Coronavirus im Landkreis:Landrat: Alles wird verimpft

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Christoph Göbel bestreitet, im Landkreis gehe es langsamer voran als in der Stadt. Derzeit ist die Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen an der Reihe.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Landrat Christoph Göbel (CSU) tritt Behauptungen entgegen, der Landkreis München impfe langsamer als die Landeshauptstadt. Ihn erreichten immer wieder entsprechende Schreiben, in denen kritisiert wird, der Landkreis hinke bei der Verabreichung der Vakzine hinterher, sagte Göbel in seinem wöchentlichen Corona-Briefing. Dass in der Stadt München bereits Menschen Anfang 70 geimpft werden, während im Landkreis derzeit noch vornehmlich die Altersgruppe der über 75-Jährigen an der Reihe ist, habe einen einfachen Grund: "Wir sind älter." Die Altersstruktur - bezogen auf die Gesamtbevölkerung - sei im Landkreis eine andere als in der Stadt.

Auch der Verdacht, der Landkreis erhalte bezogen auf den Bevölkerungsanteil weniger Impfstoff als die Landeshauptstadt, ist dem Landrat zufolge falsch. Der Verteilungsschlüssel seitens des Freistaats werde strikt eingehalten, alle Landkreise und kreisfreien Städte würden entsprechend ihrer Einwohnerzahl mit Vakzinen bedacht. Daher könne es auch gar keine Verzögerungen beim Impfen im Landkreis geben, da die Impfstoffe überall in einem Zeitkorridor von spätestes drei bis fünf Tagen nach Eintreffen an die Patienten weitergereicht werden müssten. "Im Landkreis geschieht das nach drei Tagen", so Göbel, der sich auch einem weiteren Kritikpunkt ausgesetzt sieht: Dass in München - anders als im Landkreis - Impftermine durch die Impfzentren auch kurzfristig binnen eines Tages vergeben würden. Dies sei auch in den Impfzentren des Landkreises der Fall, hielt Göbel dagegen, etwa wenn Termine spontan abgesagt würden oder ein spezieller Impfstoff abgelehnt werde. In diesen Fällen kämen die sogenannten Härtefalllisten der Impfzentren ins Spiel, auf denen Menschen registriert sind, die dringend geimpft werden müssen. Diese würden vom Impfzentrum aus angerufen, ob sie noch am selben Tag Zeit für eine Impfung hätten, auch wenn sie bislang noch keinen Termin vom bayerischen Koordinationssytem Bayimco erhalten haben.

Es werde alles verimpft, keine einzige Dosis gehe verloren, versichert der Landrat. Allerdings bleibe es weiterhin bei der klaren Priorisierung nach Alter; im Zweifel würden immer die Älteren vor den Jüngeren geimpft. Derzeit ist die Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen an der Reihe.

Den Ankauf von Lizenzen für die Öffnungs-App "Darf ich rein" durch den Landkreis verteidigte Göbel, obwohl die Staatsregierung am Mittwoch entschieden hat, bei Öffnungsstrategien auf die App Luca des Sängers Smudo setzen zu wollen. Er begrüße den Einsatz der Luca-App sagte Göbel. Die Darf-ich-rein-App, die seit einigen Wochen etwa in den Liegenschaften des Landkreises verwendet wird, werde allerdings vorerst weiter in Betrieb bleiben.

Die Anschaffung der Lizenzen vor wenigen Wochen sei absolut richtig gewesen, weil etwa auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband auf das Produkt setze und eine interne Prüfung im Landratsamt ergeben habe, dass es mit der App keinerlei datenschutzrechtliche Probleme gebe. Ein finanzieller Schaden sei mit dem Ankauf ebenfalls nicht entstanden, so Göbel. Die Investitionen lägen lediglich im niedrigen vierstelligen Bereich, zudem existiere eine Ausstiegsklausel, falls eine andere App wie nun Luca zum Einsatz kommt.

Dass es bald zu weitreichenden Öffnungen im Landkreis kommen könnte, zieht Göbel in Zweifel. Mit Blick auf die niedrigeren Infektionszahlen über Ostern sprach er davon, dass "es wenig Hoffnung auf einen dauerhaften Trend" gebe. Die Neuansteckungen von Mittwoch (61) und Donnerstag (60) belegten dies. Erfreulich sei die Situation in den Alten- und Pflegeheimen: Dort gehen die Infektionen zurück.

© SZ vom 09.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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