Ismaning:Neuanfang im Erich-Greipl-Stadion

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Der FC Ismaning benennt seine Spielstätte nach dem verstorbenen IHK-Präsidenten. Die Namensgebung hat finanzielle Gründe, sie soll aber auch die Außenwirkung des zuletzt arg gebeutelten Vereins verbessern

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Manchmal braucht eine Idee ein handfestes Zeichen, damit sie auch nach außen hin richtig sichtbar wird. Beim FC Ismaning, dem größten Ismaninger Fußballverein, ist dieses Zeichen eine Taufe. Das Stadion des FCI, das obwohl es eigentlich an der Leuchtenbergstraße liegt bisher schlicht als "Stadion an der Lindenstraße" bekannt ist, soll nun einen eigenen Namen bekommen. Künftig werden die Kicker des FCI ihre Gäste im "Professor-Erich-Greipl-Stadion" empfangen.

Die Umbenennung ist so etwas wie die Spitze des Eisbergs in einem Selbstreinigungsprozess, den der FCI im vergangenen Jahr begonnen hat. Es ist nach eigener Einschätzung die größte Umbruchphase der Vereinsgeschichte. Nach teils chaotischen Jahren, die vom sportlichen Abstieg der ersten Mannschaft begleitet wurden, wollen die Verantwortlichen den Traditionsklub wieder auf die Beine bringen. "Wir sind angetreten, um die negativen Ereignisse der letzten Jahre umzukehren und den FCI wieder zu alter Stärke zu führen", sagt Christian Ludwig.

Bislang war Saskia Greipl-Kostantinidis (links, mit den FCI-Vorständen Joseph Steinkohl und Christian Ludwig) kein richtiger Fußballfan. (Foto: Florian Peljak)

Der 35-Jährige trat kein leichtes Erbe an, als er den Vereinsvorsitz im März 2014 gemeinsam mit seinen Präsidiumskollegen Joseph Steinkohl und Herbert Baur übernahm. Nach dem Gewinn der Bayernligameisterschaft 2011 hatten die Ismaninger noch vom Sprung in den Profibereich geträumt. Euphorisiert vom Titel versuchte sich der FCI in der Spielzeit 2012/13 in der damals neu gegründeten Regionalliga Bayern. Doch der Ausflug blieb ein kurzer, nach nur einer Saison musste die Mannschaft den Rückzug in die Bayernliga antreten. Statt nach oben führte der Weg nun in die andere Richtung: Unter Trainer Roman Grill folgte in der Saison 2013/14 gar der Abstieg in die Landesliga. Nach dem Absturz hat sich der gebeutelte Verein nun eine Radikalkur verordnet. Das neue Präsidium um Ludwig will den Verein "wieder auf ein solides Fundament stellen".

Ein wichtiges Puzzlestück dabei ist die Außendarstellung. Nicht zuletzt weil es um die Vereinsfinanzen in den vergangenen Jahren nicht sonderlich gut bestellt war, sucht der Vorstand nach Sponsoren. Der Kontakt zu Saskia Greipl-Kostantinidis war da geradezu ein Glücksgriff. Die 42-Jährige war auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihrem verstorbenen Vater Erich Greipl ein Andenken schaffen. "Ich hatte den großartigsten Vater der Welt", sagt Greipl-Kostantinidis. "Ich wollte ihm ein Denkmal setzen." Der langjährige IHK-Präsident Erich Greipl lebte bis zu seinem Tod 2013 mit seiner Ehefrau in Ismaning und war als Wirtschaftsexperte weit über den Ort hinaus angesehen. Da Greipl sehr fußballbegeistert war, wurden sich beide Seiten schnell einig: Von der kommenden Saison an wird das Stadion des FCI für mindestens drei Jahre Greipls Namen tragen.

Professor Erich Greipl lebte bis zu seinem Tod in Ismaning. Der frühere Präsident der Industrie- und Handelskammer war sehr fußballbegeistert. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das habe wunderbar gepasst, erinnert sich Ludwig. Dank der gegenseitigen Vernetzung ist beiden Parteien geholfen: Der FCI tritt nun in einem Heimstadion an, das den Namen einer regionalen Persönlichkeit trägt. Durch diesen Bezug erhofft sich der Club auch, neue Sponsoren, etwa für Tribünenwerbung zu finden. Zu Greipls Ehren soll zudem jedes Jahr ein Benefiz-Fußball-Turnier stattfinden, dessen Erlös für einen guten Zweck gespendet wird. Das erste Turnier sei heuer für den 27. Juni geplant, erklärt Greipl-Kostantinidis. Dank ihrer guten Kontakte zu Wirtschaft und Politik haben bereits einige teils prominent besetzte Mannschaften ihr Kommen zugesagt - die IHK beispielsweise, die Polizeimannschaft und ein Team des bayerischen Wirtschaftsministeriums werden sich in Ismaning messen. Der Erlös soll an die Aktion Sternstunden gehen. "Wir stellen uns eine für beide Seiten fruchtbare Partnerschaft vor", sagt Ludwig.

Das neue Präsidium will mit dem FCI an alte Erfolge anknüpfen. Geht es nach Ludwig, soll der Verein auch wieder stärker zu einem Mittelpunkt im öffentlichen Leben der Gemeinde werden. Als Zugereister, meint Ludwig, könne er bestätigen, dass Ismaning ein wunderbarer Ort zum Leben sei. Dazu will auch der Präsident des Klubs etwas beitragen: "Wir haben als Verein eine soziale Aufgabe, der wollen wir nachkommen." Eine Chance dazu bietet etwa die Ismaninger Festwoche, die der FCI seit Jahren veranstaltet. "Wir wollen auch zeigen: Wow, der FCI ist ein Verein, der etwas tut", sagt Ludwig. Für die diesjährige Festwoche von 17. bis 21. Juni laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Auch in sportlicher Hinsicht hat der Verein einiges umgekrempelt. Statt auf klingende Namen von außerhalb zu setzen, steht die Nachwuchsarbeit bei den Ismaningern im Fokus. Vier Spieler aus der eigenen Jugend habe Trainer Xhevat Muriqi in der laufenden Saison in die erste Mannschaft integriert, erzählt Präsident Ludwig nicht ohne Stolz. Und der FCI bemüht sich, diese jungen Talente zu binden. Mittelfristig, soviel ist klar, wollen die Verantwortlichen wieder in die Bayernliga. Allerdings nicht um jeden Preis, betont Ludwig: "Wir werden uns den sportlichen Erfolg nicht um Teufel komm raus erkaufen und uns in Schulden stürzen, um eine Liga aufzusteigen." Er baut lieber auf eine solide Basis. Einige Veränderungen tragen bereits Früchte: Mit Luan da Costa Barros und Stürmer Mijo Stijepic sind jüngst zwei frühere Leistungsträger nach ihrer zwischenzeitlichen Abwanderung zum FCI zurückgekehrt.

© SZ vom 02.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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