Junge Entwickler:Piraten und Sternemaler

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In einem begehbaren Würfel kann der Besucher virtuelle Gegenstände verschieben. (Foto: Robert Haas)

Studenten stellen Virtual-Reality-Anwendungen am Leibniz-Rechenzentrum vor. Das Spektrum reicht vom Action-Spiel bis zu einer fast meditativen Idee

Von Anna-Maria Salmen, Garching

Als Pirat über die Meere segeln und mit Kanonen gegen feindliche Schiffe kämpfen - welcher kleine Junge träumt nicht davon? Auch Erwachsene würden manchmal gerne in eine andere Welt eintauchen und den Alltagsstress hinter sich lassen. Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität haben als Abschlussarbeiten für eine Vorlesung virtuelle Anwendungen entwickelt, die genau das ermöglichen. Beim "Virtual Reality Open Lab Day" stellten sie ihre Arbeiten am Garchinger Leibniz-Rechenzentrum Interessierten vor.

Ein ganzes Semester lang beschäftigten sich die Studenten mit Virtueller Realität (VR). "In der Vorlesung ging es zunächst unter anderem um die Anwendungsmöglichkeiten, die Mathematik, die Visualisierung und die Wahrnehmung", erzählt Markus Wiedemann, der die Lehrveranstaltung betreute. Anschließend sollten die Studenten ihr eigenes Projekt entwickeln, um die zuvor gewonnenen theoretischen Grundlagen praktisch umzusetzen.

Für ihre Arbeit stand den Studenten das Zentrum für Virtuelle Realität und Visualisierung zur Verfügung. Darin findet sich neben einer großen Projektionsfläche auch ein begehbarer Würfel, in dem nicht nur auf die drei Wände, sondern auch auf Boden und Decke Bilder projiziert werden können. Steht man in der Mitte des Würfels, ist man vollkommen von einer virtuellen Welt umgeben.

"Mit der Eröffnung des Zentrums haben wir ein neues Kapitel der Visualisierung geschrieben", sagt Thomas Odaker, der die VR-Vorlesung gemeinsam mit Wiedemann hielt. Sowohl auf der Projektionsfläche als auch im Würfel können dreidimensionale Darstellungen gezeigt werden. Doch nicht nur das: "Eine Interaktion mit den virtuellen Welten ist möglich", so Odaker. Mithilfe von Sensoren werden Gesten und Bewegungen erfasst, sodass der Betrachter beispielsweise die abgebildeten Gegenstände verschieben kann.

So etwa beim Spiel "We Arrr Pirates!", das Student Yannick Weiss entwickelt hat. Der Spieler kann zum Beispiel ein Piratenschiff steuern, nach Kugeln greifen und sie in Kanonen laden, um damit andere Schiffe oder Leuchttürme abzuschießen. Wer nach dieser Aufregung wieder ein wenig zur Ruhe kommen möchte, kann "Starry Night" von Daniel Hook und Robert Brand ausprobieren. In der Anwendung kann der Nutzer mit einer Fernbedienung Sternbilder in den Himmel malen. "Wenn man seine ersten Schritte in einer virtuellen Realität macht, kann einem schnell übel werden, denn da dreht sich oft erst mal alles. Wir wollten daher etwas Ruhigeres machen", beschreiben die Entwickler ihren Ansatz.

Ein wenig Denksport ist hingegen bei "TimeGunVR" gefragt, entwickelt von den Studenten Konstantin Gomm und Sergey Mitchenko. Der Spieler ist gefangen in einem Raum und muss verschiedene Rätsel lösen, um zu entkommen. Beispielsweise muss er die richtige Zahlenkombination für ein Tastenfeld herausfinden. Für Nostalgiker ist "Poing" von Julian Dräger geeignet. "Ich habe mit meinem Projekt versucht, das alte Spiel Pong zu imitieren", erzählt der Student. In seiner Version muss der Spieler gegen eine Künstliche Intelligenz antreten. Zwei Monate hat Dräger gebraucht, um die Anwendung zu entwickeln.

Dieter Kranzlmüller, Leiter des Leibniz-Rechenzentrums, zeigte sich bei der Vorstellung der Arbeiten zufrieden mit seinen Studenten: "Sie sind die Stars des heutigen Tages." Denn es sei eine große Herausforderung, mit Virtueller Realität umzugehen. "Die Studenten aber haben diese Technologie gemeistert, das ist wirklich etwas Besonderes", sagte Kranzlmüller. Schließlich sei es auch eine Aufgabe des Rechenzentrums, neue Experten auszubilden. "Wir haben hier einige Hoffnungsträger, die möglicherweise die zukünftigen wissenschaftlichen Erkenntnisse bringen werden", sagte Kranzlmüller.

© SZ vom 18.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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