Ismaning:Am besten ein Amphicar

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Wohl dem, der am Sonntag einen Schirm dabei hatte, um die wenigen alten Automobile zu bestaunen, die es in Ismaning zu sehen gab. (Foto: Stephan Rumpf)

Zum Oldtimer-Treffen in Ismaning kommen nur wenige Liebhaber und Schaulustige

Von Bastian Hosan, Ismaning

Trotz der nur wenigen Autos ziehen sich tiefe Schlammspuren durch die Wiese. Versteckt unter Regenschirmen stehen zwei Männer in gelben Warnwesten. Sie sollen die Autos, Traktoren und Motorräder einweisen, die zur Oldtimer-Schau erwartet werden. Viel zu tun haben sie an diesem letzten Tag der Ismaninger Festwoche nicht. Das Treffen versinkt im Regen. Nur ein paar wenige kommen, dem Wetter trotzend, ebenfalls ausgerüstet mit Regenschirmen.

Alfred Lamprecht sitzt auf einem blauen Klappstuhl zwischen den Türen der Ladefläche seines Simca City Lasters. Über sich hat er provisorisch einen Schirm befestigt. Im Mundwinkel klemmt eine Zigarette. "Der ist von 1981", sagt er, klopft die Asche im Aschenbecher ab, den er an die Ladefläche geklemmt hat. Zusammen mit seiner Frau Snjezana und seinem Sohn Fabian ist Alfred nach Ismaning gekommen. Mit drei Autos, alles Simca. Sie stellen damit einen großen Anteil aller Oldtimer an diesem Sonntag. Warum sie drei Simcas fahren? "War mein erstes Auto. Dann hab' ich da gearbeitet. Dann immer Simca", sagt Alfred, der an seinen Autos alles selbst restauriert. Jedenfalls "das Technische".

Nur wenige Liebhaber bewegen ihren Oldtimer bei schlechtem Wetter aus den Garagen. Denen, die es tun, ist das Wetter egal. "In einer Stunde wird's schon besser", sagt einer. Keine 30 Sekunden später legt der Regen wieder richtig los. Ein Amphicar wäre jetzt gut. Schulterzucken. Die nächste Zigarette unterm Regenschirm.

Während immer wieder Fetzen der Musik aus dem Zelt in Richtung Wiese wehen, kommen tröpfchenweise doch noch ein paar Autos aus dem Regen. "Boah, ein Opel GT!", ruft Alfred Lamprecht. Über die Wiese quält sich ein roter Sportwagen, der Motor gurgelt, ein schlammiges Geräusch dringt an die Ohren. Jeder Neuankömmling wird genau unter die Lupe genommen. Jeder will wissen: Wie alt ist das Auto? Wie viel Arbeit steckt drin? Denn genau darum geht es den Fahrern: Sehen, aber auch gesehen werden.

Einer von zwei Motorradfahrern ist Christian Henke. Seine gelbe MZ TS, ein DDR-Motorrad, ist von 1975. Passend zu dem Oldtimer trägt er eine schwarze Lederkluft. "Es ist das erste Oldtimertreffen in diesem Jahr", sagt er. Und dann gleich im Regen. Aber was soll's? Wetter ist eben etwas, das man sich nicht aussuchen kann.

Zwischen den wenigen Traktoren, Motorrädern und Autos schleicht Roland Boenke umher. Er ist der Vorstand des FC Ismaning und hat das Oldtimertreffen organisiert. Organisiert? "Na ja, die Leute wissen, am Sonntag der Festwoche gibt es das Treffen, und kommen." Man sei inzwischen bekannt in der Szene. "Im vergangenen Jahr, da war hier die Hölle los", sagt Boenke und zieht sich wieder die Kapuze über den Kopf. So trottet er weiter durch den Regen. Heimgehen kann er nicht. Immerhin muss er warten, ob nicht doch noch Leute kommen. Für sie hätte er ein paar Biermarken in der Tasche.

Währenddessen zieht ein neues Auto die Aufmerksamkeit auf sich. Von satten 24 PS angetrieben, schiebt sich der Opel P4 von Eduard Warter auf seine Parkposition. Er klopft seinem Wagen auf Lenkrad. "Heute sind solche Autos eine Anlage", sagt er. "Steckt viel Arbeit drin." Auch dieses Auto, immerhin Baujahr 1937, wird bald wieder restauriert. Hier, in Ismaning, aber ist er nur einer von wenigen, die zeigen, wie viel Arbeit in ihren Autos steckt. Wieder verschwinden Köpfe unter Regenschirmen. Qualmwolken. Warten auf wenigstens bisschen Sonne.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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