Infoscreens in MVG-Zügen:Fernsehen auf der Strecke

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Die MVG will bis 2014 alle U- und Trambahnen mit dem sogenannten "Fahrgast-Fernsehen" ausstatten - insgesamt 2100 Doppelmonitore sollen eingebaut werden.

Marco Völklein

Noch im ersten Halbjahr 2011 will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) mit ihrem "Fahrgast-Fernsehen" loslegen. Berlin-Besucher kennen ein ähnliches Angebot - in den dortigen U-Bahnen flimmern seit einiger Zeit bereits Kurzinformationen über Bildschirme. Die MVG will etwas ähnliches nun auch in München starten. Im Endausbau sollen an der Isar jedoch nicht nur die Fahrgäste in der U-Bahn "in die Röhre gucken", sondern auch die in den Trambahnen. Bis es allerdings so weit ist, muss die MVG noch viel Zeit und Geld (insgesamt 6,5 Millionen Euro) investieren.

Die neuen Trambahnen der MVG vom Typ Variobahn sind bereits mit Infoscreens ausgestattet. (Foto: Catherina Hess)

Ziel des Ganzen ist es laut MVG-Chef Herbert König, die "Information der Fahrgäste zu verbessern". Bislang ist es nämlich so, dass insbesondere in den U-Bahn-Waggons der alten Baureihen, die zum Teil noch aus den siebziger Jahren stammen, die Fahrgäste nur durch die Durchsagen der Fahrer informiert werden. "Nächster Halt: Harras", ist da dann zu vernehmen. Wenn es gut läuft, nennt der Fahrer auch noch die weiteren Anschlüsse ("Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn") - mehr aber auch nicht. "Wir wollen da deutlich besser werden", kündigt König an.

Künftig will die MVG in allen Bahnen ein Infosystem anbieten, dass die Fahrgäste bereits aus den modernen Bussen kennen: Ein Monitor zeigt an, welche Haltestellen der Bus als nächstes ansteuert; zudem werden die Anschlussmöglichkeiten an der jeweiligen Haltestelle aufgeführt (also andere Bus-, Tram- und U-Bahnlinien). Eine freundliche Frauenstimme gibt die Infos auch akustisch weiter. Um diesen Service in den U- und Trambahnen anbieten zu können, muss die MVG die Züge mit neuen Monitoren ausstatten.

Dies nutzt MVG-Chef König nun, um gleich noch das "Münchner Fenster" anzubieten - ein sogenanntes "Infotainmentprogramm", das die Fahrgäste unterhalten, aber auch informieren soll. Neben dem Monitor für die Haltestelleninfos installieren die MVG-Techniker dazu einen zweiten Monitor, auf dem das Infotainmentprogramm laufen soll. Das besteht aus einer Programmschleife, die etwa 15 Minuten umfassen wird. Fünf Minuten davon sind regionale und überregionale Nachrichten, drei Minuten werden Hinweise auf Veranstaltungen gesendet. Weitere zweieinhalb Minuten sind für Magazinbeiträge reserviert; und etwa eineinhalb Minuten will die MVG für sich selbst nutzen - um zum Beispiel auf Umleitungen, Fahrplanänderungen und Baustellen hinzuweisen oder zur Sauberkeit zu mahnen.

Drei Minuten schließlich sind für Werbung reserviert - "um die Investitionen für das Projekt wieder einzuspielen", wie König sagt. Am Ende soll das Programm sogar einen "Deckungsbeitrag für den Nahverkehr" liefern; also Geld bringen, um den Nahverkehr auszubauen. Wichtig ist: Das Programm läuft ganz ohne Ton; die Nachrichten werden mit Bildern und in Textform präsentiert - in etwa so wie derzeit bereits bei den Animationen auf den Großbildwänden in zentralen U-Bahnhöfen. Die Fahrgäste werden nur die Ansagen der Frauenstimme vom Band vernehmen, die auf den nächsten Halt hinweist.

2100 Doppelmonitore bis 2014

Technisch läuft das Ganze so ab: An den Endhaltestellen der verschiedenen U-Bahnlinien bauen die MVG-Techniker Sendeanlagen ein, die per Funk die Programmschleife ins Fahrzeug übertragen; aus einem Speicher im Zug wird das Programm dann immer und immer wieder abgespielt - bis der Zug die entgegengesetzten Endhaltestelle erreicht. Dort angekommen überträgt erneut ein Sender eine neue, nun aktualisierte Programmschleife auf den Speicher - so kommen die neuesten Nachrichten auf den Bildschirm. Mit diesem neuen Programm geht der Zug dann erneut auf die Reise.

Bis zum Jahr 2014 will die MVG sämtliche U- und Trambahn-Waggons sowie alle Strecken mit der neuen Technik ausgestattet haben; dazu müssen die Techniker in der U-Bahn-Basis in Fröttmaning insgesamt 2100 Doppelmonitore einbauen. Bei den neuen U-Bahnen vom Typ C2, die die MVG im Herbst bestellt hat und die von 2012 an ausgeliefert werden sollen, sind die Monitore bereits eingebaut. Ebenso die neuen Trambahnen vom Typ Variobahn, die die MVG allerdings derzeit nicht einsetzen kann, weil die Regierung von Oberbayern die Zulassung verweigert - sie stört sich allerdings nicht an den Monitoren, sondern hat andere Bedenken angemeldet.

In der Endausbaustufe bis 2014 will die MVG auch noch einen weiteren Service bieten: Dann soll eine dynamische Fahrgastinformation hinzukommen. Das heißt: Daten werden in Echtzeit übertragen. Das System kennen Fahrgäste zum Beispiel von Trambahnhaltestellen in der Innenstadt: Dort zählt eine Anzeige die Minuten herunter, bis der nächste Zug eintrifft. Ähnliches will die MVG in den Zügen bieten: Rollt zum Beispiel ein Zug der U3 auf den Haltepunkt Sendlinger Tor zu, dann soll der Monitor künftig zeigen, in wie vielen Minuten die Trambahnen an der Oberfläche abfahren, aber auch die nächsten Züge von U1 und U2. Dazu jedoch muss die MVG in den Tunneln noch ein Datenfunksystem errichten. Und das dauert einige Zeit - sicher bis zum Jahr 2014.

© SZ vom 12.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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