In Taufkirchen:Vom Konsumenten zum Produzenten

Lesezeit: 2 min

Die Bayernwerk AG berät Privatleute, die Strom aus erneuerbarer Energie erzeugen wollen

Von Iris Hilberth, Taufkirchen

Ihren Strom würden die meisten Leute am liebsten selbst produzieren. Davon ist zumindest die Bayernwerk AG überzeugt und will diese Haltung mit einer eigenen Studie bestätigt haben. Doch ganz so einfach ist es oft gar nicht, vom Konsumenten nun auch zum Produzenten von Strom aus erneuerbarer Energie zu werden. Ob Biogasanlage, Fotovoltaik auf dem Dach oder auch mit einem Blockheizkraftwerk: Von der Anmeldung des Vorhabens über die Einspeisezusage bis zur Inbetriebsetzung der Anlage tun sich oft jede Menge Fragen auf, die sich auch mit noch so guten Informationen im Internet häufig nicht restlos beantworten lassen. Es besteht offenbar Beratungsbedarf, hat die Bayernwerk AG festgestellt, sie baut daher seine Netzcenter in ganz Bayern nun zu Servicecentern für die Kunden aus. "Die Energiezukunft ist fester Teil des gesellschaftlichen Umbruchs", sagte Bayernwerk-Vorstandvorsitzender Reimund Gotzl. Die Energiefrage rücke immer näher an den Bürger heran. Als Pilotprojekte sind die Standorte in Taufkirchen an der Karwendelstraße und in Weiden in der Oberpfalz schon umgebaut worden. Hier können die Kunden bereits in den neu gestalteten Räumlichkeiten die Beratungsmöglichkeit nutzen.

265 000 Einspeiser zählt das Unternehmen derzeit im gesamten Bayernwerk-Gebiet. In Summe produzieren die Anlagen 9000 Megawatt Strom im Jahr. "Das ist vergleichbar mit zehn bis elf Kernkraftwerken", sagt Unternehmenssprecher Maximilan Zängl. Zwar seien manche Leute schon vorher in die Netzcenter gekommen, wenn sie Fragen hatten, so Zängl. "Als technischer Standort des Bayernwerks waren wir natürlich auch bisher für Kunden da", betonte Uwe Wollschläger, Netzbauleiter am Netzcenter in Taufkirchen. Optimal war der Service allerdings bislang nicht, mit eigenen Kundenräumen sei man jetzt besser gerüstet, um etwa Planauskünfte bei Baumaßnahmen, Informationen und Service zum Hausanschluss und zu Stromzählern zu geben oder Fragen rund um Planung, Anschluss, Betrieb und Abrechnung einer Einspeiseanlage zu beantworten. Sechs der insgesamt 60 Mitarbeiter im Netzcenter Taufkirchen sind für die Kundenberatung zuständig. Betreut werden von diesem Standort aus die Landkreise München, Ebersberg, Erding, Fürstenfeldbruck und Starnberg. Ein weiteres Netzcenter betreibt das Unternehmen im Landkreis München in Unterschleißheim. Auch hier sollen demnächst die Umbaumaßnahmen beginnen, um einen besseren Service zu garantieren.

Etwa vierzig Bürgermeister aus den vom Taufkirchner Standort aus betreuten Landkreisen hatten sich zur Präsentation der neuen Räume eingefunden. Insbesondere wollte die Bayernwerk AG den Kommunalpolitikern ihr Engagement in der E-Mobilität vorstellen. Im Hof des Netzcenters stehen inzwischen vier E-Ladesäulen, die seit einigen Wochen in Betrieb und rund um die Uhr öffentlich zugänglich sind. Sie können per App genutzt werden.

Eine Schlüsselrolle für den Fortschritt der E-Mobilität sieht Vorstandsvorsitzender Gotzel in der Ladeinfrastruktur. Für die Akzeptanz und die Erlebbarkeit von E-Mobilität seien vor allem die Kommunen ein wichtiger Partner. "Dort werden Klima- und Energieeffizienzpläne sowie Verkehrskonzepte erstellt." Die verschiedenen Lademöglichkeiten, deren Installation, Betrieb und Wartung die Bayernwerk AG ebenfalls anbietet, können am Netzcenter in Taufkirchen getestet werden: Hier gibt es sowohl die kleine Lösung für die Installation an der Straßenlaterne als auch eine größere Ladestation mit zwei Anschlüssen. Um etwa einen Renault Zoe aus dem Bayernwerk-Fuhrpark komplett aufzuladen, muss man ihn etwa eine Stunde ans Netz hängen. Damit kommt man dann ungefähr hundert Kilometer weit.

Derzeit ist die Bayernwerk AG dabei, den gesamten Fuhrpark auf E-Mobilität umzustellen. Aus bislang 30 Fahrzeugen, die jetzt schon rein elektrisch unterwegs sind, sollen bis zum Jahr 2025 insgesamt 1300 werden. Die Angestellten, die nicht im Service unterwegs sind, sollen bereits in drei Jahren elektrisch fahren. "Problematisch sind noch diejenigen, die im Gelände unterwegs sind und Allrad benötigen", erklärt Gotzel. Die Technik sei in diesem Bereich derzeit noch nicht so weit.

Das Bayernwerk-Netzcenter an der Karwendelstraße 7 in Taufkirchen hat für Kundenanliegen Montag bis Donnerstag von 7.30 bis 16 Uhr und Freitag von 7.30 bis 15 Uhr geöffnet.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: