Ismaning:Lektion in Zivilcourage

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Die Schülerbegleiter Elisabeth, Melissa, Cedric, Annika, Sofien, Samantha, Leon, Marlene, Hani, Jasmin, Jessica, Sandra und Janina mit Realschulkonrektorin Ina Langer (vorne links) bei der Übergabe der Zertifikate. (Foto: oh)

Jugendliche lassen sich zu DB-Schülerbegleitern ausbilden

Von Francesco Collini, Ismaning

Mitschüler auf ihr Fehlverhalten hinweisen, sie aufklären und dabei eventuelle Konflikte deeskalieren. Auch dieses Jahr haben sich über 150 Schüler in und um München zu sogenannten DB-Schülerbegleitern ausbilden lassen. 14 davon gehen auf die Johann-Andreas-Schmeller Realschule in Ismaning, die sich dieses Jahr zum ersten Mal an dem Projekt beteiligt hat. Cedric Weise und seine Mitschüler haben am 1. Juli ihre Zertifikate überreicht bekommen: "Wir haben gelernt, den anderen in Gefahrsituationen zu helfen", erzählt der Achtklässler, der etwa 20 Stunden Schulung mit Bahnpersonal und Bundespolizei hinter sich gebracht hat. "Wir waren zwei Tage am S-Bahn-Gelände und zwei Tage in der Schule. Hinzu kommt ein Feedbacktag", sagt Englisch- und Geschichtslehrer Rainer Neumeyer, der Betreuer des Projekts an der Ismaninger Realschule.

Auf dem S-Bahn-Gelände in Steinhausen lernten die Schüler Funktionalitäten der Züge kennen, wie die Notbremse oder die Sprechstelle zum Fahrer. Es wurden aber auch Situationen durch Rollenspiele simuliert, etwa ein Streit zwischen zwei Fahrgästen oder das Gespräch mit einem Mitreisenden, der seine Füße nicht vom gegenüberliegenden Sitz nehmen will. Das wichtigste dabei sei, ein deeskalierendes Verhalten zu bewahren und zu propagieren, getreu dem Motto der Aktion "Überzeugen statt petzen."

Das freiwillige Einschreiten bei einer Konfliktsituation ist natürlich keine Selbstverständlichkeit: "Wir haben sehr viel über Zivilcourage gelernt", sagt Marlene Seibl, ebenfalls Achtklässlerin. Sie hat zwar noch keine schlechten Erfahrungen in der S-Bahn gemacht, würde aber bei einer unangenehmen Situation ihren Schülerbegleiter-Ausweis vorzeigen und handeln. Dafür bekomme sie, wie auch Cedric Weise, auch im Freundeskreis Zuspruch. Deshalb haben die Jugendlichen auch keine Angst, von Mitschülern als Besserwisser abgestempelt zu werden.

"Es war sehr interessant, hinter die Kulissen der S-Bahn zu blicken", sagt Marlene Seibl. Lehrer Neumeyer wiederum zeigt sich beeindruckt vom Engagement seiner Schüler. Das Projekt soll an der Johann-Andreas-Schmeller-Realschule Ismaning nächstes Jahr wieder stattfinden, es haben bereits Vorgespräche gegeben. Die Deutsche Bahn investiert jedes Jahr 50 000 Euro für das Projekt.

© SZ vom 18.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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