Ismaning:Eine große Familie

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Eine Szene aus der Anfangszeit: Physikunterricht mit Lehrer Hans-Günther Müller 1980. (Foto: Privat)

Die Realschule feiert ihr 40-jähriges Bestehen. Aus allen Jahrgängen haben sich Ehemalige angekündigt

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Dagmar Neubig-Reichensperger kennt sie noch alle, die Direktoren der Realschule Ismaning, die das Haus über nunmehr 40 Jahre hin geprägt haben: von Otto Glaser über Christa Nicklas und Johann Wolfgang Robl bis hin zu Stefan Ambrosi. Zum Schuljahr 1989/1990 stieß die Lehrerin für Deutsch und Sport dazu, doch kennengelernt hatte sie die Realschule bereits früher, 1984, sechs Jahre nach deren Gründung, bei den Schulspieltagen. "Damals habe ich schon gesagt: An der Schule will ich mal arbeiten", erzählt die heute 60-Jährige. Die tolle Stimmung habe sie beeindruckt, und nach einigen Jahren landete die Münchnerin tatsächlich in Ismaning. Seither sind noch einmal fast drei Jahrzehnte vergangen. Die Stimmung, sagt Neubig-Reichensperger, sei nach wie vor sehr angenehm.

Trotzdem hat sich natürlich einiges verändert in dem schmucken Backsteinbau an der Torfbahn. 1978 startete die Realschule Ismaning mit 111 Schülern und elf Lehrkräften - heute besuchen mehr als sechsmal so viele Mädchen und Jungen die Schule, das Kollegium zählt 54 Lehrer. Zwischenzeitlich, erinnert sich Neubig-Reichenberger, waren es sogar einmal an die 1200 Schüler, die sich im Schulhaus drängten. Die Ismaninger Realschule hatte bereits im Schuljahr 2000/2001 auf das damals neue System umgestellt und begann nun mit der fünften statt wie bislang mit der siebten Klasse. Die Enge wurde erst behoben, als 2004 die neue Realschule in Aschheim eröffnete - die damalige Ismaninger Rektorin Christa Nicklas hatte die Filiale zuvor mit geleitet. Unter Nicklas führte man auch den Ganztag ein, von 2004 an, ebenfalls als eine der ersten Realschulen in Bayern. "Das Kollegium war schon immer sehr ausprobierfreudig", sagt Neubig-Reichensperger.

An der Geschichte der Johann-Andreas-Schmeller- Realschule - zu ihrem 25-jährigen Jubiläum 2003 erhielt die staatliche Realschule den Namen des bayerischen Sprachforschers und Herausgebers des Bayerischen Wörterbuchs - sieht man laut dem seit 2017 amtierenden Direktor Stefan Ambrosi: "Eine Schule muss sich immer wieder an die aktuellen Gegebenheiten anpassen." Ganztagsangebot, offen und gebunden, das Doppelstundenprinzip, Sprint-Klassen für Schüler mit Deutschförderbedarf, den Einsatz neuer Medien - die Schule hat einiges probiert in den vergangenen 40 Jahren.

An den Schülern selbst habe sich eigentlich am wenigsten geändert, sagt Neubig-Reichensperger. "Jugendliche sind Jugendliche." Die Eltern allerdings hätten sich verändert, vor allem die Anspruchshaltung sei eine andere geworden. Außerdem spielen die gesellschaftlichen Entwicklungen immer auch ins Schulleben hinein. "Früher gab es zum Beispiel bei uns in Ismaning kaum berufstätige Mütter", erinnert sich die Lehrerin. Heute kommen die Schüler aus ganz unterschiedlichen Strukturen, Patchwork-Familien sind ebenso wenig eine Besonderheit wie Alleinerziehende. "Für uns Lehrer ist es wichtig, auch Verständnis zu haben für diese veränderte Situation der Schüler und der Familien", sagt Neubig-Reichensperger. Insgesamt sei das Leben mehr in die Schule gerückt - gerade Ganztagsschüler verbringen viel Zeit in der Schule, das gemeinsame Essen in der Gruppe mit den Jugendsozialarbeitern ist manchmal auch Familienersatz.

Eine familiäre Stimmung haben offensichtlich auch frühere Schülergenerationen bereits empfunden: Die Kinder mancher ehemaliger Absolventen besuchen heute ihrerseits die Realschule. Auch die Reaktionen auf die Einladung zum Ehemaligen-Frühschoppen am Samstag, 24. November, sprechen dafür. Aus allen Jahrgängen hätten sich bereits Teilnehmer gemeldet, die ihre alte Schule besuchen wollten, sagt Direktor Ambrosi. Zur offiziellen Geburtstagsfeier am Freitag, 23. November, wird es eine Chronik geben, außerdem führen Schüler ein Musical über Johann Andreas Schmellers Leben auf, geschrieben von Musiklehrerin Tanja Prothmann. Ambrosi selbst will neben der Würdigung der vergangenen 40 Jahre auch in die Zukunft schauen. "Ich stelle auch die Frage: Wie wollen wir gemeinsam unsere Schule weiter gestalten?", sagt er. Gute Grundlagen für ein Gelingen, das lässt sich wohl konstatieren, sind gelegt.

© SZ vom 22.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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