Jugend forscht:Lippenstift als Brillenreiniger

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Valerie Abs und Robin Bott vom Gymnasium Grünwald haben den optimalen Brillenreiniger gesucht. (Foto: Claus Schunk)

Beim Regionalwettbewerb in Taufkirchen präsentieren Schüler aller Altersgruppen die Ergebnisse ihrer Tüftelarbeit - und so manche kuriose Idee.

Von Johanna Lehn, Taufkirchen

Lautes Stimmengewirr, Vokabeln wie zum Beispiel Stereolitographie, Luftdruckrakete, Basalt. An den Trennwänden Plakate mit großen Excel-Tabellen, schwindelerregenden Formeln und chemischen Molekülen. Klingt nach einem Kongress professioneller Naturwissenschaftler - und ist es irgendwie auch. Denn beim 52. Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" auf dem Gelände der Airbus Group ist sicher der ein oder andere künftige Chemiker oder Physiker mit seiner ersten großen Idee vertreten.

Michael Brost und Robin Hornung vom Gymnasium Kirchheim mit ihrem Roboter. (Foto: Claus Schunk)

Begeistert erklären die Kinder und Jugendlichen, manche gerade einmal zehn Jahre alt, andere 18, den wissbegierigen Besuchern ihre Forschungsergebnisse und innovativen Erfindungen. Allein oder in Teams bis zu drei Mitgliedern präsentieren die Jung-Forscher insgesamt 60 Ideen auf engem Raum, bei einigen spannenden Geräten herrscht besonders großer Andrang.

Stefanie Albers erklärt ihre App für erste Hilfe. (Foto: Claus Schunk)

Aus der gesamten Region sind Schüler von 19 Schulen vertreten, sechs davon aus dem Landkreis München. Die 14-jährigen Arvid Haupenthal und Jonathan Häde vom Gymnasium Grünwald kamen in der Freizeit auf ihre Forschungsidee. Arvids Bruder besitzt ein kleines Luftkissen, daran ein Schlauch, in dessen Ende man einen Pfeil steckt. Je höher der Druck auf das Luftkissen, desto weiter fliegt der Pfeil. Als Arvid und Jonathan auf das Kissen springen, entsteht die Frage: Wie viel Masse ist nötig, um den Pfeil 100 Meter in die Luft zu schießen? Kurzerhand ermitteln sie in einer Versuchsreihe den Wirkungsgrad, um eine Antwort zu bekommen. Aus Versuchen mit wenig Gewicht leiten sie ab: 22 Kilogramm müssten für 100 Meter Flughöhe auf das Luftkissen fallen. Doch stutzig macht sie die Zahl schon, die Jury verrät ihnen: Für die genaue Berechnung bräuchten sie Formeln, die man erst im Studium lernt. Trotz dieses kleinen Fehlers belegen die beiden in der Kategorie Physik den zweiten Platz.

Der Prototyp des 3D-Druckers besteht aus Legosteinen

Die Schülerinnen Robin Bott und Valerie Abs vom Gymnasium Grünwald haben ein Alltagsproblem untersucht, das viele betrifft: Womit bekomme ich meine Brille am besten sauber? Im schulinternen Wettbewerb "Science Fair" sind sie damit bereits auf dem zweiten Platz gelandet. Robin ist selbst Brillenträgerin und genervt: Sie muss ihre Brille oft putzen und richtig sauber wird sie nie. Also probieren die 13-Jährigen alles aus, was sich auch nur annähernd zum Reinigen eignet. Ihr Testsieger: Glasreiniger. Aber auch ein Lippenpflegestift funktioniere gut. Die Ergebnisse bringen ihnen ebenfalls den zweiten Platz im Fachbereich Physik.

Julian Keiling und Nikita Yevtushenko vom Lise-Meitner-Gymnasium Unterhaching experiminetieren mit Erneuerbare Energien im Umfeld der Schule. (Foto: Claus Schunk)

Im wahrsten Sinne des Wortes Beeindruckendes präsentieren die 16-jährigen Philipp Jurasic und Sebastian Loy vom Ernst-Mach-Gymnasium Haar: Sie finden, 3D-Drucker für Privathaushalte sind zu teuer und drucken ungenau. Also entwickeln sie eine günstigere und bessere Alternative. Ihr Prototyp aus Legosteinen und einer Holzplatte, angeschlossen an einen Computer, hat sogar schon einen Testdruck absolviert. Er funktioniert mit Stereolitographie, das heißt, Licht verhärtet die Druckflüssigkeit - Schicht für Schicht, bis der Druck fertig ist. Bei ihrem Drucker kommt das Licht von einem Beamer. Philipp und Sebastian haben ausgerechnet: Die Materialkosten für ihren Drucker würden 80 Euro betragen, ein Bruchteil des Preises für herkömmliche 3D-Drucker. Das Juryurteil: Erster Platz, Einzug in den Landeswettbewerb.

Eine landwirtschaftliche Innovation präsentiert Tim Sebbeße, 14, von der Montessorischule-Hohenbrunn: Gemüseanbau in den eigenen vier Wänden - ohne Erde, ohne Sonne. Die Pflanze steckt in einem Substrat, zum Beispiel Basalt, ihre Wurzeln befinden sich in nährstoffversetztem Wasser. Licht bekommt sie von roten und blauen LED-Lampen. Rot für schnelles Wachstum, blau für gutes Aussehen und Geschmack. Die Farben sind von der Natur abgeguckt, sie gaukeln den Pflanzen Sonnenauf- und Untergang vor. Tim hat nicht nur eine Facharbeit darüber geschrieben, sondern selbst Salat in Flaschen in einem Kasten angebaut. 1,5 Liter, dann wird er geerntet. Dieses Verfahren habe viele Vorteile, sagt er. Nicht nur, dass kein Dünger benötigt und bis zu 80 Prozent Wasser eingespart werden kann. Vor allem die Transportkosten fallen weg, wenn der Salat in der Küche wächst - 365 Tage im Jahr. Auch die Jury überzeugt die Idee: Tim erhält den ersten Preis und ist eine Runde weiter.

© SZ vom 17.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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