zeichnung eines Mannes, der auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wird. Daneben hat ein Schüler aufgeschrieben, welche Menschenrechte die Todesstrafe verletzt. Inhaltlich hätten sich die Neuntklässler alles selbst überlegt. "Dadurch hatten sie einen persönlichen Bezug", so Heidemann. Er habe seine Klasse nie motivieren müssen, jeder habe sich gerne am Projekt beteiligt. "Sie sind alle stolz darauf, denn es ist ihr Ding", sagt Heidemann. Dass die Schüler zufrieden mit ihrer Arbeit sind, betont ein Mädchen vor der Übergabe des Ausstellers an Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU). "Wir haben viele schöne Sachen zustande gebracht, das war wirklich ein tolles Projekt."

Böltl teilte die Begeisterung der Schüler und bedankte sich bei ihnen: "Ich bin beeindruckt, was ihr auf die Beine gestellt habt." Denn auch in einer Region, in der fast alle Menschenrechte selbstverständlich seien, sollte man sich überlegen, ob sie tatsächlich geachtet würden. "Wir brauchen gar nicht weit weg reisen, um Verletzungen der Menschenrechte zu beobachten," meint Böltl. Als Beispiel nennt der Bürgermeister das Thema Mobbing, ebenfalls eine Art der Folter. "Da wird vermutlich jeder Beispiele aus dem Alltag kennen." Böltl hat vor, den Aufsteller in sein eigenes Büro zu stellen, "um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, die mich besuchen." Sinn der Aktion sei schließlich nicht, ein Museumsstück auszustellen, sondern die Menschen zum Austausch zu bewegen. "Und das soll nicht nur im Vorbeigehen passieren."

© SZ vom 13.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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