Interaktiver Museumsführer:Per App zu Athene

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Besucher können das Aschheim-Museum nun auch auf dem Smartphone von daheim aus entdecken. Leiterin Anja Pütz will damit die Zeit der Schließung überbrücken und Lust auf einen späteren Besuch machen

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Dass sie nicht den Kopf in den Sand stecken, obgleich die Corona-Pandemie Konzerthallen, Galerien, Theater und Museen schon seit Wochen lahm legt, beweisen die Kulturschaffenden im Landkreis stetig. Auch Anja Pütz, die Leiterin des Aschheim-Museums, hat die Zeit des Lockdowns genutzt, um eine länger gärende Idee nun in die Tat umzusetzen: Seit dieser Woche können Interessierte das Museum trotz derzeit noch geschlossener Türen besuchen und die historischen Fundstücke aus der Aschheimer Geschichte bestaunen - ganz gemütlich und ohne Maske von zuhause aus. Möglich macht das eine App, die kostenfrei auf dem Smartphone installiert werden kann.

Die App sei so etwas wie ein interaktiver Museumsführer, erklärt Pütz. Die studierte Archäologin wollte schon längst einmal einen Audioguide für die kleine, aber feine Sammlung des Museums erstellen. Bei der Recherche nach Darstellungsmöglichkeiten stieß Pütz auf ein Programm der bayerischen Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen. Die Fachbehörde am Landesamt für Denkmalpflege, welche die mehr als 1200 nichtstaatlichen Museen in Bayern bei Neuplanungen und fachlichen Fragen des Museumsalltags unterstützt, bietet seit einiger Zeit auch Hilfe für den digitalen Zugang zu Museen an.

Normalerweise führt Anja Pütz (Mitte) Besucher durch das Aschheim-Museum. (Foto: Claus Schunk)

Unter dem Namen "Fabul-App" hat die Landesstelle einen App-Baukasten entwickelt, den die Museen und Gedenkstätten dank des Engagements der Sparkassenstiftung kostenfrei benutzen können. "Das ist wirklich eine große Hilfestellung", sagt Anja Pütz. "Für ein kleines Haus wie unseres wäre es nicht leistbar, eine eigene App zu entwickeln." Zumal es mit der Entwicklung nicht getan ist. Eine mobile Applikation muss auch gewartet werden und rechtssicher sein - all diese Aufgaben nimmt die Landesstelle den Museen ab.

Mit Leben füllen müssen die Verantwortlichen die digitale Hülle freilich selbst. Pütz hat dabei drei Schwerpunkte gesetzt: In einem Rundgang können Besucher sich virtuell durch das Museum führen lassen und die spannende Besiedlungsgeschichte der Region von der Jungsteinzeit über römische Besetzung bis zur Herrschaft der Agilolfinger, die im sechsten Jahrhundert nach Christus das damalige Herzogtum Baiern führten, verfolgen. Auch die moderne Geschichte der Gemeinde Aschheim kann nachgelesen oder als Audiodatei nachgehört werden. Wer gezielt Informationen zu einem bestimmten Exponat sucht, zum Beispiel der bronzenen Athene-Statuette, die auch das Emblem des Museums ziert, wird ebenfalls in der App fündig. Der dritte Schwerpunkt ist auch während der Museumsschließzeit zugänglich: Eine Route zeigt ausgewählte Geschichtszeugnisse, die sich bei einem Spaziergang durch Aschheim und Dornach entdecken lassen.

Jetzt setzt Pütz hilfsweise auf eine App, die sie in monatelanger Arbeit mit Inhalten bestückt hat. (Foto: Screenshot)

"Wenn jemand etwas in unserem Museum nachstöbern möchte, kann er das jetzt auch von zuhause aus tun", bilanziert Pütz zufrieden. Insgesamt aber hofft sie natürlich, Besucher mit der App zu motivieren, sich die Fundstücke auch im Original im Museum anzusehen - sobald das wieder erlaubt ist. "Wir sind bereit. Wir können öffnen, sobald wir dürfen", sagt die Museumsleiterin.

Ein Jahr lang etwa hat Pütz an den Inhalten für die App getüftelt, Fotos angefertigt, Texte verfasst und Sprecher gesucht. Im Landkreis ist sie damit nach jetzigem Kenntnisstand mit dem Aschheim-Museum die erste, die eine solche App anbietet. Doch mehrere andere kleinere Häuser seien gerade dabei, ähnliche Angebote zu entwickeln, weiß Pütz. Auch sie selbst hat noch einige Ideen. In den kommenden Wochen soll neben der deutschen auch eine englischsprachige Version der App verfügbar sein. Außerdem hofft Pütz, dass das Museum bald nicht nur im Google Play-Store, sondern auch für Apple-Geräte zum Download bereitstehen wird. Eine Führung für Kinder schwebt ihr zudem noch vor, außerdem wird der Ortsspaziergang um weitere Außenstationen ergänzt werden.

Die App zum Aschheim-Museum ist derzeit für Smartphones mit Android-Betriebssystem im Google Play-Store erhältlich . Die App ist kostenlos.

© SZ vom 19.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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