Lärmschutz in Kirchheim:Bauen für einen ruhigeren Schlaf

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Am Autobahnring A 99 wird eine neue Lärmschutzwand errichtet. Die Kosten muss die Gemeinde Kirchheim zum großen Teil selbst tragen - weil zu nah an der Autobahn gebaut wurde.

Von Christoph Hollender, Kirchheim

Autobahnlärm ist unangenehm. In Kirchheim und Heimstetten ist die angrenzende A 99 ein großes Problem, sie raubt vielen Menschen den Schlaf. Jetzt soll es aber ruhiger werden. Denn entlang der Autobahn wird eine neue Lärmschutzanlage gebaut, die Entlastung bringen soll. Jetzt wurde mit dem Bau offiziell begonnen.

Seit Jahren kämpfen die Bürger in Kirchheim für einen Ausbau des Lärmschutzes. Bisher gibt es nur einen Schutzwall, der Heimstetten schützt und bei der Sportanlage endet. Für Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) ist die Lärmbelastung durch den Verkehr unerträglich. Sehr tapfer sei man in den vergangenen Jahren gewesen, sagt er. Und immer wieder sei diskutiert worden, wie die Gemeinde entlastet werden könne.

Der Bürgermeister wünscht sich ein Tempolimit und Flüsterasphalt

Von Bund und Land komme wenig Unterstützung. "Das ärgert uns", sagt Böltl. Dabei könnte aus Sicht des Bürgermeisters ein Teil der Probleme mit einem Tempolimit und einem besseren Fahrbahnbelag der Autobahn reguliert werden. Besonders nachts sei die Lärmbelastung in der Gemeinde hoch. So hoch, dass "die Menschen im Sommer nicht mit geöffneten Fenstern schlafen können".

Baubeginn bei Regen: CSU-Bundestagsabgeordneter Florian Hahn, Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) und Gilbert Peiker (v.l.) von der Autobahndirektion Süd bei offiziellen Termin am Freitag. (Foto: Florian Peljak)

Dass die Lärmbelastung durch ein Tempolimit und einen neuen Belag in den Griff zu bekommen sei, bezweifelt der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn (CSU) nicht so. Natürlich könne so für Entlastung gesorgt werden, aber der Lkw-Lärm, besonders nachts, bleibe bestehen. Andere Maßnahmen seien effektiver. Nur eine Eindämmung der Autobahn mit Wall und Wand könne auf Dauer den Lärm reduzieren.

Für die Lebensqualität der Bürger sei es eine Verpflichtung, etwas gegen den Lärm zu unternehmen, sagt Böltl. Deshalb entwickelte die Autobahndirektion Südbayern als erste Planungsinstanz das Konzept einer Lärmschutzanlage entlang der A 99 bei Kirchheim. Diese soll 851 Meter lang werden, an der Sportanlage beginnen und in drei Bauabschnitte geteilt werden.

Die ersten Abschnitte sollen Ende Mai abgeschlossen sein

Die ersten Abschnitte sollen Ende Mai bereits abgeschlossen werden. Dazu sollen Schallschutzwände mit einer Höhe von sieben Metern aufgebaut werden, die den Lärm größtenteils absorbieren würden, sagt Josef Seebacher, Sprecher der Autobahndirektion Südbayern. Die Wände bestünden aus Beton mit Holzfasern. Der dritte Teil soll im November fertiggestellt werden und an den bestehenden Lärmschutz am Sportheim aufschließen. Dazu wird ein Erdwall mit einer Höhe von 6,50 Meter aufgeschüttet. Auf dessen Spitze wird dann zusätzlich eine 3,20 Meter hohe Wand aufgesetzt. Die Lärmdämmung sei dadurch noch besser. In den ersten beiden Abschnitten sei, laut Seebacher, ein Erddamm rein aus Platzgründen nicht möglich, da sich die Bereiche direkt zwischen den Auf- und Abfahrten der Anschlussstelle Kirchheim befinden.

Auf den Lärmschutz besteht Kirchheim, wie zahlreiche weitere Gemeinden entlang der A 99, seit Langem. Und das kostet Geld, denn den größten Teil der Kosten, 1,75 Millionen Euro, muss Kirchheim selbst tragen. Bürgermeister Böltl schmeckt das nicht. Er sagt: "So eine Ausgabe betätigt man nicht mit Freude." Aber natürlich sei die Investition zum Schutz und Wohl der Bürger ein Muss. Im Haushalt ist das Projekt eingerechnet. In welchen Fällen die Gemeinde für den Lärmschutz aufkommen muss, sei gesetzlich geregelt. Es möge verrückt klingen, aber die Autobahndirektion argumentiere, dass die Gemeinde selbst Schuld sei, da sie so nahe an die Autobahn gebaut hätte.

Der Bund zahlt nur, wenn die A 99 verbreitet wird

Anders wäre es, "wenn die Autobahn in Zukunft vierspurig ausgebaut wird", sagt Böltl. Dann müsste der Bund für Lärmschutz zahlen. "Wir haben jetzt eine Kompromisslösung gefunden", sagt Böltl. Denn zu 30 Prozent trägt die Autobahndirektion die Kosten der 2,5 Millionen teuren Maßnahme mit. Der Grund: durch die vor Jahren neu gebaute Anschlussstelle Kirchheim werde eine durchgehende Bauweise von Lärmschutz durch die Autobahndirektion gewissermaßen verhindert. "Wir kommen der Gemeinde deshalb entgegen", sagt Seebacher.

2016 will die Gemeinde dann das letzte fehlende Stück, zwischen der Anschlussstelle und der Münchner Straße in Richtung Norden, angreifen, und einen Lärmschutzwall errichten. Diese Maßnahme muss die Gemeinde jedoch zu 100 Prozent selbst zahlen. Außer, sie wartet bis der vierspurige Ausbau der A 99 kommt - und das kann mehr oder weniger lang dauern.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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