Ismaning:Mutproben am Wasserlauf

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Die Isar hat das Leben in Ismaning seit jeher geprägt. Beim Erzählcafé zur aktuellen Ausstellung im Schlossmuseum erinnern sich Bewohner an ihre Jugend am Fluss - und die Nachbarn am gegenüberliegenden Ufer

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Mit dem Verhältnis von Ismaning und Garching ist es so eine Sache. Obgleich die beiden Nachbarkommunen heute in vielen Dingen zusammenarbeiten, pflegt manch alteingesessener Bewohner doch eine besondere Beziehung zu den Nachbarn am gegenüberliegenden Ufer. Daran ist der Fluss nicht ganz unschuldig. Schließlich teilte die Isar die beiden Orte lange Zeit verschiedenen Herren zu: Während Garching zum bayerischen Herzogtum gehörte, lag Ismaning auf der Flur des Hochstifts Freising, wie Birgit Bayer vom Ismaninger Schlossmuseum erklärt. Das Museum hat in seiner Sonderausstellung "Alles im Fluss" historische Landkarten, Filmaufnahmen und Fundstücke über die Isar zusammengestellt. Die Sammlung illustriert das Verhältnis der Ismaninger zu ihrem Wasserlauf - und eben auch das zu den Nachbarn auf der anderen Seite.

Da der Fluss seinen Lauf von Zeit zu Zeit veränderte, kam es immer wieder zum Streit um die Gebietsgrenze. Zudem sahen die Freisinger Fürstbischöfe keine Veranlassung, einen festen Übergang hinüber ins "Ausland" zu errichten. So wurden Ismaning und Garching schließlich erst im 20. Jahrhundert mit der Verlängerung der Bundesstraße 471 durch eine Brücke verbunden. Bis zur Eröffnung des Bauwerks im Jahr 1959 mussten die Anrainer mit einer Fähre übersetzen, um trockenen Fußes über die Isar zu gelangen - wenn sie denn wollten.

"Wir sind eigentlich nur selten hinübergefahren, höchstens, wenn einmal Sommerfest war in der Au", erinnert sich die Ismaningerin Hilde Bielmeier beim Anblick einer alten Aufnahme. "Vor allem sind die Garchinger zu uns herüber gekommen." Schließlich gab es auf Ismaninger Seite schon früh einige Attraktionen, etwa ein Kino. Trotzdem gehörte die Fähre fast 80 Jahre lang fest zum Flussbild, sind sich die Besucher des Erzählcafés im Museum einig. Von 1880 an gab es die Fährverbindung, seit 1920 lag diese in den Händen der Familie Huber. Ein Nachbau mit einer großen Glocke erinnert im Museum an den Holzunterstand, an dem sich Überfahrtswillige bemerkbar machen konnten.

Wer sich das Geld fürs Übersetzen - für Schulkinder immerhin zehn Pfennig - sparen wollte, watete zu Fuß durch den Fluss, wo es ging - meist am sogenannten Schweinsteg, wie sich Bielmeier erinnert. Doch galt es, vorsichtig zu sein und sich auszukennen. Seit ihrer Regulierung Ende des 19. Jahrhunderts war der Wasserpegel der Isar angestiegen. Gerade an der "Schwelle", dem alten Isarwehr, das 2014 zur Rampe umgebaut wurde, durfte man den Fluss und dessen Sogkraft nicht unterschätzen. Die Ismaninger Jugendlichen hatten daher laut Bielmeier einen Trick, um die Badetauglichkeit abzuschätzen: War der Betonstreifen an der Schwelle gut sichtbar, konnte man von dort aus ins Wasser springen; war er bedeckt, empfahl es sich, die Mutprobe lieber zu verschieben.

Auch heute verbringen die Ismaninger ihre Freizeit gern an der Isar. Wie viel es dort zu entdecken gibt, zeigen die neuesten Stationen des Ismaninger Hörpfads: Mit Unterstützung des Museums haben vier Schüler der örtlichen Mittelschule einen Rundgang durch die Isarauen gemacht, der in Kürze im Internet (www.ismaning.de/hoerpfad) nachzuhören ist.

Die Sonderausstellung "Alles im Fluss" ist bis zum 20. September im Schlossmuseum zu sehen. Am Sonntag, 19. Juli, führt Leiterin Christine Heinz jeweils um 14 und 15 Uhr durch die Ausstellung.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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