Hohenbrunn:Schritt für Schritt in die Zukunft

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Der Gemeinderat bremst Bürgermeister Straßmair aus, der ein Fachbüro Grundlagen für ein Ortsentwicklungskonzept ausarbeiten lassen wollte. Das Gremium will sich erst einmal orientieren

Von Martin Mühlfenzl, Hohenbrunn

Der Hohenbrunner Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung hinter verschlossen Türen einen Antrag der Verwaltung gekippt, ein Planungsbüro für die Ausarbeitung der Grundlagen des Ortsentwicklungskonzeptes zu beauftragen. Drei Büros standen mit teils sehr unterschiedlichen, aber auch sehr konkreten Entwürfen für die künftige Entwicklung des Ortes und vor allem des Areals westlich der S-Bahn zur Auswahl - darunter das renommierte Stadtentwicklungsbüro Dragomir aus München sowie der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München.

Den Gemeinderäten aber ging dies zu schnell. Sie sahen einen Beschluss des Gremiums vom November 2018 missachtet, demzufolge die Verwaltung von Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) ein Büro finden soll, das die weiteren Prozesse der Ortsentwicklung begleiten und mit dessen Hilfe ein Planungsbüro für die konkreten Ausarbeitungen gefunden werden soll.

Dass dieser Beschlussvorschlag am Donnerstagabend in nicht-öffentlicher Sitzung beraten wurde, lag daran, dass auch über die Angebotssummen der drei Planungsbüros hätte diskutiert werden sollen. Wenn es ums Geld geht, werden die Türen verschlossen. In der Gemeinderatssitzung im Juli kursierte unter den Gemeinderäten eine Summe von 100 000 Euro, die für die begleitende Unterstützung durch ein Planungsbüro fällig werden könnten. Darüber wird nun vorerst nicht mehr gesprochen. Vielmehr haben sich die Gemeinderäte darauf geeinigt, mit externer Hilfe in den kommenden Monaten zunächst die grundsätzlichen Ziele und Leitlinien der Ortsentwicklung festzulegen. "Wir dürfen nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen", sagt Pauline Miller, Gemeinderätin von Bürgerforum/ÜFW-Freie-Wähler. "Wir haben jetzt den Weg bereitet, die Diskussion zur Ortsentwicklung weiter konstruktiv und vor allem auch planvoll zu bestreiten." Erst einmal müsse ein "Zukunftsbild für Hohenbrunn" entstehen, sagt Miller, "mit innovativen Ideen und Strategien". Damit das Gremium wisse, wohin die Reise inhaltlich gehen soll.

Bürgermeister Stefan Straßmair sagt, der eingeschlagene Weg sei "vollkommen okay", auch der Wille des Gemeinderats, mit den Büros noch einmal in Gespräche einzusteigen und womöglich noch einmal in Klausur zu gehen. Gleichwohl der Gemeinderat mit einem positiven Votum für ein Planungsbüro "ein deutliches Zeichen" hätte setzen können. "In der Sache selbst macht es keinen Unterschied", sagt Straßmair, der gleichzeitig deutlich macht, bei der Ortsentwicklung keine Zeit verlieren zu wollen: "Ich will, dass es weiter geht." Dabei verweist er auf "Phase eins": den Bürgerdialog, der Ende vergangenen Jahres abgeschlossen wurde, eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung, an der zahlreiche Hohenbrunner teilgenommen haben, und die Grundlage für "Phase zwei" darstellen soll. Eine konkretere Rahmenplanung mithilfe externer Beratung. "Diesen Schritt sind wir jetzt noch nicht gegangen", sagt Straßmair. Ihm sei wichtig, sagt der Bürgermeister, dass der Prozess nicht wegen der bevorstehenden Kommunalwahl im kommenden Jahr ins Stocken gerate,

Wie sich Hohenbrunn entwickeln soll, wird seit Jahrzehnten intensiv diskutiert. "Fast schon seit den Olympischen Spielen 1972", sagt Wolfgang Schmidhuber. Jetzt überstürzt in eine detaillierte Planungsphase in Zusammenarbeit mit einem Büro einzusteigen, sei aber nicht notwendig. "Unser Gefühl war, die Planungsbüros haben es schon als Auftrag empfunden, sehr konkret in die Planung einzusteigen", sagt der Gemeinderat der Grünen. "Und in der Regel läuft es ja so, sie machen, was ihnen im Erstgespräch gesagt wird. Und das führt der Bürgermeister."

Wichtig sei jetzt aber, sagt Schmidhuber, mit externer Hilfe in einer "Vorphase" über die Stoßrichtung zu sprechen. "Wollen wir Einfamilienhäuser, Geschosswohnungsbau, mehr in die Höhe. Wollen wir breitere Straßen oder Wohnstraßen. Darüber müssen wir uns klar werden", sagt Schmidhuber - und dies gehe nicht, wenn ein Büro "mit einem Projekt daher kommt und es an die Wand wirft", während sich der Gemeinderat erst orientieren müsse.

© SZ vom 01.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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