Kirchheim:Helfende Hände

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Verstärkung für das Netzwerk: Melanie Hörl (li.) und Eva Eggemann arbeiten in der Hospiz- und Palliativversorgung im Landkreis München. (Foto: Angelika Bardehle)

Im Hospiz- und Palliativnetzwerk des Kreises kümmern sich zwei neue feste Mitarbeiterinnen um 400 Ehrenamtliche. Trauer- und Sterbebegleitung werden stark nachgefragt. Die örtlichen Dienste sollen noch besser koordiniert werden

Von Marie Ludwig, Kirchheim

Das Hospiz- und Palliativnetzwerk im Landkreis München heißt zwei neue Mitarbeiterinnen im Team willkommen. Melanie Hörl und Eva Eggemann stammen beide aus München und werden sich in Zukunft für schwerkranke, sterbende und trauernde Menschen im Landkreis einsetzen. Unterstützung erhält das Netzwerk insbesondere durch 400 ehrenamtliche Helfer. In Kirchheim sind es allein 26.

Mit ihren Sorgen und Wünschen haben sie seit Anfang April eine neue Ansprechpartnerin: Eva Eggemann. Die 41-Jährige ist studierte Sozialpädagogin und neue Einsatzleiterin am Kirchheimer Standort. "Zuvor war es nur eine 400-Euro-Stelle", sagt Verena Reckzeh, die Vorsitzende des Hospizvereins. Doch das reichte nicht mehr aus. Verpflichtungen und Ansprüche seien zunehmend gewachsen. Reckzeh ist dankbar, dass Eggemann nun am Ort ist: "Wir sind wirklich froh, dass wir eine kompetente Ansprechpartnerin haben." Neben ihrem Studium hat Eggemann auch eine Zusatzausbildung im Bereich palliative Hilfe und zur Trauerbegleitung gemacht. Dem Thema Tod sei sie durch eigene Verluste in der Familie nähergekommen. "Erst in der Ausbildung habe ich gelernt, mit Abschied und eigener Ohnmacht umzugehen", sagt sie. Retten sei nicht immer möglich, dafür aber Helfen. Man müsse lernen, mit seinen eigenen Quellen der Kraft richtig umzugehen. "Und zur Verarbeitung ist für mich die Supervision, also das Gespräch über den Job und Erfahrungen mit anderen, sehr wichtig."

Mit ihrer Arbeit möchte Eggemann vor allem zwischen den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern im Pflegeheim eine Brücke schlagen: "Ich setzte mich für gegenseitige Wertschätzung ein und möchte einheitliche Standards schaffen, dass Schwerkranke würdig Abschied nehmen können." Ein besonders schönes Erlebnis hatte Eggemann vor Kurzem: "Ein Ehemann ist zu mir gekommen, nachdem seine Frau gestorben war", erzählt sie. Durch den ambulanten Palliativdienst habe sie zu Hause sterben können. "Es mag für uns befremdlich klingen, aber der Mann empfand den Abschied dadurch sogar als schön und friedlich." Keine Krankenhäuser, wenn diese nicht unbedingt sein müssten. Eggemann geht es darum, Menschen in Ruhe gehen zu lassen. Doch so eine Betreuung daheim sei ohne viele helfende Hände gar nicht möglich. "Ein Arzt alleine kann das gar nicht leisten." Es braucht ein Netzwerk.

Und genau darum wird sich künftig Melanie Hörl kümmern. Sie ist 26 Jahre alt und hat Gerontologie - die Wissenschaft des Alters - in Vechta studiert. "Ich hatte schon in der Schule ein sehr breit aufgestelltes Interesse." In dem Studium der Alterswissenschaft konnte sie viele Bereiche miteinander verknüpfen und in Bezug auf die Alterswissenschaft, BWL, Medizin, Soziale Arbeit, Psychologie studieren. Seit Anfang Dezember besetzt sie die Stelle im Landratsamt München. Von hier aus soll sie den Blick für das Gesamte behalten. Insgesamt 17 Hospizdienste haben sich seit 2001 zu einem Verein zusammengetan. Doch das Netzwerk soll wachsen: "Wir möchten auch Hausärzte, stationäre Dienste, Pflegeheime, Palliatives und Betreutes Wohnen, Apotheken und Bestatter mit ins Boot holen", sagt Hörl. In Zukunft wird sie daran arbeiten, wie die Kooperation zwischen einzelnen Diensten noch besser gelingen kann. Auch die Betreuung von Facebook und Schulbesuche gehören zu ihren Aufgaben. Öffentlichkeitsarbeit sei für den Verein sehr wichtig: "Umso früher man sich mit der Materie auseinandersetzt, desto besser." Man müsse das Thema den Menschen ganz nahe bringen. Es sei ein wesentlicher Abschnitt im Leben: "Sterben ist genauso normal wie auch die Geburt."

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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