Ismaning:Bearbeitete Baumriesen

Lesezeit: 1 min

Charlotte und Helena freuen sich über den Frosch, den die Holzbildhauerin Stephanie Huber in Ismaning aus gefällten Eschen geschaffen hat. (Foto: Robert Haas)

Künstlerin hat zwei Holzskulpturen aus toten Eschen gestaltet

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Den meisten Spaziergängern blutete das Herz, als sie sehen mussten, was übertrockene Sommer und ein Schädlingsbefall nötig gemacht haben: Hunderte Eschen musste die Gemeinde Ismaning in den vergangenen Monaten in ihren Waldgebieten und den Isarauen fällen lassen, weil sie nicht mehr standfest waren oder Äste herabzustürzen drohten. Als sicht- und spürbare Erinnerung kommen einige der gefällten Baumriesen nun immerhin zu besonderen Ehren. Die Holzbildhauerin Stephanie Huber hat im Auftrag der Gemeinde aus zwei Stämmen beeindruckende Skulpturen geschnitzt: Am Südufer des Eisweihers liegt künftig ein gestrandeter Hai auf der Lauer nach übermütigen Badegästen. Am Spielplatz in der Isarau wartet eine Krötenfamilie darauf, entdeckt zu werden.

Alle Objekte sind bewusst nicht als museale Skulpturen gedacht, sondern als Kunst zum Anfassen. "Es ist eigentlich das größte Kompliment für mich, wenn Kinder neugierig werden und meine Skulpturen gleich anfassen wollen", sagt Bildhauerin Huber. Die 43-jährige gebürtige Münchnerin, die in Selb im Fichtelgebirge lebt, ist bei Weitem keine Unbekannte in Ismaning. Im Gemeindegebiet findet sich bereits eine ganze Sammlung ihrer Kunstwerke - wenn man auch manchmal genau hinschauen muss, um diese zu entdecken. Im Herbst 2006 gestaltete Huber ihre erste Arbeit auf Ismaninger Flur, aus einem Eschenstumpf schnitzte sie unweit der Seidl-Mühle eine Christophorus-Figur. Eindrucksvoll und unverrückbar wacht der etwa fünf Meter hohe Hüne seither über den Seebach. 2007 folgten ein großer Fisch in den Isarauen sowie eine Eichenbank im Taxetwald, 2016 dann eine Isarnixe und ein lebendiges Mahnmal für einen alten Walnussbaum.

Ein besonders spannender Aspekt ihrer Arbeiten ist für Huber deren Lebendigkeit: Die Künstlerin formt das Holz der Stämme mit der Kettensäge, lässt es ansonsten aber unbehandelt. Auf diese Weise folgt es dem Lauf der Natur, verändert sich und verrottet auch irgendwann - so wie es etwa der Fisch in der Ismaninger Isarau gerade tut. Dass sie für ihre Arbeiten zur eher martialisch anmutenden Kettensäge und nicht zum Holzmeißel greift, ist für Huber eine "zeitgemäße Fortführung des Holzbildhauerhandwerks". Dank des elektrischen Werkzeugs werden Kunstwerke in anderen Dimensionen möglich; zudem werden diese günstiger.

© SZ vom 10.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: