Ismaning:Interkulturelle Inspiration

Lesezeit: 1 min

Jeder Augenblick ist für immer: "Wahre Heldinnen" der Münchner Künstlerin Dörthe Bäumer. (Foto: Philipp Mannsmann)

Außereuropäische Einflüsse bereichern Dörthe Bäumers Kunst

Klar, die Welt ist kleiner geworden, die Möglichkeit des Informationsaustausches größer und das Bewusstsein für fremde Lebensstile und Traditionen sensibler. Gleichwohl ist der Diskurs in Europa oder Nordamerika oft noch recht einseitig von der Perspektive des Westens bestimmt. Und damit einher geht nicht selten eine Mischung aus kultureller Ignoranz und Arroganz. Diesen Vorwurf kann man der in München lebenden Künstlerin Dörthe Bäumer nun wirklich nicht machen: Ihre Arbeiten werden maßgeblich inspiriert von Wahrnehmungen aus ihrem Alltag, aber auch von ihrer intensiven Auseinandersetzung mit der Kultur Kubas und den westafrikanischen Kulturen des Senegal und Burkina Fasos, die sie bei längeren Arbeitsaufenthalten kennenlernte. Dieser interkulturelle Austausch mit anderen, fremden Lebenswelten regte die Künstlerin an zu neuen Bildfindungen und einer veränderten Sicht auf den eigenen kulturellen Hintergrund. Vom Wochenende an sind zahlreiche ihrer Werke in Ismaning zu sehen. Die Ausstellung "Jeder Augenblick ist für immer" wird an diesem Freitag in der Galerie im Schlosspavillon eröffnet, die Vernissage beginnt um 19 Uhr.

Die Künstlerin nutzt die drei Räume des Schlosspavillons, um verschiedene inhaltliche Schwerpunkte zu setzen. Im Nordraum des Gebäudes stehen Arbeiten, die in der eigenen europäischen Kultur wurzeln, im Dialog mit Werken aus ihrer Zeit in Kuba. Unter anderem setzt sie sich dabei mit den Themen Zeit und Vergänglichkeit auseinander, aber auch zeichnerisch mit den afroamerikanischen Gottheiten des Kubanischen Santeria Kultes.

Der Südraum hat als Bezugspunkt "Westafrika": Holzskulpturen, Porträts und Alltagsszenen, gezeichnet auf lokalen afrikanischen Tageszeitungen, werden hier gezeigt. Für den Hauptraum in der Galerie schuf Bäumer eine neue, speziell für diesen Ort entwickelte Installation mit dem Titel "Raumanzüge für innere Werte": zarte aus Seidenpapier geformte Objekte, die auf einen geistigen Flug in nahe und ferne Innenwelten einladen.

Die Erschließung innerer, geistiger Räume, der Dialog zwischen den Kulturen, die Frage nach möglichen Identitäten sind wesentliche Inhalte im Kunstschaffen Bäumers. Geboren in Münster, lebt und arbeitet sie in München. Sie studierte Visuelle Kommunikation in Münster mit den Schwerpunkten Grafik und Zeichnung sowie Kunstgeschichte. Sie erhielt Förderungen und Preise für ihre Arbeit und wurde mehrfach zu internationalen Artist-in- Residence-Aufenthalten eingeladen.

Die Ausstellung dauert bis zum 6. Mai. Gesprächsnachmittage mit der Künstlerin gibt es am Samstag, 10., und Sonntag, 11. März, von 14.30 bis 17 Uhr. Die Galerie, Schloßstraße 1, ist geöffnet Dienstag bis Sonntag von 14.30 bis 17 Uhr.

© SZ vom 02.03.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: