Ismaning:Fragil und existenziell

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Künstlerin Lena von Goedeke erhält Kallmann-Preis 2020

Vor einem weiten arktischen Landschaftsprospekt sind Gummistiefel platziert, die aus Ton geformt sind und aus denen schwarze Tusche auf den Boden laufen wird - ein eindrückliches Bild dafür, wie der Permafrostboden buchstäblich unter unseren Füßen dahinschmilzt. Aber diese Arbeit der Berliner Künstlerin Lena von Goedeke lässt den Betrachter auch spüren, wie fragil überhaupt das Dasein ist, das nur in bestimmten Zonen der Erde möglich ist, wie sehr der Mensch, gerade in lebensfeindlichen Gebieten, auf Hilfsmittel wie Kleidung existenziell angewiesen ist. Goedeke setzt sich in ihren Arbeiten mit der Wahrnehmung der Natur durch den Menschen auseinander und dabei spielen physische Erfahrungen eine Rolle ebenso wie technische Möglichkeiten der Darstellung von Landschaft - ihre aktuellen Arbeiten sind inspiriert von zwei Expeditionen, die sie in die Arktis unternahm.

Rennen wir mit Siebenmeilenstiefeln in die Klimakatastrophe? Lena von Goedeke hinterfragt in ihrem Werk die Wahrnehmung von Natur durch den Menschen. Ihre aktuelle Auseinandersetzung mit der Landschaft ist geprägt von Reisen in die Arktis - wie in der Installation "Equipment first". (Foto: Kallmann-Museum)

Damit hat sie die sechsköpfige Jury, die jetzt über die Vergabe des Kallmann-Preises entschied, überzeugt. Die 1983 in Duisburg geborene Bildhauerin, Installationskünstlerin und Fotografin erhält den Kallmann-Preis 2020 für ihre Auseinandersetzung mit dem Thema "Landschaft", insbesondere für ihre "konzeptuell äußerst konsequenten und zugleich hoch sinnlichen Werke". Der Gewinn des Preises beinhaltet eine Einzelausstellung im Kallmann-Museum in Ismaning, die von Dezember 2020 bis Februar 2021 zu sehen ist. "Wir hatten ja die großartige Aufgabe, aus 400 Bewerbungen den Preis zu vergeben und haben uns für Lena von Goedeke entschieden", so Museumsleiter Rasmus Kleine. "Es ist nun zum dritten Mal eine Frau geworden."

Lena von Goedeke, 1983 in Duisburg geboren, hat an den Kunstakademien in Münster, Trondheim und Düsseldorf studiert. Sie erhielt mehrere Preise, unter anderem 2018 den DEW21 Kunstpreis Dortmund. (Foto: Kallmann-Museum)

Der Wettbewerb richtet sich an zeitgenössische Künstler, die in den drei künstlerischen Hauptthemen Hans Jürgen Kallmanns Herausragendes leisten: Porträt, Tier und Landschaft. Er ist mit 8500 Euro dotiert. Die ersten Preisträgerinnen waren 2018 Yvonne Roeb (Tier) und 2019 Doris Maximiliane Würgert (Porträt).

© SZ vom 22.06.2020 / wat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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