Kirchheim:Hörprobe für die Nachwelt

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Seit 30 Jahren probt die Hausner Big Band im Keller von Gründer Gerhard Hausladen. Zum Jubiläum nimmt sie eine CD auf

Von Christina Hertel, Kirchheim

Eugen Kalisch geht in die Knie, schwingt die Arme hin und her. "Ba, ba, ba" formen seine Lippen, aber aus seinem Mund kommt kein Ton. Er ist Dirigent der Hausner Big Band, derjenige, der die Truppe zusammenhält, der zwischen den Trompeten auf der rechten und den Posaunen auf der linken Seite für Ordnung sorgt. "Stopp", ruft er nach ein paar Takten. "Noch einmal von vorne, bitte." Es klingt höflich, aber bestimmt. Und man merkt: Eugen Kalisch ist Perfektionist. An diesem Sonntag vielleicht besonders - denn jeder Ton wird festgehalten. Die Hausner Big Band nimmt zu ihrem 30-jährigen Bestehen die erste CD auf - mit Songs von Glenn Miller und Duke Ellington, Amerikas Sound der Vierzigerjahre.

"Unsere Kinder und unsere Enkel sollen ja erfahren, was wir so gemacht haben", sagt Gerhard Hausladen. Er hat die Band vor 30 Jahren zusammen mit einigen Bekannten gegründet. "Wir haben damals alle in irgendwelchen Tanzkapellen gespielt." Das hieß: jedes Wochenende ein anderes Fest, Hochzeit, Geburtstag, bis spät in die Nacht. "Irgendwann wurde uns das zu viel. Ganz aufhören wollten wir aber nicht." Hausladen erzählt das alles auf einer blauen Couch, der Saxofonhalter hängt ihm noch um den Hals. Gerade ist Pause und es gibt Gulasch. Die Verpflegung spielt bei der Band eine Rolle, die nicht unterschätzt werden darf: Rudi Stenz, Metzgermeister und Posaunist, bringt seit 30 Jahren die Brotzeit mit. Darauf können sich alle verlassen. Noch eine Konstante: Schon immer wird alle 14 Tage in Gerhard Hausladens Keller im Kirchheimer Ortsteil Hausen geprobt, daher auch der Name der Band. Zusammengefunden hat sich die Truppe, weil ihre Kinder die gleiche Grundschule besuchten. Nach einem Schulfest stellten die Eltern fest, dass sie eine Gemeinsamkeit hatten: die Liebe zur Musik.

Inzwischen ist es in Hausladens Keller ganz schön eng geworden. 20 Musiker spielen mit, von Kontrabass bis zur Posaune gibt es alle Instrumente, die eine Big Band braucht - manche sogar doppelt. Für eine CD-Produktion wäre der Keller zu klein, also nimmt die Hausner Big Band in der Seidlmühle in Ismaning auf, dort wo normalerweise das Blasorchester probt. Für das Technische ist Johannes Hegele zuständig. Er ist Toningenieur beim Fernsehen und spielt Trompete. Vor Beginn der Aufnahmen hat er die Mikrofone aufgebaut, alles verkabelt. Die größte Arbeit kommt auf ihn aber erst noch zu: schneiden, zusammenmischen, Lautstärke anpassen. "Den Gesang machen wir vielleicht noch einmal", sagt Hegele. Er rechnet damit, dass die CD im Sommer fertig ist. Möglich wurde die Aufnahme durch einen Zuschuss der Gemeinde Kirchheim. Die gesamten Kosten trägt sie aber nicht - Sponsoren werden noch gesucht. "Den Rest müssen wir eben aus eigener Tasche zahlen", sagt Hausladen.

Bei der Hausner Big Band hat sich trotz vieler Traditionen so manches verändert. Zum Beispiel gibt es seit zwei Jahren eine Sängerin: Katharina Ruf, die in der Kirchheimer Gemeindeverwaltung für die Kulturarbeit zu ständig ist. Vorher hat die Band bloß für die Auftritte eine Musikerin engagiert. Ruf ist bei allen Proben dabei. Auch durch den Dirigenten Kalisch habe sich die Gruppe weiterentwickelt, erzählt Hausladen. Kalisch ist vor sechs Jahren dazugekommen. Anders als der Rest verdient er mit der Musik sein Geld. Er spielt Kontrabass im Orchester Bad Wiessee.

Für alle anderen ist das Ganze ein Hobby - wenn auch ein besonderes: Viele sind in mehreren Gruppen eingebunden. So wie Friedrich Zörgiebel. Er ist noch Mitglied im Garchinger Blasorchester, spielt Baritonsaxofon - tiefer und einige Nummern größer als ein Alt oder Tenor. Und er ist mit 86 Jahren das älteste Mitglied der Hausner Big Band. Die Jüngste sitzt direkt neben ihm: Sabrina Springer, 27 Jahre alt, ebenfalls Baritonsaxofonistin. Sie macht schon ihr halbes Leben Musik. Doch erst vor ein paar Jahren traute sie sich zu fragen, ob sie bei der Hausner Big Band mitspielen darf. Eine Rolle spielt dieser große Altersunterschied nicht. "Das Schöne ist: Bei der Musik ist das Alter egal", sagt Zörgiebel.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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