Ideenwettbewerb:Synergieeffekte für den Klimaschutz

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Philipp Schwarz, 36, ist in Pullach aufgewachsen. Nach Stationen in Dubai, London und Indien ist er wieder in die Isartalgemeinde zurückgekehrt und betreibt dort auch seine Firma. (Foto: privat)

Ein Pullacher Start-up will Gemeinden vernetzen und gewinnt dafür einen Preis des Forschungsministeriums

Von Patrik Stäbler, Pullach

Eine Gemeinde - nennen wir sie einmal Aging - will ihre Straßenbeleuchtung auf LED umstellen. Dieser Plan bereitet im Rathaus an verschiedenen Stellen reichlich Arbeit: Es werden Konzepte entworfen, Expertenmeinungen eingeholt, Finanzierungsmodelle geprüft, Vorlagen für den Gemeinderat erstellt, verschiedene Lampen getestet und noch einiges mehr. Kurzum: Bis die Straßen von Aging in neuem LED-Glanz erstrahlen, muss die Kommune viel Zeit und Geld investieren.

Wenig später fasst auch die Gemeinde Beging den Plan, ihre Straßenbeleuchtung auf LED umzurüsten - worauf im dortigen Rathaus die gleiche Maschinerie in Gang gesetzt wird. Dabei könnte Beging von den Erfahrungen in Aging profitieren, doch dieser Wissenstransfer werde kaum oder nicht genutzt, sagt Philipp Schwarz, 36, Unternehmer aus Pullach. Er ist überzeugt: "Da ist noch sehr viel Ineffizienz vorhanden." Und genau hier setze seine Web-Plattform namens Gov-Share an. Die Idee dahinter: An einem zentralen Ort im Internet können sich Gemeinden und Städte über Lösungen für den kommunalen Klimaschutz und das Thema Ressourcenschonung informieren, bekommen Praxisbeispiele, Umsetzungshilfen und Fördermöglichkeiten an die Hand sowie Verweise auf mögliche Dienstleister, Experten und Hersteller.

Für diese Idee ist das Projekt nun vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgezeichnet worden - im Rahmen des Wettbewerbs "Gesellschaft der Ideen". Von den mehr als tausend eingereichten Projekten wurden 30 mit dem Ideenpreis für soziale Innovation prämiert, drei davon aus Bayern. Philipp Schwarz kann sich nicht nur über ein Preisgeld von 12 500 Euro freuen, sondern sein Projekt wird in den kommenden sechs Monaten auch von Experten begleitet, inklusive Coaching und Beratung. Danach, so plant der 36-Jährige, solle ein "zumindest schmales Produkt" so weit fertig sein, dass er damit auf Gemeinden zugehen kann.

"Ich habe mich über die Auszeichnung unheimlich gefreut", sagt Philipp Schwarz. Nicht nur komme ihm das Preisgeld bei der Finanzierung seines Start-ups zupass, sondern die Anerkennung des Forschungsministeriums werde ihm auch in den Gesprächen mit den Kommunen helfen, glaubt er. Dabei ist Schwarz dieses Jahr schon in engem Austausch mit einigen Rathäusern gestanden und hat 30 Bürgermeisterinnen, Klimaschutzmanager und andere kommunale Entscheider interviewt. "Ich wollte ihre Meinung zu einem Angebot wie Gov-Share einholen", sagt Schwarz. "Und das Feedback war insgesamt sehr positiv." Wie sich seine Plattform finanzieren soll, sei derzeit noch offen. Eine Möglichkeit sei ein Abo-Modell, bei dem die Gemeinden einen fixen Beitrag bezahlen und im Gegenzug auf alle Inhalte zugreifen können.

Bevor er über das finale Ertragsmodell entscheidet, will Philipp Schwarz aber erst einen Prototypen entwickeln. Überdies sei er noch auf der Suche nach Partnern und Mitstreitern, betont er. Für den 36-Jährigen ist Gov-Share nicht die erste Firmengründung: Mit einem Kommilitonen hat er in Indien, wo er von 2009 bis 2013 gelebt hat, schon ein Unternehmen aus der Taufe gehoben. Zuvor hatte Schwarz auch in Dubai und London gearbeitet. Inzwischen wohnt er seit 2013 wieder in Pullach, wo er aufgewachsen ist. Dort will er nun also seine Idee verwirklichen von einer Onlineplattform für Gemeinden, die zu Klimaschützern werden wollen. "Bei Gov-Share geht es mir auch darum", sagt Philipp Schwarz, "dass ich etwas Sinnstiftendes und Wirkungsstiftendes mache."

© SZ vom 04.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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