Kirchheim:Mehr Wohnungen

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Pläne für neue Ortsmitte Kirchheims ändern sich massiv

Von Christina Hertel, Kirchheim

Kein Thema beschäftigt die Gemeinde Kirchheim länger: die Ortsmitte. Seit etwa 40 Jahren diskutieren Gemeinderäte darüber, wie sie die Ortsteile Kirchheim und Heimstetten miteinander verbinden könnten. Und weil sich die Pläne tatsächlich immer wieder ändern, möchte Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) bei der nächsten Bundestagswahl 2017 die Bürger darüber entscheiden lassen. Er will einen Bürgerentscheid, bei dem über die gesamte Planung abgestimmt werden soll. "Das ist für mich die repräsentativste Form der Beteiligung." Und die halte er bei dem Thema, das die Gemeinde schon seit so vielen Jahren bewege, für notwendig.

Tatsächlich sind auch im Gemeinderat nicht alle zufrieden mit der Entwicklung des Projekts. Zwar wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung der Auslobungstext für den Architektenwettbewerb beschlossen - enthalten sind unter anderem eine Bücherei und je nach finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde ein Bürgersaal für 400 Personen - doch Rüdiger Zwarg von den Grünen ist mit den Plänen für das gesamte Areal nicht einverstanden. Besonders stört ihn die Arbeit der Projektgruppe, die aus den drei Gemeinderäten Franz Glasl (CSU), Gerd Kleiber (FDP), Stephan Keck (SPD) und Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) besteht. Sie war gegründet worden, um den Planungsprozess für die Ortsentwicklung zu begleiten. Doch obwohl die Gruppe die Pläne massiv geändert habe, sei der Gemeinderat nicht ausreichend informiert worden. Zum Beispiel sei die Fläche von 100 Hektar auf 689 000 Quadratmeter geschrumpft, statt 20 Prozent gebe in den neuen Plänen 60 Prozent Mehrfamilienhäuser. Der grüne Ortspark werde dadurch kleiner. Im Osten, im Bereich des Lindenviertels, werde anders als ursprünglichen vorgesehen mit fast gar keiner Bebauung mehr geplant.

Zwarg kritisiert, dass der Gemeinderat über die Treffen der Projektgruppe nicht ausreichend informiert worden sei - zum Beispiel habe er keine Protokolle und auch keine Übersicht über die Finanzierung bekommen. Am Freitag trifft sich der Gemeinderat zu einem nicht-öffentlichen Workshop zu dem Thema, im September soll das Gremium über die Pläne abstimmen. Zwarg geht das zu schnell.

Gerd Kleiber von der FDP hat für die Vorwürfe von Rüdiger Zwarg kein Verständnis: "Wir müssen als Gemeinderäte sachlich vernünftige Arbeit machen und dürfen uns nicht mit Parteistreitigkeiten aufhalten." Und auch Bürgermeister Maximilian Böltl hält die Aufregung für inszeniert. Es sei normal, dass Entwürfe weiterentwickelt werden, insbesondere weil der Siegerentwurf mittlerweile fünf Jahre alt sei. "Außerdem erarbeitet die Projektgruppe nur Vorschläge. Die Entscheidung trifft der Gemeinderat." Sowieso gehe es momentan darum, ein Konzept zu erstellen und noch keinen konkreten Bebauungsplan. "Wenn der Gemeinderat aber so weit ist, sollen die Bürger noch einmal über alles abstimmen."

Stefan Keck von der SPD hält manche Kritikpunkte von Zwarg für gerechtfertigt. Tatsächlich hätten sich die Pläne verändert. "Aber es ist heute einfach nicht mehr sinnvoll, so viele Einfamilienhäusern zubauen." Seine Fraktion habe sich immer für den Geschosswohnungsbau ausgesprochen, alles andere sei nicht mehr bezahlbar. Insgesamt hält er die Pläne nun für besser, aber er sagt auch: "Ich habe Verständnis für das Misstrauen." Tatsächlich seien bis jetzt keine Protokolle über die Treffen der Projektgruppe verteilt worden. Doch das soll sich in Zukunft ändern. Böltl plant eine Online-Datenbank, aus der alle Protokolle und Planungsstufen heruntergeladen werden können.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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