Kirche:Heimspiel für den Pfarrer

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Am Sonntag wird der evangelische Pfarrer Philipp Stoltz seinen Dienst in Putzbrunn antreten. (Foto: Angelika Bardehle)

Philipp Stoltz tritt sein Amt bei Protestanten in Putzbrunn an

Von Mariella Kockler

"Dann kannst du ja gleich danach Pfarrer werden", witzelten noch die Eltern, als Philipp Stoltz nach dem Abitur seinen Zivildienst in der Kirchengemeinde Haar antrat. Auch Stoltz selbst habe damals noch laut über den Gedanken gelacht, nicht ahnend, dass er neun Monate später tatsächlich genau diesen Berufsweg einschlagen würde. Vor seinem Zivildienst habe er eher wenig mit der Kirche am Hut gehabt, erinnert sich Stoltz . Erst die leidenschaftliche Arbeit des damaligen Haarer Pfarrers Kretschmar beeindruckte ihn so sehr, dass er sich für ein Theologiestudium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU) entschied.

An diesem Sonntag, 17. März, wird der 35-Jährige nun in das Amt des zweiten Pfarrers der evangelisch-lutherischen Gemeinde Putzbrunn eingeführt. Dort ist Stoltz kein Unbekannter: Nach seinem Studium war er bereits zwei Jahre lang als Vikar in der Gemeinde tätig, wechselte dann 2018 als persönlicher Referent der Regionalbischöfin zum Kirchenkreis München-Oberbayern. Diese Stelle in der Kirchenleitung nun mit der Arbeit als Pfarrer am Ort verbinden zu können, bezeichnet Stoltz als großes Glück: "Putzbrunn kenne ich seit meiner Kindheit, ich bin hier in der Gegend aufgewachsen, kenne die Menschen und weiß, wie sie ticken." Nun wieder in der Gemeinde tätig zu sein, fühle sich deshalb auch weniger nach einem Neustart an, sondern eher wie nach Hause zu kommen, sagt Stoltz. Diesen Heimvorteil möchte er nutzen, um die Schwelle zum Alltag der Menschen möglichst gering zu halten. "Nah an den Menschen vor Ort dran sein, ins direkte Gespräch kommen und nicht einfach Plattitüden von der Kanzel herab predigen", so beschreibt Stoltz sein Selbstverständnis als zukünftiger Pfarrer. Heutzutage könne man nicht mehr darauf warten, bis die Leute in die Kirche kommen, stattdessen müsse man raus aus den Kirchenmauern und dort präsent sein, wo man gebraucht wird - sei es als Seelsorger, als Unterstützung in neuen Lebensabschnitten oder bei der Jugendarbeit in Vereinen.

Außerdem liege es ihm am Herzen, die Ökumene in Putzbrunn weiter lebendig zu halten. Wie wichtig diese für den Standort ist, zeige unter anderem der Unmut darüber, dass nach wie vor kein neuer Termin für den ökumenischen Gottesdienst gefunden wurde. Kirche - das sollte für die Menschen weit mehr sein als nur der Gottesdienst am Sonntagvormittag, betont Stoltz. Genau das möchte er in Zukunft vermitteln: Denn statt zu trauern, dass die Kirchenbänke nicht mehr so voll sind wie früher, müsse man den Fokus genauso auch auf alle anderen Tage der Woche legen, sagt Stoltz.

© SZ vom 15.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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