Ismaning:Einmal Germantown und zurück

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Christa Nicklas (Mitte) hat den Deutsch-Amerikanischen Verein gegründet. Das Foto zeigt sie 2016 mit Gästen aus Germantown und Bürgermeister Alexander Greulich (rechts) beim Eintrag ins Goldene Buch von Ismaning. (Foto: Joerg Koch)

Seit zehn Jahren bringt der Deutsch-Amerikanische Verein Menschen aus beiden Ländern zusammen

Von Andreas Sommer, Ismaning

Die Beziehung zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist eine besondere. Zum 70. Mal jährte sich 2019 das Ende der Luftbrücke, die das eingeschlossene Berlin versorgte. 30 Jahre ist es her, dass die Mauer in Berlin fiel und die Einheit erreicht werden konnte - ohne die Unterstützung der USA undenkbar. Auch in Ismaning gibt es besondere Jahrestage in der deutsch-amerikanischen Freundschaft zu feiern.

Vor 30 Jahren organisierte Christa Nicklas als Schulleiterin der Johann-Andreas-Schmeller-Realschule den ersten Schüleraustausch mit der Highschool in Germantown im Bundesstaat Wisconsin. Vor zehn Jahren wurde Nicklas pensioniert und gründete im selben Jahr den Deutsch-Amerikanischen Verein Ismaning (Davis), um die begonnene Arbeit zum kulturellen Austausch auf die gesamte Gemeinde auszuweiten. Später arbeitete sie einige Jahre als Deutschlehrerin an der Highschool in Germantown.

Verständigung und Begegnung seien die Hauptziele des Vereins, sagt Nicklas, die diesen seit der Gründung als Vorsitzende leitet. Reisen in die USA werden ebenso geplant wie Deutschlandbesuche der US-Amerikaner. Insgesamt haben die Deutschen ein positives Image in den Staaten, berichtet Nicklas. Und auch wenn seit dem Wahlsieg Donald Trumps, der in Wisconsin eine knappe Mehrheit erzielte, das diplomatische Verhältnis über den Atlantik hinweg deutlich abgekühlt ist, blieben die Beziehungen innerhalb des Vereins familiär und freundschaftlich. Randi Schmidt, die 2009 beim Schüleraustausch Ismaning besuchte, berichtet zwar, dass es noch immer einige Amerikaner gebe, die bei Deutschland ausschließlich an Lederhosen, Bier und Brezeln denken würden. Das Bild der meisten Amerikaner auf die Bundesrepublik und ihre Bürger sei aber auch heute noch gut. Für Schmidt selbst änderte der Schüleraustausch das ganze Leben. "Ich war sofort begeistert von dem Land und der Sprache", erinnert sie sich. Aus diesem Grund studiert die US-Amerikanerin heute in Gießen Germanistik. Für die Feierlichkeiten kommt sie zurück nach Ismaning und wohnt bei ihrer damaligen Gastfamilie, zu der sie bis heute einen engen Kontakt pflegt. Durch die Arbeit des Vereins, in dem Schmidt zwar kein Mitglied ist, dem sie aber dennoch verbunden ist, konnte sie viele Freunde auf beiden Seiten des Atlantiks finden. Schmidt fürchtet allerdings, dass durch die zuletzt angespannte Situation zwischen den Regierungen langfristig auch die Bevölkerungen beider Länder ein negatives Bild von einander entwickeln könnten. Bisher sei davon in ihrem Alltag aber zum Glück noch gar nichts zu spüren.

Für die Arbeit des Deutsch-Amerikanischen Vereins sei Politik kein großes Thema, sagt Vorsitzende Nicklas. Die Regierungen würden kommen und gehen, und auch wenn bei den Begegnungen gelegentlich über die Politik diskutiert werde, so stehe doch im Vordergrund, Freundschaften zu schließen, die kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken und so mehr Verständigung zu erreichen. Neben dem Engagement im Deutsch-Amerikanischen Verein hält Nicklas dafür Vorträge in den USA, zum Beispiel über München und das Leben in Bayern oder Martin Luther, und ist erstaunt, wie groß das Interesse an der deutschen Kultur ist. Besonders in Staaten wie Wisconsin oder Arizona, in denen viele Menschen deutscher Abstammung leben, sind die Vorträge gut besucht.

Bei der Jubiläumsfeier an diesem Mittwoch im Kultur- und Bildungszentrum Seidl-Mühle in Ismaning sorgt die Musikschule, die auch schon kulturelle Austauschfahrten gemeinsam mit dem Verein unternommen hat, für die musikalische Untermalung. Und natürlich werden zu der Veranstaltung auch einige amerikanische Gäste erwartet.

© SZ vom 24.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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