Ismaning:Antanzen gegen die Müdigkeit

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An den Auftritten liegt es nicht, dass das Publikum bei der "Kultur im Schlosspark" nicht recht in Schwung kommt

Von Cathrin Schmiegel, Ismaning

Die Musik hat die Menschen in den Ismaninger Schlosspark gelockt. Die schwüle Luft drückt sie auf die Decken, die die Besucher vor die Bühne auf den Rasen gelegt haben. Ein paar Kinder spielen auf der Wiese Fangen. Insgesamt sind es nicht viele Menschen, die sich an diesem Samstagnachmittag vor dem Schlosspavillon versammelt haben, 100 bis 200 vielleicht. Das mag an der großen Zahl der Möglichkeiten liegen, an die 30 Veranstaltungen sind an diesem Wochenende überall in der Grünanlage geboten. Drei Tage lang gibt es in Ismaning "Kultur im Schlosspark". So sind die meisten von denen, die es um 15 Uhr schon in den Park geschafft haben, vermutlich da, um dem eigenen Nachwuchs bei seinem Auftritt zuzusehen.

Mehrere 100 Ismaninger sind an der Organisation und Umsetzung des Wochenendes beteiligt gewesen. Eine von ihnen ist Tanja Eichhorn von der Volkshochschule Ismaning. Als ihre fünf bis fünfzehn Jahre alten Mädchen um 15 Uhr zu Hip-Hop, Jazz und Funk tanzen, steht sie an der Treppe. Mit ihren Händen fährt sie die Choreografie nach, verfolgt lächelnd jeden Schritt, der oben getan wird. "Elements" heißt das Programm, das sie auf die Beine gestellt hat.

Nicht nur die Ismaninger Hoftänzer trugen bei ihrem Auftritt historische Kostüme, ... (Foto: Catherina Hess)

"Meine Inspiration hole ich mir aus den Dingen, die mich derzeit beschäftigen und die sich tänzerisch gut umsetzen lassen", sagt Eichhorn. Erst nachdem der Auftritt ihrer Truppe beendet ist, versteht sich. Ihre Augen funkeln noch, so stolz ist sie, dass kein Schritt danebengegangen ist. Auch nicht bei den anspruchsvollen Soloeinlagen von Naomie Bender, Stella Feitelsone und Anna Diercksen, deren Lidschatten noch lange im Tageslicht glitzert. Ein Jahr lang hat Tanja Eichhorn mit ihren Tänzerinnen geübt, der halbstündige Auftritt ist nur ein Auszug aus einem längeren Programm.

Die Einlage ist kaum vorbei, schon dünnt sich die Menschenansammlung aus. Wo gerade noch Eltern ihren Kindern beim Tanzen zugesehen haben, bleiben platt gedrückte Stellen im Gras zurück. Natürlich, es sind nicht alle verschwunden. Die Dagebliebenen haben Glück: Das Anschlussprogramm zeugt von viel Liebe zum Detail. Die Ismaninger Hoftänzer tragen aufwendig verarbeitete Renaissance-Kostüme, sie eröffnen den "Zaubergarten", den Jadwiga Nowaczek inszeniert hat. 2000 bis 3000 Perlen sind an einem der pompösen Kleider angebracht worden. Sie funkeln von der Bühne herab, als die Tänzerin sich dreht. Sie ist nicht lange oben, für den zweiten Teil der Einlage kommt das Ensemble La Danza München die schmalen Treppenstufen empor. Es zieht die Besucher von der Zeit der Renaissance hinein ins 18. Jahrhundert.

... sondern auch manche Zuschauer. (Foto: Catherina Hess)

Die Szene selbst entstammt der Idee des französischen Komponisten Jean-Philippe Rameau. "Es ist ein Fest der Blumen", sagt Jadwiga Nowaczek, die ihrer eigenen Aussage nach eine Schwäche für historische Tänze hat. Der Geschichte des "Zaubergartens" ist leicht zu folgen. In wunderbaren Kostümen pflanzen Gärtner schönste Blumen, die zunächst mit grünem Stoff verdeckt sind und sich kurz darauf mit graziösen Bewegungen zur vollen Blüte entfalteten.

Birgit Boley verkörpert die Schönste von ihnen: die Rose. Die Zuschauer können diese Pracht nicht lange bewundern, der "Boreas" - den schneidenden Nordwind tanzt Jing Li - mäht die Pflanzen nieder, erbarmungslos und schnell. Erst Maria-Theresia Mühlbacher, die den lauen Südwind "Zephir" gibt, erweckt die Blumen zu neuem Leben. Die Besucher erwartet erneut ein lebendiger Tanz.

Es mag die Uhrzeit verantwortlich dafür sein, dass die Freude der Tänzer nicht auf die Besucher übergeht. Stumm sitzen die auf ihren Plätzen und nippen von ihrem mitgebrachten Wasser. Doch immerhin ist es noch früh an diesem Samstagnachmittag, im Schlosshof hat die Bewirtung erst seit zwei Stunden begonnen. Es bleibt noch Zeit, sich die schwüle Wärme schön zu trinken. An dem bunten Programm auf jeden Fall liegt es nicht, dass das Publikum so matt ist.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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