Ismaning:"Es geht um unsere Zukunft"

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Michael Sedlmair war von 1990 bis 2014 Bürgermeister Ismanings. Darüber hinaus war und ist der Freie Wähler vielfältig ehrenamtlich engagiert. (Foto: Claus Schunk)

Ismanings Altbürgermeister Michael Sedlmair fragt sich, wie sich die Jugend für das Ehrenamt begeistern lässt

Interview von Irmengard Gnau, Ismaning

24 Jahre lang, von 1990 bis 2014, hat Michael Sedlmair Ismaning als Bürgermeister geprägt. Bereits seit seiner Jugend war der studierte Jurist zudem in zahlreichen Ehrenämtern engagiert, sei es als Vorsitzender des Pfarrgemeinderats in seiner Heimatpfarrei, als Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank-Raiffeisenbank Ismaning, in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, im Bayerischen Städtetag, bei den Freien Wählern, bei der Kolpingfamilie, als emsiger Unterstützer des Kallmann-Museums oder seit 2014 als Vorstandsvorsitzender der neu gegründeten Bürgerstiftung Ismaning. Für diesen - wohlgemerkt über sein Amt hinausgehenden - Einsatz erhielt Sedlmair nun das Bundesverdienstkreuz am Bande.

SZ: Herr Sedlmair, Sie sind Ehrenbürger und Altbürgermeister von Ismaning, haben den Ehrenring der Gemeinde und des Landkreises erhalten. Was bedeutet die Auszeichnung des Bundes jetzt für Sie?

Michael Sedlmair: Das ist schon noch einmal eine ganz besondere Sache. Der ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss hat es so formuliert: Mit dieser Auszeichnung sagt der Staat "Danke".

Sie engagieren sich seit jungen Jahren in der Kommunalpolitik, saßen seit 1978 im Ismaninger Gemeinderat. Welche Bedeutung hatte das Ehrenamt in Ihrer Familie?

Ich komme aus einem Elternhaus, wo das öffentliche Leben immer dazugehört hat. Ich habe immer ganz selbstverständlich zusätzliche Aufgaben übernommen, war etwa Ministrant, Klassensprecher, dann in der katholischen Jugend Gruppenleiter, mit 17 Jahren ging ich zur Kolpingfamilie, wo ich später auch im Vorstand war. Ich bin da so reingewachsen. Irgendwann nahm mich der Ismaninger Gemeinderat Peter Neumaier dann mit zu einer Versammlung der Freien Wähler. Und wie es so kommt: Am Ende des Abends bin ich mit meinem ersten Posten nach Hause gefahren, als Pressesprecher des Kreisverbands.

Wie sehen Sie die Situation heute: Wie steht das Ehrenamt, in der Kommunalpolitik und allgemein, da?

Der gesellschaftliche Rahmen hat sich verändert, wobei sicherlich drei Punkte mit wesentlich sind: Die Leute sind heute in ihrem Beruf mehr gefordert, man muss ja immer erreichbar sein, auch durch die veränderte Kommunikation durch die neuen Medien. Zweitens gibt es wesentlich mehr Freizeitangebote, die in Konkurrenz zum Ehrenamt stehen - für mich war die Gruppenstunde bei der katholischen Jugend früher auch eine willkommene eine Abwechslung. Und drittens ist die Familienstruktur eine andere: Meine Frau hat mir dankenswerter Weise immer den Rücken frei gehalten und sich um unsere drei Kinder gekümmert. Heute arbeiten häufig beide Partner Vollzeit. Hinzu kommt, dass die grundsätzliche Bereitschaft, sich langfristig zu binden, heute seltener geworden ist. Für punktuelle Aktionen wie eine Bürgerinitiative finden sich leichter einmal Unterstützer, aber für ein langfristiges Engagement ist es schwer.

Wie gelingt es, die junge Generation wieder für das Ehrenamt zu gewinnen?

Das ist die große Frage: Womit kann man die Jungen hinter ihren Laptops und iPhones hervorholen? Von politischer Seite gibt es kein Patentrezept. Man wird mit den Gestaltungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten werben und mit flankierenden Maßnahmen das Ehrenamt unterstützen müssen. Denn die zeitlichen und finanziellen Mittel dafür sind nicht mehr selbstverständlich. In Ismaning fällt auf, dass viele der jungen Gemeinderatsmitglieder aus Familien kommen, die schon eine Tradition im Ehrenamt haben. Ich denke, die Motivation läuft über das Zuhause und über solide Bildung. Wir müssen es schaffen, den jungen Leuten klar zu machen: Es geht um unsere Grundlagen, um unsere Zukunft. Noch besser: Es geht um euch selbst.

© SZ vom 07.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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