Ismaning:Die Armutsfalle ist weiblich

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Die SPD warnt vor Not vor allem für ältere Menschen

Die SPD-Arbeitsgemeinschaft "60 plus" München-Land beschäftigt sich bereits seit Jahren mit der Altersarmut. Doch gerade jetzt in der Corona-Krise gelte es, älteren Menschen Unterstützungsmöglichkeiten an die Hand zu geben, betont die Vorsitzender Johanna Hagn aus Ismaning. In einem Schreiben an die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft berichtet Hagn davon, dass die Pandemie das Problem noch verschärft - auch im Landkreis München.

Bundesweit seien im Januar dieses Jahres bereits nahezu 3,2 Millionen Personen armutsgefährdet gewesen. Das ist fast jeder Fünfte im Rentenalter. "Covid-19 verschärft die Situation, da Nebenbeschäftigungen wegfallen", so Hagn. Mit diesem Zubrot hätten sich Rentnerinnen und Rentner meist notwendige Leistungen finanziert, wie zum Beispiel Brillen, Zuzahlungen von Arzneien und Neuanschaffungen, für die sonst kein Geld da sei. "Die klassische Armutsfalle in unserer Gesellschaft ist weiblich", schreibt Hagn. Grund sei die "folgenreiche Kombination aus Kindererziehung, Minijob und Pflegetätigkeit, die von Frauen ausgeübt wird und von steuerlichen Instrumenten wie dem Ehegattensplitting begünstigt ist". Fast jede dritte alleinstehende Neurentnerin könnte zukünftig auf Grundsicherung angewiesen sein. Damit steige die Quote der Betroffenen von 16 Prozent im Jahr 2015 auf 28 Prozent in 2036. "Damit ist das Risiko der Altersarmut bei alleinstehenden Frauen rund viermal so hoch wie im Durchschnitt", zitiert Hagn die Bertelsmann-Stiftung.

Im Hinblick auf Weihnachten wirke sich eine sehr kleine Rente noch bedrückender aus, weiß Hagn und bittet die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft, die Augen offen zu halten nach all jenen, die Unterstützung bräuchten und die man mit hilfreichen Tipps versorgen könnte. Einer der wichtigsten Ansprechpartner ist das Sozialamt der jeweiligen Kommune, wo Betroffene Anträge für einen Schwerbehinderten-Ausweis stellen können, mit dem es verbilligte Eintritte und Steuererleichterungen gibt.

Informationen darüber, wie man bei der Tafel Lebensmittel bekommen oder im Secondhandladen "Gwandhaus" einkaufen kann, gibt es etwa im Ismaninger Rathaus. Dort könnten sich Senioren auch zum Thema Wohnen und über Fördermöglichkeiten eines behindertengerechten Umbaus der eigenen vier Wände beraten lassen. Umfassende Beratung und Unterstützung bieten darüber hinaus die Fachstelle für Pflegende Angehörige im Landratsamt (Telefon: 089/62 21 21 64) und der dortige Bürgerservice.

© SZ vom 21.12.2020 / sab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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