Innenstadt:Mehr Leben am Fluss

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Gemütlich schlendern von der Museums- zur Praterinsel? Einen durchgängigen Boulevard wie vor 100 Jahren wird es möglicherweise nicht geben. Dennoch soll die Isar "erlebbarer" werden. Pläne gibt es schon.

M. Ruhland

Die Stadt entdeckt ihren Fluss neu. Während die Bauarbeiten für den letzten Abschnitt der Isar-Renaturierung zwischen Reichenbachbrücke und Deutschem Museum noch laufen, denkt das Planungsreferat bereits weiter. Der innerstädtische Isarraum bis zur Maximiliansbrücke soll für die Münchner zugänglicher und erlebbarer werden: mehr Angebote zum Verweilen, bessere Wege, Platz für temporäre Kulturaktionen.

Die Renaturierung der Isar erreicht an der Corneliusbrücke ihr Ende. Von dort an soll es urbaner zugehen. (Foto: Robert Haas)

In einem Workshop hat Stadtbaurätin Elisabeth Merk nun zusammen mit Fachleuten aus der Verwaltung und Politikern aller Fraktionen Ideen gesammelt. Die Ergebnisse möchte Merk im kommendem Frühjahr dem Stadtrat vorstellen. "Wir wollen dann mit einem Rahmenplan in eine öffentliche Diskussion mit intensiver Bürgerbeteiligung gehen", sagte Merk zur SZ.

Weil in dem dicht bebauten Raum sehr unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen, will die Professorin für Städtebau behutsam vorgehen. "Wir werden nicht einfach einen Plan zeichnen, über den dann abgestimmt wird." Konsens herrschte bei der Arbeitssitzung, dass gerade die Museums- und die Praterinsel sich mehr zur Stadt hin öffnen sollten.

"Wir wollen einen Wunschzettel an das Deutsche Museum herantragen", berichtete Merk. Die Idee stoße auf offene Ohren, die Leitung des Museums hält sich allerdings noch sehr bedeckt, was ihre eigenen Pläne für den Umbau und die Sanierung des Areals betrifft. Außerdem waren sich die Teilnehmer nach den Worten der Stadtbaurätin einig, dass das Angebot für Fußgänger deutlich verbessert werden soll.

Das beginne bei den Bänken, die zum Teil in einem erbärmlichen Zustand seien, gehe über mehr Kioske oder Cafés an den Brücken, beinhalte eine liebevollere Pflege der Grünanlagen und schließe auch mehr und bessere öffentliche Toiletten ein. Zudem wolle man, so Merk, die Kultur fördern und bestimmte Plätze für temporäre Aktionen zur Verfügung stellen.

Als Beispiel dienen die Urbanauten, die seit 2006 auf dem Balkon der Corneliusbrücke den Kulturstrand betreiben. "Fest steht aber, dass wir keine Partymeile wollen", sagte Merk. Das Planungsreferat reagiert mit seinem Vorstoß auch auf Anträge, die Fraktionen in den Stadtrat und in die Bezirksausschüsse eingebracht hatten. Die Grünen forderten beispielsweise im April 2009 vor allem mehr Cafés und Kioske sowie Sichtbalkone am westlichen Isarkai.

Welches Potential in dem Raum steckt, hatte die 850-Jahr-Feier im Sommer 2008 gezeigt, als zum Brückenfest die Straßen an der Isar für den Autoverkehr gesperrt waren. Zehntausende flanierten auf den Uferstraßen. Auch das Münchner Forum und die Urbanauten thematisierten in Podiumsdiskussionen die Frage, wie man die innerstädtische Isar aufwerten könnte - zum Beispiel durch Kunst und Kultur.

"Vor 100 Jahren gab es einen durchgängigen Boulevard von der Museums- bis zur Praterinsel. Das würde auch heute die Leute begeistern", sagte Benjamin David. Der Urbanauten-Chef ist ganz angetan von der Initiative des Planungsreferats, das für den Workshop eine 45-seitige Materialsammlung zusammengestellt hat. Unterdessen nähert sich die Isar-Renaturierung ihrem Ende.

Derzeit weiten Bagger das Flussbett rund um die Reichenbachbrücke und legen einen neuen Seitenarm an, der in die Kleine Isar führen wird. An den Ufern werden Sitzsteine eingesetzt. Wenn das insgesamt 35 Millionen Euro teure Projekt "Isarplan" im Juni 2011 nach insgesamt elf Jahren Bauzeit seinen Abschluss findet, fließt die Isar auf acht Kilometern wieder ein wenig wilder durch die Stadt, die damit auch für Hochwasser besser gewappnet ist.

© SZ vom 18.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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