Ismaning:In Vielfalt vereint

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Der Landkreis soll eine eigene Marke werden, fordert der Regionalausschuss der IHK

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Was hat Aying mit Unterschleißheim gemein? Eher wenig, würden die meisten wohl auf Anhieb sagen. Tatsächlich unterscheidet das landwirtschaftlich geprägte 5400-Seelen-Dorf im Süden so einiges von der 30 000-Einwohner-Stadt im Norden, die sich mit Gründerzentrum und Businesspark als modern-urbanen Ort verstanden wissen will. Die offensichtlichste Gemeinsamkeit dürfte sein, dass beide zu den 29 Kommunen des Landkreises München zählen. Wie aber bekommt man diese alle unter einen Hut? Diese Frage stellten sich jene Unternehmer, die im Regionalausschuss der Industrie- und Handelskammer (IHK) organisiert sind, bei ihrer Sitzung am Donnerstag in Ismaning. Und kamen zu dem Schluss: Der Landkreis München soll sich nach außen hin als Einheit präsentieren - er soll zu einer Marke werden.

Für diese Idee wollen der Regionalausschuss-Vorsitzende Christoph Leicher, Geschäftsführer von Leicher Engineering aus Kirchheim, und seine Mitstreiter nun auch die politischen Vertreter des Landkreises begeistern. In den kommenden Wochen soll Landrat Christoph Göbel (CSU) das Projekt vorgestellt werden. In ersten Gesprächen, erklärte Leicher, habe der Landrat bereits signalisiert, dass "Regionales Marketing" für den Landkreis ein wichtiges Thema sei.

Dass es sich beim Landkreis um eine ganz besondere Region handelt - unter anderem die zweitteuerste in Deutschland, zugleich die mit der dritthöchsten Kaufkraft, Standort für Zehntausende Unternehmen und Wohnort von mehr als 340 000 Bürgern -, ist den Ansässigen wohl bewusst. Nach außen hin aber leide der Landkreis oft unter der fehlenden Abgrenzung zur Landeshauptstadt, erklärte Ausschussmitglied Armin Bastl, Geschäftsführer der Marketingagentur Increon aus Ismaning. Darum müsse man eine eigene Identität entwickeln und diese nach außen sichtbar machen.

Wie das aussehen könnte, darüber hat sich eine Arbeitsgruppe um Bastl bereits Gedanken gemacht. Auf einem Online-Marktplatz könnten sich alle Akteure, die im Landkreis wichtig sind - Kommunen, Unternehmen und Gremien - präsentieren. Die Website soll die Vielfalt und Attraktivität des Landkreises abbilden und Besucher zum Entdecken wie bei einem analogen Schaufensterbummel einladen. Ein vergleichbares Konzept hat Bastls Firma bereits für die Gemeinde Ismaning entworfen. Wichtig seien dabei zwei Dinge, betont er: Dass alle 29 Kommunen hinter dem Projekt stehen und dass der Landkreis als übergeordnete Stelle als Betreiber der Internetplattform auftritt. Dies sei wesentlich authentischer als bei einem privaten Anbieter, so der Marketingexperte.

Das dürfte nun die Grundfrage sein, die es zu klären gilt. Will man auf Ebene des Landkreises dieses Thema überhaupt angehen? Die Vertreter des Landratsamts, Pressesprecherin Christine Spiegel und Wirtschaftsförderer Andreas Ortner, zeigten sich zunächst zurückhaltend. Ortner gab zu bedenken, dass ein solches Projekt auch im politischen Prozess beschlossen werden müsse. Auch einige Ausschussmitglieder konnten sich die Umsetzung noch nicht so recht vorstellen. Ob die Kommunen denn beispielsweise eine Plattform nicht als Konkurrenz empfinden würden, überlegte Josef Aschauer von der Medipart Finanzberatung aus Aschheim. Nicht zuletzt stellte sich die Frage, wie sich die Identität des Landkreises denn definiere.

Um all jene Themen zu klären, streben die IHK-Vertreter nun das Gespräch mit Landrat Göbel an. Darin waren sich die Unternehmer am Ende einig: Eine Identitätsbildung müsse aus dem Landkreis selbst kommen.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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