Ismaning:Auch im Schneckentempo ans Ziel

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Ismaninger Grundschule informiert über ihr Konzept des selbstbestimmten Lernens

Von Sebastian Franz, Ismaning

Unterricht an der Grundschule an der Camerloherstraße in Ismaning ist anders: Die Schüler können an Tablets selbstbestimmt in virtuellen Lernwerkstätten lernen. So entdecken etwa zwei erste Klassen im Heimat- und Sachunterricht gerade eine Schneckenwerkstatt, in der sie alles über Schnecken lernen - nur eben jeder Schüler im eigenen Tempo. Schnellere Schüler freuten sich darüber, weitermachen zu können statt zu warten, erklärt Schulleiterin Antje Zeisler. Gleichzeitig seien die Lehrkräfte in der Lage, sich intensiver um Kinder mit langsamerem Lerntempo zu kümmern. Alles anders ist aber auch an der Camerloherstraße nicht: Obwohl das Konzept selbstbestimmtes Lernen fördert, sei man nach wie vor eine Regelschule. Und zu der gehören selbstverständlich auch sogenannte Lernstandsfeststellungen, also Klassenarbeiten.

Über das andere Lernkonzept informiert die Schule interessierte Eltern dieser Schule an diesem Freitag an einem pädagogischen Tag zwischen 14 und 15.30 Uhr. Der Termin ist nicht öffentlich. Am Vormittag arbeiten die Schüler im Rahmen eines Pilotprojekts an neuen, eigenen Themen, am Nachmittag präsentieren sie ihre Ergebnisse und Erlebnisse den Eltern und anderen interessierten Menschen aus der Gemeinde. Zu Gast ist Margret Rasfeld, Mitbegründerin der Initiative Schule im Aufbruch, welche hinter dem Projekt "Ganztag, Bildung, Zukunft", das gemeinsam mit dem Kreisjugendring München-Land, der Hochschule München und dem Expertennetzwerk "The Dive" entwickelt wurde.

Im Rahmen des Projekts lernten Grundschüler, Verantwortung zu übernehmen - für sich selbst und für ihre Umwelt, sagt Schulleiterin Zeisler. Auch der sogenannte "Frei Day" gehört zu dem Projekt. Das ist ein Unterrichtsmodul mit mindestens vier Wochenstunden, in der Regel freitags. In diesen bewertungsfreien Stunden sollen Schüler sich selbst herausfordern. Dazu suchen sie sich eigene Aufgaben, entwickeln Lösungen und setzen diese in die Tat um; am besten in der eigenen Gemeinde oder nahen Umgebung.

Eine zweite Klasse hat laut Rektorin Zeisler festgestellt, dass regelmäßig Müll auf dem nahegelegenen Spielplatz sowie dem eigenen Schulhof herumliegt. Ihre "Frei Days" haben die Zweitklässler genutzt, dem Bürgermeister gemeinsam einen Brief zu schrieben, in dem um Erlaubnis baten, auf den öffentlichen Plätzen Müll zu sammeln und selbstgestaltete Schilder anzubringen. Auf denen appellieren sie an die Menschen, die Plätze doch bitte sauber zu hinterlassen. Das Müllsammeln fand statt, als Sportunterricht wegen der Corona-Schutzmaßnahmen verboten war.

Am Pädagogischen Tag am Freitag erzählen Schüler und Lehrer nicht nur den Besuchern von ihren Erfahrungen, sondern auch den Schülern der Klassen, die bislang noch nicht am Pilotprojekt teilnehmen. Viele Klassen lernten die Konzepte zum ersten Mal kennen, so Zeisler.

© SZ vom 18.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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