Ismaning:Multitalentiertes Museum

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Die Lichtbühne München zeigt im Kallmann-Museum das Theaterstück "Der Tunnel". (Foto: Dieter Schnöpf)

Jazz und Theater im Ismaninger Kallmann

Von Udo Watter, Ismaning

Natürlich ist es für das Kallmann-Museum quasi erste Bürgerpflicht, als Ort anspruchsvoller Ausstellungen zeitgenössischer Kunst zu fungieren. Attraktiv ist das 1992 eröffnete Gebäude - ein klassizistischer Nachbau der Orangerie des Ismaninger Schlosses - für Kulturfreunde aber noch aus anderen Gründen: Das im Schlosspark gelegene Museum ist auch regelmäßig Aufführungsort einer hoch gelobten Konzertreihe und sogar Schauplatz von Theatervorstellungen.

An diesem Freitag, 9. November, wird etwa das Trio Benares dort gastieren und indische Klangwelten mit zeitgenössischem Jazz verbinden (Beginn 20 Uhr). Der in Indien vielfach preisgekrönte Sitar-Virtuose Deobrat Mishra und sein Neffe Prashant, ein Star der Tabla-Szene (Tabla ist ein Schlaginstrument), bilden mit Roger Hanschel, einem der wohl extravagantesten Jazz-Saxofonisten Deutschlands, ein interessantes Ensemble. Klassische indische Musik und Jazz passen nicht zuletzt deswegen so gut zusammen, da beide von der Improvisation leben. Die Musik des Trios wurde mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. In der Begründung heißt es unter anderem: "Gemeinsam fanden die drei zu einer energiegeladenen Fusion, die man so noch nicht gehört hat. Hanschels Hoffnung, aus den Stilformen 'eine originäre dritte Geschichte' zu entwickeln, hat sich voll und ganz erfüllt."

Eine Woche später, am Freitag 16. November, wird die Münchner Lichtbühne dort das Stück "Der Tunnel" zeigen, eine Theateradaption nach dem Roman von Bernd Ganter. Das 2009 von Guido Verstegen gegründete Ensemble der freien Szene hat schon öfter im Kallmann-Museum inszeniert und wagt sich diesmal wieder an einen schweren Stoff mit aufwühlenden gesellschaftskritischen Aspekten. Worum geht es? Tag für Tag erklingt die Arbeit des Joseph Staudinger aus dem Eisenbahntunnel: Besser als jedes technische Gerät erkennt er am Ton des Hammerschlags die Risse und Schäden an den Schienen. Staudinger kontrolliert 30 Sommer und Winter lang einen Tunnel der Schweizerischen Bundesbahn. Das Dasein des Einsiedlers und Dorftrottels Joseph Staudinger, erfährt ausgerechnet, nachdem ihm gekündigt wurde, eine wundersame Wendung, als Aisha, die Zweitfrau eines reichen arabischen Touristen, während einer Zugfahrt unter mysteriösen Umständen verschwindet. Außenseiter, Loser, Antihelden wie Staudinger - das sind Bernhard Ganters bevorzugte Protagonisten. "Mich interessieren Menschen, die unten sind in unserer Gesellschaft, die nicht Wahrgenommenen", erklärte der Autor einmal.

Die Inszenierung der Lichtbühne - für die Regie zeichnet Guido Verstegen verantwortlich - beginnt um 20 Uhr. Karten kann man reservieren unter Telefon 089/96 12 948 oder info@kallmann-museum.de.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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