Ismaning:Wärme aus der Tiefe

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Ismaning startete später als seine Nachbarn in die Geothermie. Nun aber baut die Gemeinde ihr Netz eifrig aus. Sieben Kilometer Leitungen sollen heuer verlegt werden. Insgesamt sind für das Projekt Investitionen von knapp 72 Millionen Euro veranschlagt

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Wer von Osten her nach Ismaning fährt, kann den Streifen am First des rechter Hand gelegenen Hauses schon von Weitem leuchten sehen. Die feuerrote Farbe lässt Vorbeifahrende an der Mayerbacherstraße ahnen, welche Kraft im Innern des Gebäudes mit den beiden Schornsteinen schlummert. Die Energiezentrale ist das Herzstück des Ismaninger Geothermieprojekts, seit wenigen Monaten ist das Haus fertig.

Von hier aus schickt die gemeindliche Wärmeversorgungsgesellschaft WVI gut 78 Grad Celsius heißes Wasser auf seinen Weg in die Heizungskeller der Ismaninger. Allein im Jahr 2015 soll das Leitungsnetz um knapp sieben weitere Kilometer wachsen - auf dann insgesamt etwa 33 Kilometer. Seitdem der Gemeinderat im März 2011 entschieden hat, dass Ismaning den Nachbarn Unterföhring, Garching, Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim folgen und ein eigenes Erdwärme-Projekt auf die Beine stellen würde, hat sich viel getan.

Bereits im darauffolgenden Winter richtete die Gemeinde an der Mayerbacherstraße einen Platz für Probebohrungen her, im April 2012 begannen dann die Vorstöße in die Tiefe. Mit einem erfreulichen Ergebnis: Die Gegend erwies sich als geeignet. Im Dezember wurde die kommunale WVI gegründet, 2013 nahm die Gemeinde ihre Geothermieanlage in Betrieb und begann mit dem Bau der Energiezentrale.

Von der Tiefenbohrung in gut 2000 Meter zeugen heute nur noch die beiden großen Rohre, die sich auf dem Platz vor der Zentrale wie zwei silberglänzende Schlangen über den Asphalt und ins Erdreich hinein winden. Aus dem einen Bohrloch wird das heiße Thermalwasser entnommen, in das zweite fließt es wieder zurück, nachdem es seine Wärme an einen zweiten Wasserkreislauf abgegeben hat, wie WVI-Geschäftsführer Andreas Hobmeier erklärt. Das geschieht im Innern der Energiezentrale. "Das heißt, das Thermalwasser bleibt hier am Ort", erläutert Hobmeier.

Insgesamt wird die Kommune etwa 72 Millionen Euro in die Erdwärme investieren. (Foto: Stephan Rumpf)

Durch den Wärmetauscherraum schlängelt sich ein Gewirr aus gedämmten Stahlrohren. Hier befindet sich die zentrale Schnittstelle: In einem metallisch glänzenden Kasten entziehen Platten aus Titan dem Thermalwasser seine Temperatur und geben diese an das Heizungswasser weiter, das die Wärme zu den Ismaninger Haushalten transportiert.

In den Häusern, die ans Fernwärmenetz angeschlossen sind, gibt es wiederum eine Übergabestation, sodass die Wärme schließlich in einen dritten Wasserkreislauf im Haus des einzelnen Kunden, gelangt. Bis zu 85 Liter Wasser pro Sekunde können gefördert werden. "Das reicht aus, um in zwei Sekunden eine Badewanne zu füllen", sagt Hobmeier, nicht ganz ohne Stolz in der Stimme.

Mit dem Geothermieausbau hat sich die Gemeinde Ismaning ein ehrgeiziges Ziel gesteckt. Es ist das größte Infrastrukturprojekt in der Geschichte der Kommune, insgesamt sind Investitionen von knapp 72 Millionen Euro dafür veranschlagt. Bislang gehen die Arbeiten gut voran. "Wir sind im Zeitplan und im Budget", bilanziert Hobmeier.

Die Anlage bringt inzwischen eine thermischen Leistung von etwa acht Megawatt. Damit lasse sich der Ismaninger Bedarf zu großen Teilen decken, erklärt Hobmeier. Nur in Spitzenzeiten, etwa zu Beginn der kühlen Jahreszeit, wenn vielerorts gleichzeitig die Heizungen angedreht werden, werden bis zu fünf Megawatt mehr benötigt. Diese Energie liefern dann die beiden Gaskessel zu, die im Kesselhaus der Energiezentrale stehen.

Das Geothermieprojekt in Ismaning wächst. Noch heuer werden Leitungen auf einer Länge von sieben Kilometern verlegt. (Foto: Stephan Rumpf)

Auch im Ort ist sichtbar, wie das Geothermieprojekt voranschreitet. Seit 2012 die ersten Leitungsrohre im Gemeindegebiet verlegt wurden, ist das Fernwärmenetz stetig gewachsen. Ende 2014 maß es eine Gesamtlänge von 26 Kilometern, die WVI versorgte etwa 480 Häuser mit Geothermie. In diesem Jahr sollen noch einmal knapp sieben Kilometer neue Leitungen dazukommen, wie Geschäftsführer Hobmeier berichtet.

Einem Kredit über gut drei Millionen Euro für den geplanten Ausbauabschnitt und einer Bürgschaftsübernahme hat der Ismaninger Gemeinderat bereits zugestimmt.

© SZ vom 18.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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