Kirchheim:Getrieben von Prognosen

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Der Zuzug im Raum Kirchheim befeuert die Schuldebatte: Das Gymnasium wird erweitert - ein weiteres könnte kommen

Von Verena Fücker, Kirchheim

Wäre das Gymnasium Kirchheim ein Unternehmen, sähe seine Zukunft rosig aus. Es wächst und gedeiht. Die Schülerzahl soll in den kommenden Jahren weiter zunehmen. In fünf Jahren sollen 1500 Schüler das Gymnasium besuchen. So prognostiziert es der Zweckverband weiterführende Schulen im Osten des Landkreises mit seinen Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim. Ursprünglich war das Gymnasium Kirchheim für 800 Kinder und Jugendliche geplant. Aktuell werden dort 1280 Schüler unterrichtet. Nun wird intensiv diskutiert, ob das Gymnasium komplett oder nur in Teilen neu gebaut werden soll. Der Bau eines weiteren Gymnasiums steht im Raum.

Das bestehende Schulgebäude hat an allen Ecken erhebliche Mängel. Es ist zu klein, das Dach ist undicht, die Lüftung funktioniert nicht. Deswegen soll das Gymnasium auf drei Grundstücken westlich der Heimstettner Straße entweder teilweise oder komplett neu errichtet werden. Die Gemeinde ist Teileigentümerin bei allen drei Grundstücken. In der Sitzung an diesem Montag soll der Gemeinderat nun der Verwaltung erlauben, mit den anderen Miteigentümern der Grundstücke über deren Nutzung zu verhandeln. Diese haben sich laut Gemeinde zwar prinzipiell dazu bereit erklärt, dass auf ihren Grundstücken eine Schule entsteht. Das Ganze muss aber noch schriftlich fixiert werden. Außerdem soll die Verwaltung klären, was mit den bestehenden Erweiterungsbauten passieren soll, die nach einem Neubau nicht mehr gebraucht würden. Zwei solcher Gebäude sind in den vergangenen Jahren erstellt worden, um mehr Schüler aufnehmen zu können.

Vieles ist also noch offen. In einer Sache herrscht aber schon Klarheit. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung entschieden, dass der Neubau für 1500 Schüler geplant wird. Die Abstimmung fiel äußerst knapp gegen die Stimmen von Grünen, SPD, VFW und LWK aus. Die befürchten, dass das Gymnasium nach einem Um- oder Neubau zu einer Massenschule verkommt. Mit 1500 Schülern könnte das Ende noch lange nicht erreicht sein, glaubt Tanja Heidacher (SPD): "Ich befürchte, dass die Prognosen der Zweckverbandsgemeinden wie in der Vergangenheit auch jetzt wieder falsch sind und wir in ein paar Jahren ganz schnell bei 1600 oder 1700 Schülern sind. Das Gymnasium wird immer mehr Schüler aus den Nachbargemeinden und umliegenden Landkreisen anlocken." Die SPD fordert nun einen Einschulungsstopp bei 1300 Schülern und den Bau eines zweiten Gymnasiums. Ewald Matejka stellte in Frage, dass die Schülerzahlen so stark steigen werden wie jetzt vom Zweckverband prognostiziert.

Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) bekräftigte, dass mit einer starken Zunahme zu rechnen sei. Man habe sich angeschaut, welche Neubaugebiete in den nächsten fünf Jahren geplant seien, sagte er. "Die Regierung von Oberbayern hat dann daraus und aus der Schulbedarfsplanung ausgerechnet, dass wir 2020 rund 1500 Schüler am Gymnasium Kirchheim haben werden." Die Schulqualität werde darunter aber nicht leiden, sagte Schulleiter Matthias Wermuth dem Gemeinderat. Im Gegenteil könne man mit mehr Schülern auch mehr Kurse und Fächer anbieten und so die Lehrqualität steigern: "Wir sind ein Gymnasium mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Wenn die Schule zu klein wird, kann es sein, dass wir den Schülern mit sprachlichem Schwerpunkt die Sprachen nicht mehr ausreichend anbieten können. Davon wären immerhin 15 Prozent unserer Schüler betroffen und auch denen wollen wir gerecht werden." Schuldirektor Wermuth sagte, es gebe immer wieder Umfragen unter unseren Schülern und Eltern. "Und die sind durchweg zufrieden mit unserem Lehrangebot."

Für die Planung des von der SPD gewünschten zweiten Gymnasiums fehlt Böltl zufolge die Zeit. "Wenn wir jetzt zwei Gymnasien à 1000 Schüler wollen, müssen wir mindestens fünf Jahre auf die Genehmigung des Kultusministeriums für ein zweites Gymnasium warten. Bis die Schule dann steht, dauert es noch mal fünf Jahre." Trotzdem wolle er parallel die Planung für ein zweites, zusätzliches Gymnasium vorantreiben. Es würden auch in Zukunft mehr potenzielle Schüler ins Kirchheimer Einzugsgebiet ziehen.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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