Kirchheim:Marke mit Mundwerk

Lesezeit: 3 min

Kirchheims Kulturreferentin Katharina Ruf setzt neue Akzente - etwa mit Kabarett aus Österreich

Von Verena Fücker, Kirchheim

Seit rund acht Monaten ist Katharina Ruf nun Kultur- und Pressereferentin in Kirchheim - eine Position, die es so vorher nicht gab. Ihre primäre Aufgabe: Das kulturelle und gesellschaftliche Leben in der Gemeinde zu befeuern und entsprechende Veranstaltungen zu etablieren. Für dieses Jahr hat sie das Motto "Kirchheim zwischen Kultur und Tradition" ausgegeben. Ihr Fazit nach rund sechs Monaten fällt positiv aus: "Diese Zeit stand unter dem Einfluss des 50. Vereinsjubiläums der Musikkapelle Kirchheim und von 30 Jahren Cantate-Kirche", erklärt Ruf. Anfang August folgte der von der Kommune unterstützte Festakt des Hoaschdenger Kegelclubs, der ebenfalls 50 Jahre alt wurde. "In Kirchheim gibt es ohnehin sehr viele aktive Vereine, die ständig Veranstaltungen planen, für die wir als Gemeinde werben können. Das ist nicht selbstverständlich", sagt Ruf.

Mitte der zweiten Jahreshälfte ist nun der "Kirchheimer Kulturherbst" geplant. Dabei wird es auch wieder einige Veranstaltungen geben, die die Vereine und Chöre der Gemeinde selbst ausrichten, etwa das Weihnachtskonzert des Kammerchors des Gymnasiums Kirchheims im Dezember. Der Oratorienchor Heimstetten wird am 4. Oktober die Caecilienmesse des französischen Komponisten Charles Gounod aufführen. Für die Kinder wird das Theaterstück "Die Geister sind los" von Charles Dickens in der Bücherei aufgeführt.

Engagiert hat die beiden österreichischen Kabarettisten Katharina Ruf. (Foto: Claus Schunk)

Ein besonderes Highlight erwartet die Kirchheimer am 13. November. Dann gibt es einen österreichischen Abend im Gymnasium Kirchheim, bei dem die preisgekrönten Kabarettisten Gery Seidl aus Wien und Betty O. aus der Steiermark auftreten. Gery Seidl, der unter anderem 2005 und 2009 mit dem Österreichischen Kabarettförderpreis ausgezeichnet wurde, gilt als Wortakrobat und erzählt in seinem Programm von Skurrilitäten aus seinem Alltag zwischen "Luxusproblemen und der täglichen Apokalypse". Er versucht, die großen Fragen der Menschheit komisch herunterzubrechen und verlautbart Bonmots wie: "Die Frau ist schließlich der Spiegel des Mannes. Vielleicht sieht sie deshalb seine Welt genau verkehrt." Betty O., die 2015 mit dem Kulturbörsen-Preis "Freiburger Leiter" ausgezeichnet wurde, bezeichnet sich selbst als "Mundwerkliedermacherin". Sie ist ausgebildete Musical-Darstellerin und lässt das Publikum in charakteristischem steirischem Dialekt an ihren alles andere als bierernsten Gedanken über Wein, Liebe, Land und Leute teilhaben.

Auf Kabarett richtet Katharina Ruf ihr besonderes Augenmerk: "Das war in Kirchheim schon sehr beliebt, als ich noch nicht hier gearbeitet habe. Ich fahre jedes Jahr auf das Festival Kulturbörse Freiburg und suche dort nach neuen interessanten Künstlern, die ich in die Gemeinde holen kann. In diesem Jahr habe ich dort zum Beispiel Betty O. entdeckt." In den kommenden Jahren soll das Kabarettprogramm in Kirchheim noch ausgebaut werden.

Der "Kirchheimer Kulturherbst" soll in Zukunft als Marke fest etabliert werden und auch Gäste von außerhalb anlocken. Gleiches gilt für die Konzertreihe "Kirchheim Vokal", die Katharina Ruf für 2016 plant, sowie für die "Kulturwelten", die von 2017 an stattfinden sollen. Bei "Kirchheim Vokal" sollen an drei bis vier Wochenenden A-cappella-Bands, Chöre oder Solisten, teils in Kombination mit Instrumental-Ensembles, auftreten. Im Blick hat Ruf dabei auch Künstler, die in Mundart singen. Die Idee dazu ist nicht neu, erklärt sie: "Das Konzept basiert auf einer Veranstaltung, die ich für meine Bachelorarbeit in Wasserburg am Inn organisiert habe. Diese Veranstaltung möchte ich gerne wieder ins Leben rufen."

Der Wiener Kabarettist Gery Seidl (Foto) wird zusammen mit Betty O. aus der Steiermark beim "Kirchheimer Kulturherbst" auftreten. (Foto: Gary Milano)

Bei den "Kulturwelten" plant Katharina Ruf drei Wochen lang Veranstaltungen zu drei unterschiedlichen Themen, die kombinierbar sind. "Für den Anfang ist Musik, Kunst und Essen geplant, aber das kann sich jedes Jahr ändern", erzählt sie. So sei es denkbar, in einem Restaurant den Kinofilm "Maria, ihm schmeckt's nicht" zu zeigen und dazu ein passendes italienisches Menü anzubieten. Für Kinder soll es Kunstworkshops geben. Die dort entstandenen Werke könnten im Rahmen der "Kulturwelten" ausgestellt werden. Außerdem plant Katharina Ruf Konzerte an verschiedenen Schauplätzen in und um Kirchheim. "Eine Bühne auf dem Heimstettener See wäre mein Traum. Dann könnte man auch einen Vorschlag von Gemeinderat Thomas Heinik umsetzen und dort im Sommer ein Open-Air-Kino aufbauen", erzählt sie. Ob der Heimstettener See für solche Veranstaltungen geeignet ist, muss allerdings noch geklärt werden.

Ein dreiwöchiges Festival ist ein ambitioniertes Ziel, um Kirchheim aus dem kulturellen Dornröschenschlaf zu holen, in dem sich die Gemeinde trotz all der engagierten Vereine, Organisationen, Musiker und Chöre im Vergleich zu manch anderen Gemeinde im Landkreis befindet. "Deswegen habe ich die Erstauflage der Kulturwelten auch für 2017 angesetzt. So ein Festival braucht einen gewissen Vorlauf", sagt Katharina Ruf.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: