Kirchheim:Regale auf Rädern

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Der Bürgermeister als Umzugshelfer: Maximilian Böltl und Büchereileiterin Elvira Herfurtner befüllen ein Transportregal mit Büchern. (Foto: Claus Schunk)

Die Kirchheimer Gemeindebücherei zieht von der Grund- und Mittelschule in den ehemaligen Schleckermarkt. Dort sollen künftig auch Lesungen stattfinden

Von Christina Hertel, Kirchheim

Zum Lesen kommt Elvira Herfurtner zurzeit nicht. Die Leiterin der Gemeindebücherei in Kirchheim ist mit anderem beschäftigt: sortieren, organisieren, ausmisten. Die Bücherei zieht um - von der Grund- und Mittelschule an der Heimstettner Straße in den Schlehenring. Eigentlich nur ein paar Straßen weiter, aber der Aufwand ist trotzdem groß. 25 000 Medien müssen in den neuen Räumen ihren Platz finden. Einfach rein in Kisten wie beim Wohnungsumzug, das geht bei der Menge nicht. Die ganzen Bücher, CDs, DVDs und Spiele kommen auf sogenannte Transportregale. In die wird alles gleich so hineinsortiert, wie es später in der neuen Bücherei auch stehen soll. Während der Sommerferien, bis zum 5. September, richten Herfurtner und ihre fünf Kolleginnen ihre neuen Räume ein, dann ist die Wiedereröffnung. "Meine größte Sorge ist, dass beim Transport jemand etwas durcheinander bringt", sagt sie.

Schon seit zehn Jahren arbeitet Herfurtner als Leiterin der Gemeindebücherei. Und ein bisschen wehmütig wird sie schon, wenn sie daran denkt, dass sie sich nun ganz von ihrem alten Arbeitsplatz verabschieden muss. Gehen wollte sie nie, aber es ging nicht anders. Die Grundschule, in der die Bücherei untergebracht ist, braucht die Räume selbst. Sie will dort eine Mensa schaffen. Der Umbau dafür beginnt auch während der Sommerferien.

"Viele Leser bedauern, dass wir raus müssen. Ich sag dann immer: Unsere schöne Atmosphäre nehmen wir ja mit", sagt Herfurtner. Früher waren in den Räumlichkeiten am Schlehenring zuerst ein Supermarkt und dann ein Schlecker-Drogeriemarkt untergebracht. Seitdem das Unternehmen pleite ging, steht der Markt leer. Die Eigentümer wollten die Immobilie eigentlich verkaufen und zu Wohnungen umbauen lassen. "Wir fanden es aber schade, dass dann in dem Eck gar nichts mehr los sein würde", sagt Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU). Und so entschied sich die Gemeinde, die Immobilie zu kaufen und dort einen neuen Platz für die Bücherei zu schaffen.

Weil Räume für einen Drogeriemarkt freilich ganz anders aussehen als die für eine Bücherei, musste umgebaut werden. Neue Fenster, neuer Boden, neue Toiletten. In der Bücherei gibt es jetzt ein Lesecafé, in dem die Kunden in die Bücher schon mal hineinschmökern können, bevor sie welche ausleihen. Im Sommer können sie das auch im Freien: Hinter der Bücherei zwischen den Bäumen sollen dann Sitzgelegenheiten aufgestellt werden. Auch Lesungen können in der Bücherei stattfinden. "Die Regale stehen alle auf Rollen, so dass man sie für eine Veranstaltung leicht wegschieben kann", sagt Herfurtner.

Neu ist außerdem die Abteilung für Krimis. Die standen früher bei der Belletristik. "Wir schaffen aber nichts Neues an", sagt die Büchereileiterin. Im Gegenteil: Vor dem Umzug hat sie sogar noch ausgemistet. Insgesamt 3500 Medien, die schon seit Jahren niemand mehr ausgeliehen hat, hat Herfurtner verkauft, zum Beispiel auf dem Kirchheimer Dorffest. Obwohl die Bücherei gerade geschlossen ist, lässt Herfurtner eine Gruppe Kindergartenkinder hinein. "Schaut euch nur um", sagt sie. Für Herfurtner ist die Bibliothek mehr als nur ein Gebäude zum Bücherausleihen. Für sie ist eine Bücherei ein Ort der Kommunikation - wo sich Alt und Jung austauschen können. Und das soll auch so bleiben: Die Kleinen bekommen in den neuen Räumen einen eigenen Bereich - mit bunten Regalen, Sitzkissen, kleinen Stühlen und Tischen. Die Möbel nimmt Herfurtner aus der alten Bücherei mit, sie wurden erst vor acht Jahren angeschafft. Ansonsten bekommt sie aber neue Regale - viele von ihnen sind schon mehr als 30 Jahre alt.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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