Kirchheim:Schöne bunte Farbenwelt

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Die Heimstettener Huber-Group feiert ihr 250-jähriges Bestehen. Die Druckfarben-Dynastie verkauft und produziert weltweit. Voller Erfolge steckt die Geschichte des Familienunternehmens, doch die Digitalisierung erschwert das Überleben in der Branche.

Von Markus Mayr, Kirchheim

Die Huber-Group macht die Welt bunter: seit 250 Jahren. Unlängst feierte der Druckfarbenhersteller dieses Jubiläum mit dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter im Hofbräukeller. Dort im Münchner Osten, in Haidhausen, liegen die Anfänge der Firma begründet. Ihnen und der Erfolgs-Geschichte des Unternehmens widmet sich das Haidhausen-Museum derzeit mit der Ausstellung "Münchner Lacke und echter Karmin". Die steile Erfolgskurve von damals ist allerdings inzwischen abgeflacht.

Denn die Gegenwart ist für die Druckbranche nicht rosig. Was einst Haidhausen war, ist nun Heimstetten. Was früher der Raum München war, ist heute die ganze Welt. Die Rede ist vom Firmensitz und vom Geschäftsbereich der Huber-Group, die früher noch Michael Huber München Gesellschaft (MHM) hieß. Die Geschichte der Firma reicht zurück in das Jahr 1765, in dem Mathias Mittermayr dem kurfürstlichen Hof in München die Erlaubnis abrang, Farben im In- und Ausland verkaufen zu dürfen. Der Maurer, der schon bald "Farbmacher" heißen sollte, meldete am Hof sein erstes Patent an: für die Herstellung von Siena-Laque, einem satten Rotgelbton, von Berliner Blau, rotem Karmin und der gelben Farbe des Münchner Stadtwappens. Eine Gründungsurkunde und die Firmenchronik, geschrieben von Historiker Andy Sauer, belegen das.

Als Mittermayrs Enkel Michael Huber 1815 die Geschäfte übernahm und ausdehnte, erhielt die Firma ihren Namen. Huber pflegte Kontakt zu Alois Senefelder, der Ende des 18. Jahrhunderts die Lithografie erfunden hatte, ein Flachdruckverfahren. So begann Huber, Farben zum Drucken herzustellen. Deutschlands - nach Firmenangaben - ältester Druckfarbenhersteller war entstanden.

Drei Generationen lang trugen die männlichen Hubers den Namen Michael. Sie expandierten mit MHM nach England, Spanien und Italien. Ein Enkel von Huber senior gründete 1892 ein Tochterunternehmen in den USA. Die Jahre der beiden folgenden Weltkriege zwangen MHM, die Produktion herunterzufahren, männliche Arbeiter wurden zum Wehrdienst berufen. Farben waren nicht kriegsrelevant. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs rappelte sich MHM wieder auf. 1965 fiel die Entscheidung, in der Heimat erneut zu vergrößern. Bis dahin saß die Firma in Haidhausen am Münchner Ostbahnhof. Doch dort war im Lauf der Jahre der Platz zu eng geworden. Deshalb zog MHM nach Heimstetten um. Wo heute das große Gewerbegebiet liegt, waren vor 50 Jahren noch Felder und Wiesen. Inzwischen firmiert die Huber-Group dort auf 6,4 Hektar.

Erst seit der Fusion mit der Hostmann-Steinberg Gesellschaft in Celle dieses Jahr heißt MHM nun Huber-Group. Die Unternehmensgruppe unterhält inzwischen weltweit 130 Filialen und Außenlager mit 3 500 Mitarbeitern und bietet "maßgeschneiderte Lösungen für Druckanwendungen", wie es auf ihrer Webseite heißt. Unter anderem gehört die Firma Gleitsmann Security Inks zur Huber-Group. Sie produziert Farbe für die Eurobanknoten.

Der "sechstgrößte Farbkonzern der Welt", wie Firmensprecher Rainer Herbst sagt, ist noch immer vollständig in Familienhand. Die Farbendynastie sei inzwischen in der neunten Generation auf mehr als zwanzig Familien angewachsen, so Herbst. Gemeinsam hielten sie alle Anteile am Unternehmen. Das letzte Familienmitglied habe sich allerdings vor zweieinhalb Jahren aus der Geschäftsführung zurückgezogen, so der Sprecher.

Ihre Marktmacht hat die Huber-Group 2006 mit einem Coup zementiert. Sie übernahm das indische Unternehmen Micro Inks, das die für die Farbproduktion wichtigen Pigmente herstellt. So konnte sich die Huber-Group loslösen vom Farbpigmente-Markt, ihre eigenen herstellen und sich so einen Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern verschaffen. Herbst spricht von einem "Meilenstein" und von "Rückwärtsintegration". Der ehemals ausgelagerte Produktionsteil gehört nun wieder zur Firma.

Mehr als zwei Jahrhunderte lang ist die Huber-Group größer geworden, hat sich auf dem Markt behauptet, kleine Betriebe geschluckt und ihre Position in der Farbenwelt gefestigt. Diese Vormacht erleichtert nun ihr Bestehen in schwerer Zeit. Denn die Druckfarbenbranche schrumpft. Was früher auf Papier stand, gibt es heute digital. "Seit 2007 sind wir keine Wachstumsbranche mehr", sagt Herbst. Es gebe aber immer noch Nischen, wie zum Beispiel die haptischen, also fühlbaren Drucke. Doch den schwindenden Zeitungsdruck beispielsweise könne nichts ersetzen. "Diese Mengen sind weg", so Herbst. In Heimstetten ist die Krise noch nicht angekommen. Eine Tochter in der Schweiz hat die Huber-Group bereits geschlossen.

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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