Junge Union:Die Kaderschmiede der CSU

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Der JU-Kreisverband feiert am Wochenende sein 50-jähriges Bestehen

Von Iris Hilberth, Landkreis

Erwin Huber hat vor vielen Jahren einmal - da war er noch CSU-Staatsminister - der Jungen Union (JU) im Landkreis München einen Rat erteilt: "Fordert die CSU heraus, die CSU braucht um ihrer Zukunft Willen eine kämpferische und vielleicht freche JU." Einige Schlagzeilen aus dieser Zeit vor 15 oder 20 Jahren zeugen davon, dass die jungen Christsozialen zumindest Aufmerksamkeit erregt haben. "JU fordert Internet als Pflichtfach", ließ 1998 deren damaliger Kreischef Thomas Gstädtner wissen. Auch sprach sie sich im gleichen Jahr gegen ein generelles Tempo 30 innerhalb von Gemeinden aus. Vor allem aber war die Landkreis-JU anders als die Mutterpartei 1997 für die Abschaffung des Senats, der zweiten Kammer neben dem Landtag, zu der es dann mit einem von der ÖDP initiierten Volksentscheid kam.

"Wir sind schon manchmal ein bisschen Stachel", sagt die heutige Kreisvorsitzende Nicola Gehringer aus Neubiberg - übrigens die erste Frau auf dieser Position in der nunmehr fünfzigjährigen Geschichte der JU im Landkreis München. An diesem Samstag feiert der Kreisverband sein Jubiläum von 18 Uhr an im Burschenstadl in Siegertsbrunn.

Der CSU-Europaabgeordnete Manfred Weber, einst JU-Vorsitzender in Bayern, wird Festredner der Veranstaltung sein, auf der der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn zum Ehrenkreisvorsitzenden der JU ernannt wird. Hahn hatte den Kreisverband der Jungen von 2000 bis 2006 angeführt und ist auf der Liste derer, die diesen Posten einst innehatten, in illustrer Gesellschaft. Der Planegger Günther Schuppler machte 1967 den Anfang, er hatte den Kreisverband unter anderen zusammen mit dem Aschheimer Helmut Englmann gegründet. Später als anderswo, doch waren Versuche, sich zusammenzuschließen, einige Jahre zuvor gescheitert. Beide wurden später Bürgermeister in ihren Gemeinden. Der Haarer Josef Linsmeier folgte 1970; er saß später für die CSU im Bundestag. Auch der Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch führte einst die JU im Landkreis an, Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl - noch immer im JU-Alter - stand von 2006 bis 2011 an der Spitze.

"Wir sehen uns schon als Kaderschmiede", sagt Gehringer und führt bei dieser Einschätzung den ehemaligen Minister Georg Fahrenschon an und natürlich Florian Hahn, den Bundestagsabgeordneten, durch den sie selbst einst als Praktikantin in dessen Büro den Weg zur JU fand. Hahn hatte bereits in seiner JU-Zeit im Jahr 2000 seinen Weg eingeschlagen, immerhin leitete er damals schon den Arbeitskreis Wehrpolitik der Jungen Union Bayern und übte als JU-Kreischef scharfe Kritik an der damaligen Bundesregierung, die aufgrund der Menschenrechtssituation in der Türkei dem Land keine Panzer lieferte.

Altersmäßig ist Hahn der JU seit acht Jahren entwachsen, denn mit 35 ist Schluss im Jugendverband. Das war nicht immer so. Als die JU sich im Jahre 1967 gründete, zählte man auch mit 40 noch zur Jugend, erst in den Siebzigerjahren korrigierte man das Alter nach unten. "Das ist auch nach wie vor richtig so. Mit 40 ist man ja schließlich nicht mehr jung", findet Gehringer. Die Zielgruppe seien nach wie vor Jugendliche, Studenten und junge Familien.

480 Mitglieder zählt der JU-Kreisverband in seinem Jubiläumsjahr. Verglichen mit der Vergangenheit ist das keine besonders üppige Zahl. Laut Gehringer war man zu Strauß-Zeiten bei 1200 und auch die Ära Stoiber bescherte der JU noch regen Zulauf. Mit 900 Mitgliedern waren es damals in den Ortsverbänden rund um München fast doppelt so viele wie heute. "Es gab eine richtige Stoiber-Euphorie und sehr viele Eintritte", sagt die Kreisvorsitzende. Der natürliche Schwund lässt sich in einem Jugendverband nicht aufhalten, denn wer die Altersgrenze erreicht, ist raus. Doch kann sich Gehringer nicht über Mangel an Jüngeren beklagen. Manche würden bereits im Alter von 14 Jahren "familiengeprägt" eintreten, die meisten zwischen 15 und 20. Einige kämen aus politischer Überzeugung, andere weil sie einfach jemanden bei der JU kennen. "Wir machen ja nicht nur Politik, wir sind auch Freunde und feiern zusammen", sagt sie. Vor allem sieht sich die JU als Vorreiter der Digitalisierung. Gehringer findet: "Da haben wir gute Einflussmöglichkeiten, weil die Mutterpartei sich schwer tut."

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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