Hollerner See:Dampf aus dem Kessel

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Unterschleißheim und Eching gehen im Streit um eine Großsauna am Hollerner See aufeinander zu. Der Rechtsstreit um die Bauleitplanung ruht erst einmal. Die Stadt strebt eine Grundsatzentscheidung an

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Wie will es das Unterschleißheimer Rathaus mit dem Hollerner See nun halten? Mit dem Plangutachten zur Entwicklung des Erholungsgebiets liegen jetzt konkrete Zukunftsszenarien vor. In seiner nächsten Sitzung will sich der Stadtrat daher mit einem Grundsatzbeschluss zum Planungsprozess der Nachbargemeinde Eching positionieren. Ein gemeinsamer Antrag von drei Parteien, auch die verkleinerte Thermen-Option kategorisch auszuschließen, wurde bis zu dieser Grundsatzdebatte vertagt. Und der parallele Rechtsstreit um die Echinger Bauleitplanung am See wurde vorerst auf Eis gelegt.

Die Kernfrage am Hollerner See ist immer noch: Gibt es eine kommerzielle Nutzung, also konkret eine See-Sauna am nordwestlichen Ufer, vor der Unterschleißheimer Haustüre, oder soll das Gelände naturnah entwickelt werden? Dereinst hatten Eching und Unterschleißheim gemeinsam eine Therme am See entwickeln wollen; die Therme war, zur Nutzung des Unterschleißheimer Thermalwassers, seinerzeit eine Initiative der Stadt gewesen. Mit einem Bürgerentscheid in Unterschleißheim wurde im Jahr 2010 aber diese Planung gestoppt.

Seitdem ist eine Therme zwar in dieser Begrifflichkeit tabu, zuletzt aber als See-Sauna in abgespeckter Form in den Plänen wieder aufgetaucht. Alle drei Entwürfe des Plangutachtens haben parallele Lösungen mit und ohne Sauna geliefert. Grüne, ÖDP und FDP im Unterschleißheimer Stadtrat haben nun gefordert, ein klares Unterschleißheimer Veto gegen die Planoptionen mit Sauna einzulegen. Diese Bebauungsvariante stehe in klarem Widerspruch zum Votum des Bürgerentscheids.

Damals hat das Bürgervotum ergeben, eine großflächige Bebauung am Hollerner See zu kommerziellen Zwecken abzuwehren und für die Entwicklung eines naturnahen Erholungsgebietes einzutreten. Auch wenn die formale Bindewirkung des Entscheids längst abgelaufen ist, hat die Stadt zuletzt 2015 bekräftigt, die Inhalte weiter zu vertreten.

Parallel zum gemeinsamen Planungsprozess läuft eine Klage der Stadt gegen Eching. Unterschleißheim verwahrt sich gegen eine Bauleitplanänderung am See. Eching hält dagegen, dass die Neuaufstellung nur ein formaler Akt ohne inhaltliche Aussage gewesen sei, die Inhalte würden erst im gemeinsamen Planungsprozess entwickelt. Beide Rathäuser haben sich jetzt dahin gehend abgestimmt, dass Unterschleißheim die Klage zwar in der Sache aufrecht erhält, das Verfahren aber in beidseitigem Einvernehmen ruhen soll. So verliert Unterschleißheim keine Rechtspositionen, der gemeinsame Dialog wird aber vorerst nicht durch einen Rechtsstreit belastet. Nachdem der Echinger Bauausschuss diesem Modus bereits zugestimmt hatte, hat ihn auch der Unterschleißheimer Stadtrat nun mit 22:8 Stimmen akzeptiert.

Der Hollerner See liegt komplett auf Echinger Flur, allerdings räumlich viel näher an Unterschleißheim als an Eching. Zur Nutzung des Erholungsgebietes haben die beiden Nachbarn daher einen gemeinsamen Zweckverband gegründet. Auch Grundstücke am Seeufer haben die beiden Kommunen erworben, teils einzeln, teils sogar gemeinsam. Die einstige Eintracht der Ansichten in den Rathäusern über den Umgang mit dem Gewässer ist dann allerdings am Bürgerentscheid zerbrochen.

© SZ vom 11.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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