Ismaning:Vergängliche Schönheiten

Lesezeit: 2 min

In voller Blüte: Für das Tulpenkleid sammelte die Künstlerin zwei Jahre lang Blütenblätter. (Foto: Picasa/Veranstalter)

Traudel Lindauer zeigt fragile Textilkunst und Naturobjekte

Von Udo Watter, Ismaning

Ewige Jugend, makellose Schönheit, zeitloses Dekor - ist das in seiner oberflächlichen Perfektion nicht eher langweilig? Die Spuren von Zeit geben dem Sein doch erst Bedeutung. Verletzlichkeit und Fragilität sind Facetten einer Anmut, die uns vielleicht besonders anfasst. Ein Reiz, der gerade vor dem Horizont des Vergehens entsteht.

Die Vergänglichkeit der Schönheit spielt eine wesentliche Rolle im Schaffen von Traudel Lindauer: Die 1942 geborene Künstlerin, die von diesem Wochenende an in Ismaning ausstellt, verbindet Elemente aus der Textilkunst und ungewöhnliche Naturmaterialien zu zarten, oft schwebend anmutend Objekten - ob Samt und Spitze oder Blütenblätter, Blattgerippe und eben Pusteblumen. Daraus erblüht dann eine Art natürliche Haute Couture: Pusteblumenkleider oder Blütenschuhe. Aber auch Tulpenvögel oder Fadenfiguren entstehen unter ihren Händen. "Diese Materialien, die von selbst wachsen, prächtige Strukturen entwickeln, zerfallen dann aber auch wieder. Sie verweisen ganz von selbst auf die Vergänglichkeit von Schönheit hin und unterstreichen damit ihre Kostbarkeit", beschreibt Lindauer das Wesen ihrer Arbeiten.

Zu sehen sind zahlreiche ihrer Werke von Freitag, 5. Mai an, in Ismaning: Die Galerie im Schlosspavillon ist Schauplatz der Ausstellung "Allerlei - leicht", Textilkunst und Naturobjekte von Traudel Lindauer. Bei der Vernissage, die um 19 Uhr beginnt, hält Gisela Hesse, die Kuratorin der Galerie, eine Einführung. Die gebürtige Dresdnerin Lindauer bevorzugt transparente, helle Stoffe, die im Gegensatz zu den Naturmaterialien und grafischen dunklen Elementen stehen. Mit magischen Feenkleidern aus Blütenblättern, Hemden aus Brennnesseln, einem Thron aus Pusteblumen und rätselhaften Schriftbildern führt uns die Künstlerin in eine Welt der Märchen und Mythen. Einen heiteren Kontrast dazu bilden fantasievolle Objekte aus Fundstücken und humorvolle Fadenbilder, die oft mit Blütenblättern kombiniert sind, jedoch nichts mit konventionell bestickten Schondeckchen oder Taschentüchern zu tun haben. Poetische Texte begleiten viele ihrer Installationen und Bilder.

Was Lindauers künstlerische Herangehensweise so besonders macht, ist auch der langsame Entstehungsprozess von der Idee zum fertigen Objekt. Das Sammeln ihrer Grundmaterialien fließt in ihre Kunstwerke ein und gibt den Arbeiten einen meditativen Aspekt. Für das Tulpenkleid in der Ausstellung etwa sammelte die Künstlerin, die in Köln lebt, fast zwei Jahre lang die Blütenblätter. Über die lange Zeit hinweg veränderten sich die Blütenblätter, die Natur wirkte mit als Gestalterin. "Mit ihrer Fähigkeit sich auf ein Zusammenspiel von eigenen bildnerischen Vorstellungen und den Veränderungsprozessen der Natur einzulassen und diese künstlerisch zu nutzen, gelingt es Traudel Lindauer Werke zu schaffen, die individuell und allgemeingültig zugleich sind. Schönheit und Poesie, der Kreislauf der Natur, Märchenhaftes und Mythisches, Humor und Surreales, das alles findet sich in den ganz unterschiedlichen Werken der Künstlerin", erklärt Gisela Hesse. Die Ausstellung in der Galerie im Schlosspavillon Ismaning, dauert bis zum 16. Juli.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: